Moorehawke 02 - Geisterpfade
hochgekrempelt. Verblüfft stellte Wynter fest, dass seine Oberarme vor Silber funkelten. Sie starrte die Bärenembleme an, die seine Armreife zierten.
»Christopher, wo …«
»Wir wurden zum Abendessen eingeladen«, berichtete er knapp. »Nichts übermäßig Förmliches. Zieht euch einfach saubere Sachen an.«
»Aber, Chris.« Wynter streckte die Hand nach den Silberreifen aus.
Er zog den Arm weg. »Die haben mir Sól und Ash gegeben. Als Geschenk.«
Wynter sah ihm in die Augen. Merronische Armreife waren viel mehr als nur ein Geschenk. Sie waren ein Pakt. Sie waren ein Versprechen. Sie bedeuteten, dass man zu jemandem gehörte.
Christopher wandte den Blick ab. »Das Essen findet in Ashkrs Zelt statt«, murmelte er. »Beeilt euch.« Er wandte sich zum Gehen.
»Chris«, sagte Razi.
Christopher wartete.
»Sei nicht böse.«
Christophers Schultern sanken herab, aber er drehte sich nicht wieder zu ihnen um. »Geht euch umziehen. Wir sehen uns beim Essen.« Damit war er fort, schritt durch das rauchumnebelte Lager auf Ashkrs Zelt zu.
Schon wollte Razi ihm nachlaufen, doch Wynter hielt ihn am Arm fest. »Razi«, sagte sie, »der Schmied ruft nach dir.« Tatsächlich winkte ihm der Mann vom Eingang seines Zelts aus zu. »Nun geh schon«, drängte Wynter ihn sanft. »Bring dein Vorhaben zu Ende. Ich ziehe mich derweil um. Wir können uns im Zelt treffen, wenn du fertig bist. Geh, Bruder. Chris braucht einfach ein bisschen Zeit.«
»Möchtet Ihr noch etwas zu trinken, Iseult?«
Embla beugte sich vor, um Wynters Becher zu füllen, und erneut staunte Wynter über die prachtvollen Kleider der schönen Frau. Nicht übermäßig förmlich, sehr witzig! , dachte sie und zupfte an ihrem von der Reise angegriffenen Hemd, strich verlegen die Hose glatt. Hol dich der Kuckuck, Christopher Garron. Hätte ich gewusst, dass sich die Edlen ausstaffieren wie Sultane, hätte ich vielleicht wenigstens meine Stiefel geputzt .
Razi gluckste über etwas, das Ashkr gerade erzählte, und Wynter lächelte in seine Richtung. Er lehnte mit dem Rücken an einem Kissen, den Arm locker um Emblas Taille gelegt, die langen Beine gefährlich dicht neben den Überresten des Abendessens ausgestreckt. Diese Mahlzeit, das musste
Wynter zugeben, war wundervoll gewesen. Anfangs etwas eigenartig und gestelzt, doch es hatte nicht lange gedauert, bis die zwanglose Fröhlichkeit der Merroner, Razis gewandte Umgangsformen und die recht großzügige Handhabung des Weins die Spannungen gelöst hatten.
Du weißt doch , hatte Razi gesagt, als sie das Zelt betraten, dass ich nicht die Absicht habe, deinen Pflichten im Weg zu stehen, Embla? Ich maße mir nicht an, in dein Leben zu treten und dir vorzuschreiben, wie du es führen sollst. Was du auch tun musst, ich werde es achten, so wie ich dich selbst achte, uneingeschränkt und ohne Fragen .
Embla hatte ihn geküsst, Ashkr ihm etwas zu trinken eingegossen, und ab da war alles reibungslos verlaufen.
Diesen einen Abend , dachte Wynter, den müssen wir überstehen, mehr nicht. Noch einen Abend mit ihren seltsamen Sitten, und dann machen wir uns auf den Weg, besser beschützt als je zuvor. Und innerhalb einer Woche werden wir bei Alberon sein.
Eine Woche. Es war schwer zu glauben, dass sie schon so dicht dran waren.
Wieder lachte Razi, und Wynter schreckte aus ihren Gedanken auf.
Sólmundr, der auf der anderen Seite des Zelts an Ashkr gelehnt saß, widersprach seinem Freund. »Du erinnerst dich immer falsch, Ash. Es war Úlfnaor, nicht Wari, den die Konzessionsprüfer haben geworfen in den Fluss. Aber es war Wari, der hinterher war so krank. Weißt du noch? Das hat ihm geöffnet die Augen für Soma, bis dahin war er doch wie wild hinter dieser verrückten Dörflerin her, die von ihm wollte, dass er ihren Vater umbringt.«
»O Frith an Domhain!«, rief Embla und riss die Augen auf. »Diese Frau hatte ich ganz vergessen! Sie war wahnsinnig. Was hat Wari nur gesehen in ihr?«
Ashkr grinste durchtrieben und hielt die Hände vor sich, um riesige Brüste anzudeuten. Razi verschluckte sich und musste husten. »Ashkr«, tadelte er.
Auch Sólmundr tat empört. »Du bist herzlos, Ash. Embla hat recht, du denkst immer mit der Hose.«
Embla allerdings machte eine wegwerfende Geste. »Aber mit der Frau hat Ash recht. Ich sage euch, es war nicht Waris Herz , das sie hat erobert.«
»Jetzt hört schon auf!«, rief Sólmundr, der wider Willen schmunzeln musste. »Er war in sie verliebt .«
»Verliebt war
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