Mopsküsse: Roman (German Edition)
Antonella.
»Wie denn? Ich bin ja gar nicht zu Wort gekommen!«
»Selbst schuld. So eine Chance kann man sich nicht entgehen lassen.« Antonella jedenfalls war begeistert von ihrem Coup. Sie hatte Tim beim Wort genommen und auf eine sofortige Verabredung mit Eishockey-Star Seth gedrängt.
»Mach, was du willst. Ich gehe mit Hugo nach dem Spiel nach Hause.«
»Nein, das wirst du auf gar keinen Fall!«, sagte Antonella sehr bestimmt. »Du musst dich doch mit diesem Tim unterhalten, damit ich in Ruhe Seth unter die Lupe nehmen kann! Außerdem ist der doch ganz süß gewesen, und Hugo mag ihn auch.«
»Ich will aber trotzdem nicht.« Georgia war bockig.
»Mein Gott, du wirst es überleben! Und jetzt sei still, ich will mich auf das Spiel konzentrieren.«
Nach dem Schlusspfiff – die Frankfurt Lions hatten die Kölner Haie, dank zweier Treffer von Seth Harrison, mit 4:2 geschlagen – trafen sie sich wieder mit Tim.
»Ich gehe jetzt zu den Jungs in die Kabine und sage Seth Bescheid«, kündigte er an.
»Wow!« Antonella war beeindruckt. »Darf ich mitgehen?«
»O nein...« Georgia wäre am liebsten im Boden versunken.
»Vielleicht ist es besser, wenn ich alleine gehe«, wich Tim aus. »Wartet doch bei den Kassen auf uns. Es wird nicht lange dauern.« Er lächelte Georgia aufmunternd zu und verschwand in den Katakomben des Stadions.
»Halleluja, was für ein Mann!« Antonella traute ihren Augen nicht. Eine gute halbe Stunde später war Tim mit Seth zurück.
Georgia nuschelte nur »Neandertaler!«, als der monströse Riese neben Tim vor ihnen auftauchte.
»Hey, I’m Seth!« Der Eishockeyprofi stellte sich den beiden mit einem knochenbrechenden Handschlag vor. Georgia verzog schmerzhaft das Gesicht, doch Antonella war wie paralysiert. Der Koloss war an die zwei Meter groß und mindestens einen Meter breit, hatte ein kantiges Kinn und nach hinten gegelte blonde Haare. Unter der offenen schwarzen Lederjacke trug er ein farbenfrohes Versace-Seidenhemd. Antonella beschloss großzügig, die optische Entgleisung zu übersehen – schließlich stand vor ihr ein sagenhafter Profisportler. Da kam es doch wohl mehr auf die inneren Werte an, oder?
In Seths Landrover Defender, einem schwarzen Riesenungetüm mit roten Ledersitzen (eine Spezialanfertigung, wie er mehrfach betonte), fuhren sie in die Sansibar. Georgia war erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, dass sie den Rest des Abends in einer düsteren Sportkneipe verbringen müsste. Da war der Klassiker unter Frankfurts Nachtclubs schon viel eher nach ihrem Geschmack. Außerdem war sie für diese Location passend gekleidet, und der Gedanke besänftigte sie ein wenig. In der Bar bahnte Seth sich und seiner kleinen Entourage souverän einen Weg durch die Menge. Offensichtlich kam er häufiger hierher, denn wie aus dem Nichts erschien der Geschäftsführer, begrüßte ihn, als wäre Seth sein lang vermisster bester Freund, und führte sie in den VIP-Bereich. Sofort erschienen auf ihrem Tisch eine Reihe von Gläsern, eine Flasche Champagner auf Eis sowie eine ganze Batterie von Flaschen, die mit ›SH‹ gekennzeichnet waren. Antonellas Begeisterung kannte keine Grenzen mehr. »Ist das nicht irre?«, tuschelte sie Georgia aufgeregt ins Ohr. »Der hat hier seine eigene Bar!«
»Unglaublich cool«, gab Georgia sarkastisch zurück, die solche Mätzchen immer für die Ausgeburt von Autohändleroder Zuhälter-Chic gehalten hatte. »Damit haben wir es jetzt offiziell in die Riege der Eishockey-Groupies geschafft. Glückwunsch!«
Aber Antonella war für Ironie nicht zu haben. Mit ihrem strahlendsten Lächeln hatte sie sich bereits wieder ihrem neuen Idol zugewandt, das ihr in aller Ausführlichkeit seine Version des Spiels schilderte. Antonella hing förmlich an Seths Lippen, nickte enthusiastisch und forderte immer neue Geschichten über den coolsten, härtesten und aufregendsten Sport überhaupt.
Georgia war von dieser Mausi-Showeinlage derart genervt, dass sie in Rekordgeschwindigkeit ihr erstes Glas Champagner hinunterkippte, während sie mit der freien Hand Hugo kraulte und so tat, als ginge die ganze Sache sie nicht das Geringste an. Tim nahm sie erst wieder wahr, als er sich zu ihr herüberbeugte und ironisch fragte: »Having fun?«
»Selten so gut amüsiert«, gab sie leicht gereizt zurück, aber als sie ihn ansah, fügte sie entschuldigend lächelnd hinzu: »Es tut mir leid. Wenn Antonella mich so überrumpelt, bin ich keine gute Gesellschaft.«
»Das kenne
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