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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silke Porath
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Earl und Mudel kläffen hören, zucken sie zusammen.
    »Tanja? Äh … also, wegen des Wagens, dein Handy war aus und Klaus sagte, er muss dringend mit allen Mitgliedern reden und … «
    »Schon gut«, antworte ich lachend. »Ich habe meinen Privatchauffeur!« Stolz hake ich mich bei Arne ein. Rolf zwinkert mir zu, dann windet er sich aus dem Liegestuhl.
    »Auch ein Bier?«, fragt er Arne. Der nickt und folgt Rolf in die noch immer schwer baufällige Laube. Strom haben wir zwar keinen, dafür aber fließendes Wasser und eine Kühlbox mit extra starken Akkus, die Chris im Internet ersteigert hat. Die halten alles erstaunlich lange kühl.
    »Oha, große Versöhnung, Prinzessin?«, will Chris wissen und scheucht den Mops aus dem frisch geharkten Blumenbeet. Ich lächle und schweige.
    »Was ist denn so wichtig mit dem Hünken?«, frage ich stattdessen und sehe eben noch, wie Mudel in der Laube verschwindet.
    Chris zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung, aber so, wie er geklungen hat, steht der Weltuntergang bevor, mindestens.« Mudel kommt mit einem Landjäger im Maul zurück. Als Earl das sieht, gibt er auf seinen Stummelbeinchen Gas. Sekunden später hat auch er eine Hartwurst zwischen den Beißern.
    »Mist, so spät schon?« Chris hat meinen linken Arm hochgehoben und einen Blick auf meine Armbanduhr geworfen.
    »Rolf! Roooolf! Wir müssen!«
    »Sollen wir mitkommen?«, frage ich. Immerhin ist das hier irgendwie auch mein Garten, auch wenn ich keinen Spaten schwinge. Arne nickt auch.
    »Wir kommen gern mit«, bestätigt er.
    »Warum nicht«, meint Chris. Die Einzigen, die keine Lust haben, sind der Mops und sein Sohn. Rolf füllt für die beiden einen Wassernapf, dann schließen wir das Törchen und machen uns auf den Weg zum Vereinsheim der Gartenkolonie ›Zur Wonne‹. Der Bau aus den frühen 1970ern sieht aus wie eine zu groß geratene Gartenlaube. Die Sprossenfenster haben grün gestrichene Läden, an denen der Lack abblättert. Der gelbe Putz ist an vielen Stellen grau und die Dachziegel zum Teil geborsten und mit Moos bewachsen. Ich war noch nie drin, was ich sofort bedauere, als ich meinen drei Männern durch die Eingangstür folge: Wir treten eine Zeitreise an. Schon die Fliesen in Spinatgrün sind eine Schau. Der Raum wird dominiert von einer dunkelbraunen Theke, hinter der Regale mit Gläsern und Tassen hängen. Dahinter geht es offenbar in eine kleine Küche, zwei weitere dunkelbraune Türen führen zu den Toiletten. Im sogenannten Saal stehen – dunkelbraune! – Tische mit jeweils sechs Stühlen. Dunkelbraun mit beigen, ziemlich zerschlissenen Kissen. Die Wände sind in beige gestrichen, vielleicht war das auch mal weiß, über jedem Tisch hängt eine Lampe mit einer groben beigefarbenen Stoffbespannung. Der selbe Stoff dient als Gardinen. Auf den Fensterbänken stehen verstaubte Kakteen, ausgeblichene Gartenzwerge und krumme Kerzen in offensichtlich selbst getöpferten Haltern. Beige Tischdecken. Auf jedem Tisch ein Plastikhalter mit abgenutzten Bierdeckeln. An den Wänden hängen Dutzende Rahmen mit blassfarbenen Fotos der Laubenkolonie. Kurz gesagt: Es ist potthässlich.
    »Hui, gemütlich«, sagt Arne. So, wie er guckt, meint er das ernst. Rolf will die Barhocker am Tresen ansteuern, aber Chris zieht ihn zum letzten freien Tisch am Fenster. Arne und ich folgen ihm. Immer mehr Schrebergärtner strömen in die kleine Wirtschaft. Klaus Hünken bahnt sich den Weg durch die Reihen zur Theke.
    »Wer was trinken will, ich schenk jetzt mal aus!«, ruft er in den Saal.
    »Wollt ihr?«, fragt Arne in unsere kleine Runde. Wir wollen. Und weil alles so schön retro ist, bestelle ich mir eine Spezi. Es dauert ziemlich lange, bis mein Liebster mit meinem Kindergetränk und drei Flaschen Pils wiederkommt – die Leute in der Kolonie scheinen alle einen mächtigen Durst zu haben. Klaus gerät hinter der Theke ins Schwitzen und es ist ihm anzusehen, dass er so was nicht oft macht. Während Arne noch Schlange steht, kommt Mariam herein. Ich winke ihr zu und bitte sie mit Zeichen zu uns an den Tisch. Sie drängelt sich an den Männern in Feinripphemden und abgeschnittenen Jeanshosen vorbei, die beim Vorsitzenden etwas Flüssiges erwerben wollen.
    »Hi«, sagt sie ein bisschen atemlos, als sie es endlich zu uns geschafft hat. »Wie geht’s der Eule?«
    »Deswegen sind wir eigentlich hier«, erkläre ich. »Sie ist in der Quarantäne in der Wilhelma. Alles wird gut, sie hat massiv Parasiten.«
    »Oh, das freut

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