Mops und Möhren
alle komplett aus der Bahn geworfen hat. Na warte!
»Dann können Sie sich ja wohl ausweisen, mein Herrlein … «
Er zögert eine halbe Sekunde. Dann strafft er die Schultern, die nicht sehr breit sind, und bläht die Nasenflügel auf, wobei er den Blick frei gibt auf ein paar borstige rote Haare.
»Erst mal räumen Sie hier auf, junge Dame!« Er deutet mit der freien Hand auf den Roller. »Das ist ja lebensgefährlich hier.«
Dreist. Der Kerl ist einfach nur dreist! Ich stemme die Hände in die Hüften und will einen Schritt auf ihn zu machen, als Earl sich knurrend vor mich stellt. Mudel spitzt die Ohren, dann gesellt er sich zu seinem Vater und brummt genauso.
»Und die Hunde hier frei rumlaufen zu lassen … Ich werde den Tierschutz einschalten!«, blökt Pukallus weiter.
»Das ist ein privater Garten, da können meine Hunde machen, was sie wollen«, kläffe ich zurück und schiele dabei auf das Klemmbrett. Links oben im Plan entdecke ich ein orangefarbenes Logo. Ich bin zwar nicht besonders gut darin, auf dem Kopf stehende Sachen zu lesen, aber ich kann trotzdem die Buchstaben ›May Immob‹ entziffern. Auf dem Rest liegt Pukallus Daumen. Und außerdem fuchtelt er schon wieder mit dem Brett, sodass alles verschwimmt.
»Gar nichts können Sie, Sie … Sie … was machst DU hier?« Pukallus steht der Mund sperrangelweit offen. Er starrt an mir vorbei und ich ahne was.
»Ich war bei Kiki«, höre ich Nina sagen und drehe mich um. Sie steht zwei Schritte hinter mir. »Und lass Tanja in Ruhe, Papa!«
»Tanja? Du kennst diese … diese … Frau?« Pukallus ist noch immer verwirrt. Earl und Mudel schweigen jetzt und sehen genauso neugierig wie ich von einem zum anderen.
»Warum bist du nicht in der Schule?«, schnauzt der gute Mann jetzt seine Tochter an. »Und was heißt das, du warst bei Kiki?«
»Kiki wurde hier begraben«, gibt Nina pampig zurück. »Und außerdem ist Sport ausgefallen.«
»Das glaubst du ja selbst nicht!«
»Doch, wir haben die Ratte hier bestattet«, mische ich mich ein.
»Sie halten sich da raus!«
»Aber … «
»Nina, du kommst sofort mit mir mit. Darüber reden wir zu Hause«, presst Pukallus hervor. Ich will etwas sagen, aber das Mädchen kommt mir zuvor.
»Lass, Tanja. Schon okay«, sagt sie und sieht ziemlich traurig aus. »Und danke für das Sandwich.«
»Jederzeit gern wieder«, antworte ich. Pukallus stapft zum Tor, seine Tochter schnappt sich ihren Roller und Rucksack und trottet hinter ihrem Erzeuger her. Sie tut mir leid. Richtig leid. Die Hunde schauen mich traurig an, und in dem Moment merke ich, wie sehr mich das alles angestrengt hat. Mir ist ein bisschen schwummerig, und mein Hals brennt schon wieder. Ich beschließe, mich erst einmal auszuruhen und schnuckele mich wieder auf der Liege ein. Der Mops springt zu mir hoch, kuschelt sich an meinen Bauch, und Mudel macht es sich neben uns bequem. Ich kraule Earls Ohren, bis ich einschlafe.
»Guten Morgen, Prinzessin!« Chris streichelt mir über die Wange. »Geht’s dir besser?« Ich seufze wohlig und öffne die Augen. Mein Mitbewohner lächelt mich an. Hinter ihm erscheint Rolfs Kopf.
»Na, alles fit?«, will der wissen. Ich recke und strecke mich, gähne herzhaft und setze mich auf.
»Jaaa, viel besser«, antworte ich, als ich mein Innenleben gecheckt habe. Der Hals glüht nur noch leicht nach, die Kopfschmerzen sind weg und schwindelig ist mir auch nicht mehr.
»Wie spät ist es denn?«, will ich wissen.
»Halb fünf vorbei«, antwortet Rolf. Oh, da habe ich ja ausgiebig gepooft! »Magst du einen Bienenstich?«
Ich muss lachen. »Als Kuchen – ja!«
»Dann komm, die Kaffeetafel ist bereit, Prinzessin.« Chris hilft mir auf. Tatsächlich haben die beiden den Tisch schon gedeckt. Mit Tischdecke, klar. Die hatte ich vorhin nicht benutzt. Und ich hatte auch keine Servietten hingelegt und schon gar keine flache Glasschale mit Gänseblümchen-Köpfen und drei Schwimmkerzen gefüllt. Chris eben … und aus den Kerzen, die noch nicht brennen, schließe ich, dass die beiden heute länger bleiben. Wahrscheinlich parkt in der Laube eine Kühlbox mit allerlei gutem Grillzeugs und Salaten.
Bevor ich mich allerdings auf Kaffee und Kuchen stürzen kann, mache ich einen Abstecher in den kleinen Verschlag hinter der Laube. Das Chemieklo hatte bei den Jungs für heiße Diskussionen gesorgt. Chris wollte einen separaten Raum ausbauen, Rolf setzte sich dann allerdings durch. Mit Recht, wie ich finde: Dieses blaue
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