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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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schlingerte. Wynters Magen wälzte sich im Kreis, sie biss die Zähne aufeinander, als eine heiße Welle von unten herandrückte. Sie lag auf der Seite, und er kniete vor ihr und musterte ängstlich ihr Gesicht.
    Mir wird schlecht . Sie schloss die Augen.
    »… um dich zu suchen«, raunte er, und sie tauchte aus dem Summen auf und bemerkte, dass er ihr etwas in die Hand drückte. Wieder blickte er ihr angestrengt ins Gesicht. Ihre Lippen bewegten sich. Sein schönes, blasses Gesicht leuchtete. »… also gib keinen Mucks von dir, mein Liebling.«

    Sie runzelte die Stirn. Was?
    Er legte ihr eine Hand auf die Wange. »Keine Sorge«, wisperte er. »Ich kann rennen wie ein verdammter Hase.« Als sie nun den Blick senkte, erkannte sie, dass sie sein schwarzes Messer umklammerte. Was? Ganz in der Nähe raschelte und jaulte etwas in den Bäumen. Dann wieder das Nichts, wie ein lange angehaltener Atemzug.
    Sie keuchte und schlug die Augen auf. Seine Stiefel entfernten sich von ihr. Sein helles Hemd. Zu hell, zu auffällig.
    Abermals Finsternis.
    Ein Pfeifen. Ihre Lider schwebten empor. Er stand nicht weit entfernt. Stand dort frech im Mondlicht. Wartete.
    Dann Schritte, schnelle Schritte in seine Richtung. Immer noch wartete er. Endlich drehte er sich um und stürmte in die Bäume, sauste von ihr fort, das weiße Hemd leuchtend wie ein Signalfeuer, das dunkle Haar durch die Luft flatternd. Schwärze brach aus dem Unterholz und jagte ihn – einer, zwei, drei Schatten liefen flach über dem Boden, heulten. Dann waren sie fort.
    Wynter drückte ihren nutzlosen Arm in die Blätter, versuchte, sich umzudrehen, doch wieder überrollte sie die Dunkelheit, zog sie hinab in Funken und Lärm und riss ihr sein Messer aus der Hand.
     
     
    Ein Sprudeln und Fiepen aus hellen Formen und Flimmern erfüllte ihren Kopf, als sie erneut aus dem Laub gezogen und umgedreht wurde. Sie schlug die Augen auf, und die Welt ächzte und drehte sich im Kreis. Arme schlossen sich um Wynters Körper, sie wurde hochgehoben. Mir wird schlecht .
    Willenlos, kraftlos ließ sie sich auf den Arm nehmen wie eine Puppe. Ihr Kopf rollte an einen warmen Hals, dann
spürte sie weiches Haar auf ihrem Gesicht und fand sich zwischen Razis Locken. Er drückte sie an sich, unerträglich fest, und sie wollte sagen: Christopher ist fort .
    Mit unwirklich großen Augen blickte Razi auf sie herab. »Schsch«, zischte er.
    Aber Christopher, Razi! Christopher ist fort! Sie wollte nach Christophers Messer tasten, um es Razi zu zeigen, doch ihr Magen drehte sich um, und sie ruderte mit dem Arm, als sich ihr Mund mit Galle füllte.
    Er setzte sie gerade noch rechtzeitig ab, damit sie sich umdrehen und endlich ihr Abendessen in einem heißen Schwall auf den Waldboden von sich geben konnte. Ein Blitzschlag zuckte vor ihren Augen und in ihrem Magen. Dann kreisten die Bäume träge um sie, und der Wald stellte sich einen Moment lang auf den Kopf. Der Boden unter ihr hüpfte beängstigend, schüttelte sie auf und ab, als führe sie in einem Karren über eine holprige Straße. Was ist los? , dachte sie zu Tode erschrocken. Was ist los? Doch das war nur Razi, der mit ihr auf dem Arm durch die Bäume lief. Sein Atem ging stoßweise, Licht und Schatten flackerten im Mondschein über sein verzweifeltes Gesicht wie Feuerwerk.
    Dann war es hell. Orangefarbenes Licht überall, verschwommen, zu heiß. Es roch nach Rauch, Männer riefen und rannten. Razi und Wynter gelangten in eine halbdunkle Kühle und wieder zurück in das orangefarbene Licht. Die Welt kippte zur Seite. Stroh piekte sie in die Wange, wie durch einen Zerrspiegel sah sie Razis hohe Gestalt von ihr weg in den grellen Schein laufen. Schwarze Gestalten bewegten sich. Pferde schrien und stampften, Rauch versengte ihr die Kehle. Erneut spürte sie ihren Magen rebellieren, und sie schloss die Augen vor der Raserei des Feuers.

     
     
    Etwas Kaltes drückte gegen ihren Mund, sie öffnete die Lippen und schmeckte Erdbeersirup. Gott segne dich , dachte sie. Gott segne dich, wer immer du sein magst . Sie schluckte und hob die Lider. Da war Razi, rauchgeschwärzt und mit steinerner Miene, und hielt ihr den Becher an den Mund. Er roch nach feuchter Asche und Schweiß.
    Ein trübes Licht drängte in Wynters Gehirn wie eine rostige Nadel. Unbeholfen kniff sie die Augen gegen den übelkeiterregenden Schmerz im Kopf zusammen und legte sich eine schwere Hand an die Stirn.
    »Ist schon gut«, murmelte Razi. Besorgt überprüfte er ihr

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