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Moorehawke 02 - Geisterpfade

Moorehawke 02 - Geisterpfade

Titel: Moorehawke 02 - Geisterpfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiernan Celine
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Gesicht, zog ihr die Augenbrauen hoch, so dass sie zusammenzuckte. »Schon gut«, wiederholte er. Seine Hände zitterten so heftig, dass Wynter es bis hinauf in seine Arme erkennen konnte. Hinter ihm schlurften Menschen herum. Sie versuchte, sie über Razis Schulter hinweg zu erkennen, doch sie waren nichts als Schemen im schmerzhaften Licht.
    Razi stand auf und lief auf den Lärm zu, und Wynter bemühte sich, ihre Augen scharfzustellen. Die Scheune stank, ein durchweichtes Chaos verräucherter Finsternis. Unweit der Mitte stand ein dicht gedrängtes Häufchen Merroner im flackernden Laternenlicht, die Schwerter gezogen, die Mienen steinern. Der Wirt, der Koch, der Stallknecht und seine beiden Burschen standen ihnen mit Mistgabeln und Knüppeln gegenüber.
    »Wo sind sie?«, kreischte der Wirt. »Wo sind sie, ihr Hundesöhne? Gebt sie zurück!« Die Merroner gaben keinen Laut von sich, ihre Blicke wanderten von Mann zu Mann.
    Draußen bellten die Kriegshunde. Wynter wandte die schweren Augen dem Geräusch zu und sah zu ihrem Entsetzen den Himmel durch das große Scheunentor bereits ergrauen. Pferde trippelten und stampften im Hof. Dort draußen
schienen sich viele Menschen zu tummeln. Jemand rief laut etwas auf Merronisch, und der kleine Trupp Krieger in der Scheune schob sich vorsichtig, Schritt für Schritt, um den Wirt und seine zornigen Männer herum.
    »Nein!« Der Wirt machte einen Satz nach vorn. »Nein! Kommt gefälligst zurück!« Er reckte seinen Knüppel gegen die Merroner, und sie erhoben drohend die Schwerter. Vor ohnmächtiger Wut heulte der Wirt laut auf und hieb seinen Knüppel auf den rasch emporgerissenen Schild eines der Männer. Sofort drängten die Merroner nach vorn, und die ärmlich bewaffneten Männer des Wirts wichen hilflos zurück.
    Nun rannte Razi hinter die kleine Gruppe und zupfte am Hemd eines der Merroner. »Bitte«, sagte er auf Hadrisch. »Mein Freund ist verschwunden. Bitte! Helft uns, ihn zu suchen.«
    Mit erhobenem Schwert wirbelte der Mann herum, und Wynter erkannte in ihm Wari, zerzaust und schwarz vor Rauch. Ausdruckslos starrte er Razi an.
    »Bitte!«, rief Razi noch einmal. »Er ist doch einer von Euch! Ihr müsst mir helfen!«
    Doch Wari zog sich mit großen Augen und gezückter Waffe zurück.
    Mit zittrigen Armen schob sich Wynter hoch und fiel. Ihre Beine trugen sie nicht, sie musste sich an den Futtersäcken festhalten.
    Unterdessen näherten sich die Merroner in einem Bogen um die wutentbrannten Männer des Gasthauses herum rückwärts der Tür. Der Wirt folgte ihnen den ganzen Weg, flehte sie an, sie mögen doch bitte, bitte seine Töchter zurückgeben. Razi konnte nur hilflos mit ansehen, wie die fremden Krieger in den Hof hinaustraten. Wynter machte ein paar
torkelnde Schritte auf ihn zu und hielt sich an seinem Arm fest.
    Draußen gab es ein wildes Hin und Her, und schließlich setzte sich ein großer Trupp Pferde in Bewegung. Ihre Hufe klapperten laut im grauenden Morgen, doch der Lärm verebbte rasch in der Ferne, und Stille senkte sich auf die verrauchte Scheune herab.

Asche
    R azi ging voran durch den dämmrigen, dunstigen Wald. Weit entfernt riefen die Männer aus dem Gasthaus nach den kleinen Mädchen. Sie hatten die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen und folgten einem anderen Pfad durch die Bäume, überließen den Araber und das Mädchen sich selbst.
    Razi suchte nach der Stelle, an der er Wynter am Fuße eines Baums versteckt gefunden und an der sie sich übergeben hatte, weil er hoffte, dort Spuren zu finden, die ihn zu Christopher führen würden. Mit schaukelndem Magen taumelte Wynter hinter ihm her, ihr Kopf pochte im Takt ihres Herzschlags. Blinzelnd suchte sie den dunklen Boden nach Hinweisen ab, hoffte wider besseres Wissen, dass Christopher einfach aus dem Gebüsch springen würde, grinsend und unversehrt.
    Da sprang Razi unversehens ins diesige Zwielicht. Wynter erschauerte und betrachtete den dunklen Fleck, auf den er seine Hand gelegt hatte. Sie roch Erbrochenes, zwar schwach, aber unverkennbar. Als sie mit dem Fuß im Laub neben Razis Stiefel scharrte, tauchte Christophers schwarzes Messer auf wie ein ausgegrabener Leichnam. Ohne sichtbare Regung starrte Razi es eine Weile an, dann steckte er es in seinen Gürtel, stand auf und wischte sich die Hand an der
Hose ab. Den Blick immer noch auf den Boden geheftet, stapfte er weiter in den Wald hinein.
    Eine Zeit lang waren die Spuren leicht zu verfolgen; so tief und gefurcht sie waren, zeugten

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