Mops und Möhren
Mariam und steht ebenfalls auf. »Mir ist das wurscht, was die sagen, ich pflanze weiter wie geplant!«
»Genau!« Chris hebt beide Daumen.
Auf dem Weg zum Parkplatz schweigen wir alle drei. Ich kann und will mir gar nicht vorstellen, dass es diese kleinen Wege, die Hecken, Lauben und sorgsam beschnittenen Apfelbäumchen bald nicht mehr geben soll. In einem Garten, in dessen Mitte eine hölzerne Windmühle von der Größe eines Schulkinds im lauen Wind träge ihre Flügel dreht, sitzt eine Katze und sonnt sich. Mir kommen die Tränen, aber ich schniefe und wische sie rasch weg. Muss ja keiner sehen, dass Tanja mal wieder zu nah am Wasser gebaut hat. Außerdem habe ich ganz andere Sorgen, erst einmal: Der Bulli braucht eine neue Stoßstange und das ist vermutlich mein finanzielles Desaster. Mindestens.
»Wegen der Eule noch mal«, sagt Mariam, als wir am Parkplatz ankommen. »Ich würde das gern bezahlen.«
»Du kannst eine Spende machen«, schlägt Arne vor. »Ich gebe dir einen Flyer, da stehen alle Daten drauf.« Mein Tierarzt geht zur Fahrertür und schließt sie auf. Mariam folgt ihm.
»Oha!« Mariam zeigt auf das, was von der Stoßstange unter der Motorhaube übrig geblieben ist. Ich werde knallrot. »Unfall?«
»Irgendwie«, knurrt Arne und nestelt im Handschuhfach herum.
»Wer repariert euch das?«, will Mariam wissen.
»Werkstatt«, flüstere ich.
»Werkstatt«, presst Arne zwischen den Zähnen vor. »Hier steht alles drauf.« Er reicht Mariam den Flyer.
»Werkstatt? Na ja … ist doch viel zu teuer«, sagt sie. Ich nicke innerlich, würde aber am liebsten vor Scham im Boden versinken.
»Ja.« Arne springt aus dem Wagen. »Aber was soll man machen?« Zum Glück stehe ich mit dem Rücken zur Sonne, denn so fällt es nicht auf, dass ich noch einen Ton dunkler werde, als mein Tierarzt mich über Mariams Schulter hinweg ansieht.
»Ich kann das doch machen«, sagt die. »Ich meine … statt einer Spende … ist ja mein Job so was.«
»Wie?«
»Was?«
Arne und ich gucken sie an, als wäre sie ein Auto.
»Na ja, bin KfZ-Mechanikerin. Ist keine allzu große Sache.«
»Das wäre super!«, rufe ich begeistert.
»Ja klar«, fällt Arne ein.
»Ihr müsstet nur den Lack besorgen, den Rest erledige ich. Sagt mir einfach, wann es passt.«
Jetzt gleich, will ich sagen, aber Arne kommt mir zuvor.
»Wie wär’s morgen Abend?«
»Klar, gebongt!«
»Gebongt«, sage ich sehr, sehr erleichtert. Ich könnte Mariam knutschen!
»Okay, ich schreibe euch meine Adresse auf, sagen wir gegen sechs, ich habe in der Garage eine kleine Werkstatt.«
»Ja, super, genial!« Ich strahle und Arne sieht auch sehr erleichtert aus. Mariam nennt uns noch die Anschrift eines Autohändlers, bei dem wir günstig eine Dose Lack bekommen können. Dann verabschiedet sie sich.
»Komm mal her, meine Rennfahrerin«, sagt Arne, als Mariam ums Eck verschwunden ist. Er nimmt mich in den Arm und hält mich ganz fest.
Nach einem angesäuselten Dackel – Schnapspralinen, zum Glück nur drei – , einer schwangeren Katze und einem hinkenden Schwan – offensichtlich ein Hypochonder, kaum waren wir im Schlosspark, war er genesen – kommen wir am Abend müde, aber zufrieden zu Hause an. Meine Jungs sind schon da. Und … Sandra! Sie hockt in unserer Küche. Auf meinem Platz. Mit meinen Jungs!
»Huhu!«, begrüßt mich Rolf.
»Hallo«, haucht Sandra.
»Prinzessin«, ruft Chris. Na, wenigstens einer, der erkennt, wer ich wirklich bin!
»Ich habe mich ausgeschlossen«, sagt Sandra und plinkert mit den Augen. »Und die Jungs waren so nett, mir Asyl zu gewähren.«
»Aha«, sage ich.
»N’Abend«, sagt Arne. »Ich habe einen Bärenhunger.« Männer … Wie kann er ans Essen denken? Ich denke an Folter. Sofortigen Rausschmiss. Kratzen, beißen. Mindestens.
»Ich wollte Lasagne machen«, antwortet Rolf und steht auf. »Halbes Stündchen musst du dich noch gedulden. Ihr esst doch mit?« Fragend sieht er erst Sandra, dann Arne an. Wehe … aber nein. Beide bejahen.
»Bin gleich wieder da«, knurre ich und verschwinde im Klo. Seit Chris den schlauchartigen Raum mit dutzenden Rosen dekoriert hat, ist das mein privates Bad, auch wenn die Jungs das Klo benutzen. Im Spiegel sehe ich eine ziemlich blasse Tanja, deren Stirn, Nase und Wangen fettig glänzen. Mein Mascara hat sich im Lauf des Tages in Nichts aufgelöst, und vom Lidschatten sind nur noch trübblaue Reste übrig. Ich versuche zu retten, was geht. Puder, Wimperntusche und für
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