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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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etwas gefasster an. »Haltet euch von diesen Hunden fern«, warnte er. »Die reißen euch den Kopf ab, wenn sie das Gefühl haben, ihr wolltet ihren Besitzern etwas tun. Und das ist kein Märchen! Sie köpfen einen Menschen ebenso leicht, wie sie ihr Fressen verspeisen. Wartet, bis ihr an den Tisch ihres Herrn eingeladen werdet, und wenn das nicht geschieht, haltet euch fern! Und wenn jemand das hier macht …« Er senkte leicht die Lider und biss sich auf die Zungenspitze. Die unverhohlene erotische Aufforderung darin trieb Wynter das Blut ins Gesicht. Christopher kicherte. »Wenn jemand das macht, dann lächelt höflich«, fuhr er fort, »und seht weg.« Mit strenger Miene musterte er Razi. »Ich möchte da drin keine von deinen Torheiten erleben. Falls ein Mann dir gegenüber diese Geste macht, dann nimm es einfach als Kompliment, denn das ist es, und trag es mit Fassung.«
    Kläglich verzog Razi das Gesicht, und Christopher wandte sich an Wynter. »Was dich betrifft …«, setzte er an. »Wenn jemand …« Er stockte, und etwas in ihm kam zur Ruhe, als hätte er sich die ganze Zeit im Kreis gedreht und jetzt erst angehalten. »Eigentlich …«, sagte er und sah sie an. »Eigentlich …«
    Unvermittelt zog er einen langen Wollfaden aus Wynters Hemd und dann einen aus dem Saum seines eigenen. Schnell drehte er die beiden Stücke zusammen, umschlang ihr dunkelgrünes Garn mit seinem eigenen schwarzen zu einer einzigen Kordel, die er um Wynters Handgelenk knotete. Dann machte er dasselbe noch einmal und streckte ihr das zweite Armband entgegen, damit sie es ihm umlegte.

    Als ihre Finger die zarte Haut seines Arms streiften, sah Wynter zu ihm auf. »Sind wir jetzt vermählt?«, neckte sie ihn.
    Christopher errötete, unsicher, was sie von ihm hören wollte. »Wir tun nur so. Das … das macht es einfacher für dich.«
    Wynter hielt inne und legte den Kopf schief. »Tun wir nur so?« Verschmitzt lächelnd sah sie ihm direkt in die Augen, während sie die Kordel festknotete. Dann ließ sie die Hand auf seinem Arm liegen. So blieben sie schweigend stehen, während die Musiker in der Schenke in einen Reigen fielen. Christophers Lippen wölbten sich sanft nach oben.
    »Mein Mädchen«, flüsterte er.
    Razi hüstelte, und sie schreckten auf. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit so glücklich bin«, sagte er.
    Wynter sank das Herz, und über Christophers Miene glitt plötzlich heftiger Groll. Er ergriff Wynters Hand und machte einen Schritt nach vorn. »Womit nicht glücklich, Razi?«, fragte er. »Womit genau bist du nicht glücklich?«
    Razi hielt dem wütenden Blick der grauen Augen stand und zog einen Schmollmund, der ihm so gar nicht ähnlich sah.
    »Na, warum darf Wynter dich heiraten?«, beschwerte er sich. »Wo doch eindeutig vor allem ich Schutz brauche?« Flehentlich streckte er sein Handgelenk aus. »Heirate mich, Christopher! Heirate mich und rette mich vor diesen verruchten Merronermännern.«
    Erleichtert lachte Wynter laut auf, und Christopher versetzte Razi einen kräftigen Hieb auf den Arm. »Du elender Quälgeist!«, knurrte er. »Ich werde dich ihnen zum Fraß vorwerfen!«
    Von drinnen ertönte erneut Gebrüll, und alle drei drehten sich zur Tür um. Christopher drückte Wynters Hand und schielte zu Razi. »Seid ihr bereit?«
    Sie nickten und gingen ohne weiteres Zögern hinein.

     
     
    Die Hitze war unerträglich, und der kleine Raum schien voller Riesen zu sein. Unauffällig stahlen sie sich am Rande der dichten Menge vorbei und suchten sich einen Tisch an der Wand. Wynter und Razi setzten sich etwas ängstlich mit dem Gesicht zur Menge, während Christopher stehen blieb.
    Die gesamte Merronergesellschaft hatte ihnen den Rücken zugewandt, scheinbar ganz und gar in die Musik vertieft, doch Wynter zweifelte nicht daran, dass jeder Einzelne ihre Ankunft zur Kenntnis genommen hatte. Christopher federte auf den Fußballen auf und ab und konnte sein Grinsen nicht bezähmen, während er sich im Raum umsah.
    Eine Frage auf den Lippen, drehte sich Wynter zu Razi um, doch seine Miene ließ sie innehalten. Mit ungeheuer weit aufgerissenen Augen, die Lippen leicht geöffnet, starrte Razi quer durch den Raum. Es war derselbe Ausdruck, den er manchmal kurz nach dem Aufwachen hatte – ein unschuldiges, verwundertes Staunen, bei dem Wynter ihn einige Male ertappt hatte, bevor die Welt unvermeidlich auf ihn einströmte und es ihm entwand. Er rührte sie an, dieser Ausdruck; er war bei ihm so selten. Sie folgte

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