Moorehawke 02 - Geisterpfade
seinen Kuss mit einem Ungestüm, der ihm ein Stöhnen abrang. Christopher hielt sie noch fester, und sie strich ihm über den Rücken, fühlte die starken, glatten Konturen seines schlanken
Körpers. Sanft öffnete er die Lippen, und sie vergrub ihre Finger tief in seinem Haar. Er schmeckte so wundervoll, er roch so unglaublich gut, und Wynter spürte ein machtvolles Verlangen zwischen ihnen aufflackern.
Einen köstlichen Moment lang presste sich Christopher an sie, gab sich Wynter ganz und gar dem Drang hin, ihm näher und näher zu kommen. Doch da legte er die Hände in ihre Taille und schob sie von sich fort, bis sie ihre Umarmung lockern und sich von ihm lösen musste.
Einen Augenblick lang standen sie nur keuchend da, die Stirnen aneinandergedrückt, die Hände leicht auf den Hüften des anderen ruhend.
»Christopher …«, seufzte Wynter. Ihr Körper sehnte sich danach, ihm nahe zu sein.
Er aber rang nach Atem und hielt sie mit Bestimmtheit von sich fort. »Du stellst meine Selbstbeherrschung ohnehin schon arg auf die Probe. Bitte … im Moment bin ich mir meiner Zurückhaltung nicht so sicher. Lass mir ein bisschen Raum.«
Ohne die Stirn von seiner zu lösen, schlug Wynter die Augen auf und sah ihn an. Er tat dasselbe, so dass sie einander umrahmt vom schwingenden schwarzen Vorhang seines Haars betrachteten.
»Du bedeutest mir sehr viel, Christopher«, raunte sie.
»Und du bist kein Zeitvertreib für mich, Wynter. Ich könnte nicht nur Spaß mit dir machen.«
Verständnislos legte sie die Stirn in Falten.
»Ich könnte nicht … wenn wir beieinander lägen. Ich könnte nicht nur …« Christopher hielt inne. Das vom Fluss zurückgeworfene Mondlicht zeichnete zitternde Wellen auf sein Gesicht, während er kläglich nach den richtigen Worten suchte. »Für mich wäre es für immer«, sagte er. »Wenn ich bei dir läge, wäre es kein Spaß. Es wäre für immer.«
Wynter lächelte. Er wirkte zu Tode verängstigt. »Für immer – dagegen hätte ich nichts einzuwenden, Christopher.«
Wenig überzeugt schüttelte er den Kopf. »Sei mal lieber vorsichtig mit dem, was du da sagst, Hohe Protektorin. Überleg dir gut, zu wem du das sagst – einem fingerlosen Musiker, flegelhaften Bandwurm … und einem zwielichtigen Merroner noch dazu.« Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme, und sie grinsten einander im kräuselnden Schein des Wassers an.
»Ich weiß, was ich sage, Christopher Garron. Winde dich jetzt bloß nicht aus der Sache heraus, indem du mir unterstellst, ich wüsste nicht, was ich wollte.«
Langsam ließ sie ihre Hand über seine Rippen und die Brust wandern, und Christopher schloss die Augen. Sein Herz pochte spürbar.
»Bist du nicht … ausgerüstet?«, fragte sie schüchtern.
Christopher musste kichern, und beim Anblick seines spitzbübischen, schiefen Grinsens bekam Wynter weiche Knie. »Meine Süße«, flüsterte er. »Ich bin immer ausgerüstet.« Plötzlich öffnete er die Augen wieder und sah sie ernst und aufrichtig an. »Aber ich lasse nicht zu, dass dein erstes Mal ein hitziges Genestel an einem Baumstamm wird, bei dem wir beide uns aus Furcht vor den Wölfen ständig über die Schulter schauen.« Er legte ihr die Hand gegen die Schläfe und machte einen Schritt rückwärts. »Ich möchte lieber warten, bis wir mehr Freude hineinlegen können, mein Liebling. Wenn du einverstanden bist?«
Wynter drehte ihre Wange in seine Hand und sah ihn aus dem Augenwinkel an. Sie küsste sein Handgelenk. Da drehte sich Christopher mit einem Ruck um, rannte los und sprang kopfüber in den Fluss. Ein oder zwei Meter vom Ufer entfernt tauchte er wieder auf und schwamm los.
»Christopher«, rief sie ihm leise nach.
Er drehte sich auf den Rücken, ohne seine kräftigen Armzüge zu unterbrechen. »Ja?«
»Mein Name lautet Iseult.«
Er lächelte sie an, das Gesicht umrandet von funkelndem Mondlicht und dunklen Splittern. »Ach, meine Süße«, sagte er glücklich. »Das ist ein verdammt schöner Name!« Damit machte er eine Rolle rückwärts und verschwand unter der Oberfläche wie ein Fisch.
Die Wherry Tavern
E s regnete schon den ganzen Tag; ein sanftes, anhaltendes Nieseln, das die Umrisse des Waldes verwischte und die Luft abkühlte. Hin und wieder lugte die Sonne kurz zwischen den Wolken hervor, woraufhin die grüne Oberfläche des Flusses in einem Regenbogen aus Farben funkelte. Beim ersten Mal hatte dieser Anblick Wynter den Atem verschlagen, doch nach fünf Stunden, die sie nun bereits
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