Mops und Möhren
dass du zu viel anhast«, schnurrt Arne und will mich in die Arme nehmen. Aber ich winde mich aus seinem Griff und stürme in mein Zimmer. Zu seinem Glück folgt er mir.
»Bist du eifersüchtig?«
»Nein, neeeeiiiiin, das ist ja auch alles vööööllig haaaarmlos«, antworte ich, wobei meine Stimme vor Ironie nur so trieft.
»Ist es auch«, knurrt Arne. »Hör mal, Sandra hat ein Problem, ich helfe ihr.«
»Kann ich mir vorstellen, wie die Hilfe aussieht … «, will ich loslegen, als Arne mich anbrüllt.
»Jetzt mach aber mal einen Punkt! Wenn ich eins nicht leiden kann, dann sind das eifersüchtige Weiber!«
Ich stemme die Hände in die Hüften und brülle zurück. »So, du kannst mich also nicht leiden! Na prima!«
Arne rauft sich die Haare. Ich pumpe nach Luft und starre ihn an. Sag jetzt ja nichts Falsches, fordere ich ihn mit meinem Blick auf.
»Ich gehe jetzt besser.« Sagt er. Macht auf der Hacke kehrt und … verschwindet tatsächlich!
»Dann geh doch!«, brülle ich ihm hinterher. Und meine eigentlich: komm her, nimm mich in den Arm. Was Arne natürlich nicht kapiert. Als die Wohnungstür ins Schloss fällt, stehe ich da wie ein begossener Pudel. Ich bin wütend. Auf ihn. Auf mich. Auf Sandra.
»Scheißtag!«, brülle ich die Wand an. Dann zerre ich mir die Uniform vom Leib, schnappe mir aus der Nachttischschublade meine Notschokolade und lege mich ins Bett.
Der nächste Tag fängt für mich schon um 4.42 Uhr an. Mudel, der sich irgendwann in der Nacht in mein Bett geschlichen und auf meinem Bauch eingerollt hat, sieht mich fassungslos an, als ich mich aufsetze, herzhaft gähne und die Beine über die Bettkante schwinge. Allerdings lande ich auf dem Boden der Tatsachen, sobald meine Füße den Vorleger berühren. Arne, gestern, Streit. Meine schlaftrunken-zufriedene Laune ist mit einem Schlag dahin. Stattdessen macht sich ein bitteres Gefühl breit, irgend etwas zwischen Wut und Scham. Der Mann muss mich ja für komplett hysterisch halten!
»Ach, Mudel, und nun?«, frage ich. Der Hund gähnt, hüpft vom Bett und trollt sich. Natürlich rennt er zu seinem Papa: Earl schläft in seinem Körbchen im Flur und zuckt nicht mal, als ich an den beiden vorbei in die Küche watschele. Wo Rolf bereits am Küchentisch sitzt. Seine Postuniform hat er auch schon an.
»Kommst du gerade erst heim?«, fragt er mich mit Blick auf die Klamotten, die ich unter der Uniform gestern anhatte und mit denen ich ins Bett geklettert bin.
»Schön wär’s«, brumme ich und schnappe mir seine Tasse. Muss mich allerdings zusammenreißen, um die zuckersüße Milchplörre nicht in die Spüle zu speien.
»Bah!«
»Tja, wer anderen den Kaffee klaut.« Rolf steht auf und schnappt sich seine Jacke, die über der Stuhllehne hängt. »Geh noch mal schlafen, Prinzessin. Du siehst irgendwie … zerknittert aus.«
»Ich hab dich auch lieb, Rolf!«
Mein Mitbewohner wirft mir eine Kusshand zu, dann ist er weg. Wie viele Liebesbriefe er wohl heute in die Kästen steckt?
Nach einer Tasse richtigen Kaffee, ohne Zuckerschock, fühle ich mich stark genug, einen ersten Blick in den Spiegel zu werfen. Stimmt, ich sah schon frischer aus. Die Mascara vom Vortag hat sich rings um meine Augen verteilt, sodass ich aussehe wie ein Pandabär. Auf der rechten Wange haben sich die Abdrücke des Kissens eingegraben. Ich strecke mir selbst die Zunge raus und beschließe, erst einmal ausgiebig zu duschen. Unter dem heißen Wasser kann ich gut nachdenken, und während die Haarkur mit Schokoladenextrakt einwirkt, plätschert in meinem Hirn eine Idee heran. Mit der gleichzeitig mein Kampfgeist zurückkehrt. Ich werde mich doch von einer Brillenschlange nicht um meinen Tierarzt bringen lassen!
Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass es noch immer fies früh ist, als ich meine Dusche beendet habe. Auch gut, so bleibt genug Zeit für ein ausgiebiges Schönheitsprogramm: Augenbrauen mit einem bleistiftgroßen Rasierer in Form bringen – ich kann nicht verstehen, wie Frauen es aushalten, sich die Haare über den Augen mit einer Pinzette auszurupfen – , Zähne zwei Mal mit Zahnseide reinigen, unterdessen die noch leicht feuchten Haare auf zehn übergroße Wickler drehen, Handnägel feilen, Fußnägel schneiden. Nach einer guten halben Stunde bin ich durch. Mit den Wicklern auf dem Kopf mache ich mich auf die Suche nach Klamotten. Was gar nicht so einfach ist, denn mein Bestand ist noch immer sehr klein. Zwar nicht mehr so klein wie letztes Jahr, als ich
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