Mops und Möhren
dann im Süden in einer Mietwohnung zu hausen. Das versuche ich meinem Herzen klarzumachen. Weit komme ich allerdings nicht.
»Ich stehe mehr auf frische, knackige Liebe«, sagt Arne und zieht mich zu sich hin.
»Vorsicht, der Kaffee!« Zu spät. Wir liegen in einem Milchkaffee-See. Da ist es nur logisch, dass wir uns gegenseitig von den nassen Klamotten befreien …
Wenn es sein muss, können der Mops und sein Filius sehr diskret sein. Die beiden hatten sich erst über den Schinken hergemacht, der von der Matratze auf den Boden gefallen war, dann hat Arne sie aus dem Zimmer gescheucht und die Tür hinter ihnen geschlossen. Nach dem ›Frühstück‹ werde ich bleimüde und kuschele mich zufrieden in Arnes Armbeuge. Ich bin eben dabei, in einen süßen Traum zu gleiten, als das Handy des Tierdocs bimmelt.
»Och nööö«, mosere ich verschlafen. Mein Liebster grunzt etwas Unverständliches, dann schält er sich aus dem Bett und tappt nackt zum Schrank, wo an der Tür auf einem Bügel seine Uniform hängt. Er fischt das Handy aus der Brusttasche der Jacke.
»Tierrettung Stuttgart«, meldet er sich. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf. Ich bin nicht da. Ich will nicht raus! Arne macht »Hm« und »Prima«. Klingt nicht nach Einsatz. Dann sagt er »Danke für die Info« und krabbelt zu mir unter die Decke.
»Die Eule kommt durch, das war die Quarantänestation in der Wilhelma. Die Schwäche ist auf Parasiten zurückzuführen. Ein paar Wochen und sie kann in die Voliere.«
»Das freut mich!«
»Mich auch, aber mich würde noch etwas ganz anderes freuen.« Der mit Abstand knackigste Tierarzt der Stadt knabbert an meinem Ohrläppchen. Ich kichere und knabbere zurück. Lange lassen uns die Hunde aber nicht knabbern – Earl kratzt an der Tür und jault. Ein Blick auf den Radiowecker auf dem Nachttisch zeigt mir, dass wir eine Stunde über der Gassizeit sind. Vermutlich platzt der Mops bald, wenn er sich nicht auf Arnes Teppich entleert. Während Arne im Bad verschwindet – und hinter sich abschließt, wie ich wohlwollend beim Gedanken an seine Mitbewohnerin bemerke – , machen Mops, Mudel und Tanja sich auf zur Gassirunde. Die Leinen hole ich in unserer Wohnung ab. Chris’ Tür steht offen, von ihm selbst ist nichts zu sehen. Wahrscheinlich ist er schon beim Dienst im Callcenter. Mudel saust wie immer die Treppen runter, während sein Vater Earl sich von mir tragen lässt. Unten angekommen leine ich beide Hunde an. Wie immer hat der Sohn etwas anderes vor als sein Vater. Und beide wollen etwas anderes als ich. Ich will nach links abbiegen, Earl zieht nach rechts und Mudel stürmt geradeaus. Es ist ein Kuddelmuddel aus Fell, Beinen und Leinen, das sich den Weg zum Hundeplatz bahnt. Als wir endlich die große Wiese neben dem Spielplatz erreichen – beinahe die einzige, auf der Hunde noch gestattet sind – , mache ich die Hunde los. Earl setzt sofort einen immensen Haufen aufs Gras, und beim Aufsammeln mit der Hundetüte frage ich mich wieder einmal, wie so viel in einen so kleinen Hund reinpasst. Mudel schnuppert erst einmal quer über die Wiese und pinkelt jeden Busch an, den er finden kann. Wie immer sieht er erst nach, ob ich auch zuschaue. Erst dann kackt er und dreht sich dabei immer wieder Beifall heischend nach mir um. Heute habe ich allerdings keine Zeit, mit den beiden zu spielen. Arne und ich wollen in den Schrebergarten fahren, um Mariam wegen der Eule Bescheid zu sagen. Danach müssen wir mit dem ehemaligen Krankenwagen in die Werkstatt. Mir ist jetzt schon ganz flau bei dem Gedanken an die Rechnung.
Auf dem Parkplatz der ›Wonne‹ entdecke ich meinen Wagen. Nanu, sind die Jungs hier? Chris und Rolf haben immer Zugriff auf mein Auto; eigentlich brauche ich den Wagen ja nur zum Einkaufen oder wenn wir am Wochenende in die Laubenkolonie fahren. Aber normalerweise fragen sie mich, ob sie das Auto benutzen können. Mudel und Earl, die wir hinten in einer großen Transportbox gesichert hatten, stürmen sofort zum Wagen und nehmen die Fährte auf. So, wie Earl mit seinem Ringelschwanz wedelt und dabei grunzt, können seine Herrchen nicht weit sein. Wir folgen den Hunden zu Parzelle 42 – und tatsächlich: vor der Laube liegt Rolf in der Sonne, einen Gartenratgeber in der einen und eine Dose Bier in der anderen Hand. Chris präsentiert uns seinen Allerwertesten, jedenfalls zur Hälfte. Mein Lieblingsflorist steht, den Rücken zum Gartentor, gebückt am Rosenbeet und zupft Unkraut. Als die beiden
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