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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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wie sie ganz kurz in Razis Richtung blickte.
    Als sich Úlfnaor nun im Halbkreis umsah, gab es keine erhobenen Hände mehr. Sein Blick fiel auf Ashkr; der blonde Mann starrte auf den Boden und schien meilenweit entfernt. Schon wollte Úlfnaor selbst das Wort ergreifen, da murmelte Ashkr etwas, ohne aufzublicken, und der Aoire trat zurück.
    Noch einen Moment lang verharrte Ashkr regungslos, dann jedoch riss er völlig unvermittelt und zum sichtlichen Schrecken seines Volkes eine Hand hoch, bellte einen Befehl und marschierte aus dem Rund hinaus genau auf Wynter und Razi zu. Úlfnaor rief ihm hinterher, und Ashkr warf ihm über die Schulter etwas zu, das vermutlich so etwas wie warte hieß. Quer durch den staubigen Sonnenschein stapfte er und baute sich im Schatten vor den beiden coimhthíoch auf.
    Alle außer Christopher drehten sich zu ihnen um.
    Ashkr zog eine solch grimmige Miene, dass Wynter unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Razi allerdings war besonnen genug, eine steife, knappe Verbeugung zu machen, die Ashkr ungeduldig erwiderte. Er bedeutete ihnen, sich wieder zu setzen, ging vor ihnen in die Hocke und sah Razi direkt in die Augen. »Soll ich Euch immer noch Tabiyb nennen?«, fragte er.
    Razi errötete leicht. »Das ist die Anrede, die mir von allen am liebsten ist«, sagte er. »Also ja, bitte, nennt mich weiterhin …«
    »Hört mir jetzt gut zu, Tabiyb. Ihr erzählt mir keine Lügen, ja? Ihr verdreht nicht die Wahrheit oder verheimlicht mir etwas, wenn ich Euch stelle diese Fragen?«
    Razis Hände umklammerten seine Knie. »Nein, das werde ich nicht.«
    »Coinín, er sagt, es gibt keine Hoffnung für uns hier. Er
sagt, wir wurden hinters Licht geführt von … von Leuten. Sie machen Versprechungen, die sie niemals halten. Er sagt, man wird uns niemals gestatten, uns an diesem Ort niederzulassen, und hier es gibt nichts für Das Volk oder für irgendeinen der Stämme. Er sagt …« Sein Tonfall verlor etwas an Schärfe, seine Augen weiteten sich. »Coinín, er sagt, dass wir daran können überhaupt nichts ändern, dass wir müssen vergessen unseren Traum, zu wecken ein neues Land für An Domhan . Unser … unser … wir brauchen nicht …« Ashkr sah sich über die Schulter. Seine Leute, besonders Sólmundr, beobachteten ihn schmerzlich besorgt. Christopher, der den Kopf in die Hände gestützt hatte, war der Einzige, der ihn nicht ansah. Als seine Augen Embla streiften, verhärtete sich Ashkrs Miene. »Meine Schwester, sie sagt, dass Coinín erzählt das alles nur, weil er nicht ist von unserer Religion. Sie sagt, Coinín würde alles erzählen, auch die Unwahrheit.« Fragend wandte er sich an Razi. »Stimmt das, Tabiyb? Sagt Coinín all diese Dinge nur, weil er nicht ist von unserer Religion? Lügt er deshalb?«
    Razi sah Ashkr unsicher an, und Wynter verfluchte Christopher im Stillen, weil er so viel vor ihnen verschwiegen hatte. Wer ahnte schon, welche Folgen ein einziges falsches Wort haben konnte? Bestätigte Razi, was Christopher gesagt hatte, dann würden die Merroner vielleicht einfach nach Hause zurückkehren und sie hier ohne einen Führer zu Alberons Feldlager ihrem Schicksal überlassen. Andererseits – was würden diese Menschen wohl mit Christopher machen, wenn sie zu der Überzeugung kämen, er habe versucht, sie zu betrügen? Eine Antwort auf Ashkrs Frage war viel zu gefährlich.
    Da schlug Ashkr klatschend auf den Boden. »Tabiyb! Lügt Coinín?«

    »Christopher ist ein zutiefst ehrenvoller Mann, Ashkr. Ich bezweifle sehr stark … ich versichere Euch, dass er nicht lügen würde, nur um seinen Willen durchzusetzen. Wenn er Euch etwas gesagt hat, dann nur deshalb, weil er es für die Wahrheit hält.«
    Ashkr sah Razi forschend an, es war für Wynter schwer einzuschätzen, was in ihm vorging. War es Hoffnung? Angst? Kummer?
    »Dann … was sagt Ihr, Tabiyb?«, fragte Ashkr zaghaft. »Glaubt Ihr, dass es hier Hoffnung gibt für Das Volk? Glaubt Ihr, wir sollten weiterziehen?«
    Wynter dachte an die Loup-Garous. Sie dachte an den langen Weg zu Alberon und an die vielen dunklen Nächte, die sie überstehen müssten – ganz allein, nur sie drei, während David Le Garou und seine Wölfe nach ihnen suchten. Sie sah in Ashkrs fragendes Gesicht und dachte: Sag ›ja‹, Razi. Lüg ihn an. Versprich ihm, was du willst, aber sorg dafür, dass diese Leute uns zu Alberon bringen . Verstohlen schielte sie zu Razi, der ebenfalls Ashkr musterte und genau wie sie selbst seine Miene offenbar

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