Mopsküsse: Roman (German Edition)
ich gut«, gab Tim mitfühlend zurück. »Seit ich in Frankfurt bin, schleppt mich Seth ständig in irgendwelche Bars mit irgendwelchen Frauen, die ihn nach dem Spiel angesprochen haben. Unglaublich peinlich! Um ehrlich zu sein: Ich dachte, ich habe eine Erscheinung, als in dieser Halle plötzlich eine so schöne, elegante Frau vor mir stand. Aber das habe ich ja auch nicht Seth, sondern diesem kleinen Ausreißer hier zu verdanken …« Er brach verlegen ab, und wie auf Stichwort verließ Hugo Georgias Schoß und kuschelte sich an Tims Bein. Endlich entspannte sie sich ein bisschen, und im Nu war sie mit Tim, der immer näher rückte, ins Gespräch vertieft. Was waren diese Nordamerikaner doch für charmante Smalltalker! Das fehlte ihr in Deutschland immer noch. Nachdem sie eine Weile über Hugo gesprochen und sich über Restaurants und Bars in New York und Frankfurt ausgetauscht hatten, fragte Georgia schließlich: »Wieso wohnst du eigentlich bei Seth in Frankfurt?«
»Ich spiele in einer Band, Stardust heißen wir, und wir nehmen gerade in Köln eine neue Platte auf. Und weil Seth so nah bei Köln wohnt, hat er mir angeboten, die Zeit bei ihm zu verbringen.«
Georgia musste schmunzeln bei dem Gedanken, wie Antonellas neuer Lieblings-Neandertaler in amerikanischer Manier Frankfurt zu einem Kölner Vorort degradiert hatte. Angetan lauschte sie Tims Erzählungen. Seine Band hatte mit ihrer ersten Platte bei einem amerikanischen Indie-Label einige Achtungserfolge erzielt, war jedoch kommerziell nicht erfolgreich gewesen. Allerdings war eine deutsche Managerin auf sie aufmerksam geworden und hatte sie unter ihre Fittiche genommen. Sie sah in ihnen schon die legitimen Nachfolger von Radiohead und Coldplay, Bands also, die in Europa schon immer viel besser angekommen waren als in Amerika. Ihr Angebot kam zum optimalen Zeitpunkt, als Stardust sich gerade mit ihrem Label zerstritten hatten. Zurzeit nahmen sie in Köln die ersten Demos auf. Georgia war mehr als überrascht, das passte nun so gar nicht in ihre Vorstellungswelt. So ein höflicher und charmanter Mann war Musiker! Sie hatte immer gedacht, alle Rock- und Popmusiker wären ähnlich veranlagt wie Seth, aber diesem hier schien an Groupies und wilden Partys wenig zu liegen. Vielleicht war es an der Zeit, ein paar Klischees über Bord zu werfen …
»Wir müssen gehen.« Antonella – wie ihr Favorit schon im Aufbruch begriffen – stupste Georgia unsanft an. »Seth hat morgen schon ganz früh ein Interview mit dem Sportkanal, und wir haben ja auch viel zu tun!«
Auf ein Mal! Jetzt, wo sie gerade dabei war, den Abend zu genießen, machte Antonella auf seriös und businesslike. Manchmal konnte sie einen in den Wahnsinn treiben!
Als Seth das Frankfurter Trio vor seiner Haustür absetzte, legte er seine Pranke besitzergreifend auf Antonellas Oberschenkel und fragte dann nach hinten: »Und wann treffen wir vier Süßen uns wieder?«
»Samstag? Da habt ihr doch nachmittags ein Heimspiel. Dann könnten wir abends essen gehen.« Antonella war offensichtlich binnen weniger Stunden zum Profi-Fan aufgestiegen.
»Alles klar. Ich rufe an und sage Bescheid, wann und wo. Gute Nacht und süße Träume.« Seth grinste Antonella anzüglich an.
Georgia nuschelte ein gequältes »Gute Nacht!«, griff sich Hugo und wollte gerade aussteigen, als Tim ihr zuvorkam. Er stand bereits auf dem Gehsteig und öffnete ihr galant die Tür. Als sie ihm mit Hugo auf dem Arm gegenüberstand, hatte Georgia ein kleines bisschen Herzklopfen, und für einen kurzen Moment bedauerte sie es, dass jetzt keine wilde Meute hinter ihr schubste und drängte wie vor wenigen Stunden im Eishockeystadion.
»Ich hoffe, der Abend war nicht allzu schlimm für dich. Ich fand ihn jedenfalls sehr schön.« Tim strich Hugo gedankenverloren über den Kopf und zögerte. Dann küsste er Georgia zart auf beide Wangen.
»Ich auch. Und ich freue mich auf Samstag.« Sie lächelte schüchtern.
Einen Moment standen beide unschlüssig auf der Straße und wussten nicht, was sie als Nächstes tun oder sagen sollten. Georgia spürte eine leichte Panikattacke in sich aufsteigen – würde er sie jetzt richtig küssen? Oder wartete er etwa auf ein Zeichen von ihr? Hektisch drehte sie sich um. Wo war denn überhaupt Antonella? Sie war nirgends zu sehen. Entschieden klopfte Georgia an die getönte Scheibe: »Halloooo! Wir gehen!«
Fünf Sekunden später tauchte Antonella ein wenig derangiert aus dem Auto auf: »Ist ja gut,
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