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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Luft auf das stille Zelt unter der sengenden Sonne zu starren und sich zu fragen, was wohl in seinem Inneren vor sich gehen mochte.
    Die Habseligkeiten der getöteten Loup-Garous wurden in der Mitte des Lagers zu einem kleinen Haufen aufgetürmt, und die Merroner kamen und gingen und nahmen sich, was ihnen zusagte. Wynter hielt sich fern; sie hatte kein Bedürfnis, etwas zu besitzen, das mit Wolfsgeruch verpestet war. Doch als Razi zurückkam, um die zweite Leiche zu holen, kauerte er sich zu Wynters Erstaunen mit dem Rücken zu ihr vor den Stapel und wühlte darin herum. Er schien etwas Bestimmtes zu suchen, und bald darauf sah Wynter, wie er seinen Dolch zückte und sich an etwas zu schaffen machte.
    Gerade als sie nachsehen wollte, richtete sich Razi wieder auf und steckte seinen Fund in den Munitionsbeutel an seinem Gürtel. Er blieb noch einen Moment vor dem Haufen stehen und betrachtete die kostbaren Gewänder und Zaumzeuge, und irgendetwas an seinen wütend hochgezogenen Schultern hielt Wynter davon ab, zu ihm zu gehen. Nach einem
letzten kurzen, düsteren Blick auf Ashkrs Zelt machte er auf dem Absatz kehrt und stapfte davon.
    Wynter machte sich wieder an ihre Arbeit.
     
     
    Recht früh am Abend kamen die Merroner einer nach dem anderen aus dem Wald zurück, und Wynter wurde bei den Trockengestellen nicht mehr gebraucht. Lange Zeit stand sie da und starrte Ashkrs immer noch aufdringlich stilles Zelt an. Dann wandte sie sich um und spazierte durch das gedämpfte Treiben des Lagers, um Razi zu suchen.
    Schließlich entdeckte sie ihn neben einem der Zelte, wo er sich völlig vertieft mit Händen und Füßen mit Wari und einem anderen Mann unterhielt. Alle drei waren stirnrunzelnd über etwas gebeugt, das Razi in seinen Händen hielt und dann dem Merroner gab. Als Wynter näher kam, wurde offenbar eine Einigung erzielt, denn Razi stand auf und schüttelte dem Mann die Hand, wie um einen Handel zu besiegeln.
    Wynter winkte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, und er kam zu ihr geschlendert. Als er ihre von der Arbeit verschmutzten Kleider bemerkte, zog er eine Grimasse. »Grundgütiger, Schwesterherz. Was hast du getrieben – dich in einem Trog voller Innereien gewälzt? Du wirst noch Schmeißfliegen ausbrüten!«
    »Du könntest dich in dem Aufzug aber auch nicht gerade bei Hofe zeigen, Razi Königssohn.«
    Er sah an sich herab. Sein bloßer Oberkörper und die Hose waren vom Ausheben der Gräber von oben bis unten mit Schlamm und Blut verschmiert. »Na so was«, sagte er merkwürdig überrascht. »O je.« Er hielt seine verdreckten Hände hoch, als könnte er sich nicht erklären, wie das passiert war. »Ich sehe ja ekelhaft aus!«

    Wynter fasste ihn am Ellbogen. »Komm mit«, sagte sie. »Wir gehen uns waschen.«
    Beide drehten sich um und wollten schon zu Ashkrs Zelt gehen, das nun hinter den anderen Zelten des Lagers verborgen lag. Doch urplötzlich fühlte sich Wynter zu Tode erschöpft, ihr war unerträglich heiß. In Razis schmutzigem Gesicht entdeckte sie die gleiche Mattigkeit und hakte sich bei ihm unter. »Hättest du Lust, schwimmen zu gehen?«, fragte sie.
    Er nickte. Da setzte hinter ihnen ein leises, gleichmäßiges Klopfen ein, der Klang eines kleinen Hammers, der auf Metall trifft. Wynter blickte sich um. Der Mann, mit dem Razi gesprochen hatte, kauerte neben dem Eingang seines puballmór und hämmerte ein kleines Stückchen Silber in Form.
    »Ist er Schmied, Razi? Hast du ihm einen Auftrag gegeben?«
    »Ja«, seufzte er. »Aber ich muss gestehen, dass ich nicht sicher bin, ob ich mein Vorhaben wirklich zu Ende bringen möchte. Ich fürchte, es könnte geschmacklos und plump sein.« Er zog eine Grimasse. »Ich würde lieber erst ein Weilchen darüber nachdenken, ehe ich darüber spreche. Einverstanden?«
    Wynter betrachtete sein müdes Gesicht. »Ist gut«, sagte sie zärtlich.
    Lächelnd schob Razi ihr den Hut in den Nacken, fand ein sauberes Stückchen Haut und küsste sie auf die Stirn. »Gehen wir schwimmen.«

An Lá Deireanach
    Z wei Stunden später liefen sie gemächlich über die Wiese zurück, vom Fluss geschrubbt, von der Sonne getrocknet, müde, hungrig und erfrischt, als Razi plötzlich zusammenzuckte und stehen blieb. Christopher kam mit wehendem Haar über das Gras auf sie zu.
    »Wo wart ihr?«, brüllte er. »Ich habe euch gesucht!«
    Er war sorgfältig gewaschen und gekämmt und trug seine saubersten Kleider, die Ärmel seines Unterhemds hatte er bis zu den Schultern

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