Mopsküsse: Roman (German Edition)
Samstag vor Weihnachten eine Anzeige in der Rundschau.«
»Wir hatten was?« Antonella schnappte nach Luft.
»Wir müssen dringend unser Team aufstocken. So kann es jedenfalls nicht weitergehen.«
»Wieso das denn? Es läuft doch prima!«
»Ja, eben deshalb! Und wir könnten noch viel mehr Aufträge übernehmen, wenn ich nicht jede Kleinigkeit hier selbst erledigen müsste. Und du bist doch die Hälfte der Zeit damit beschäftigt, den Handwerkern auf die Finger zu klopfen und arbeitest am Ende auch noch selbst mit. Deshalb suchen wir eine Sekretärin und einen Projektleiter. Ganz einfach.«
»Ganz einfach, du hast wirklich Nerven. Bist du eigentlich jemals mit dem Stand der Dinge zufrieden? Wenn du überfordert bist, kannst du dir gerne eine Sekretärin einstellen, aber dass mir jemand dazwischenfunkt, kommt überhaupt nicht in Frage! Außerdem hättest du mich ja wenigstens fragen können, bevor du wieder einen Alleingang startest.« Antonella starrte ihre Geschäftspartnerin angriffslustig an.
Georgia aber ließ sich nicht auf Diskussionen ein, sondern erklärte ruhig: »Der Projektleiter soll dir nicht ›dazwischenfunken‹, sondern dich entlasten. Er wird sozusagen unter dir arbeiten und die Umsetzung deiner Pläne und die Handwerker überwachen! Du könntest dich dann weitestgehend auf den kreativen Teil beschränken. Und das bedeutet nicht mehr, sondern vielleicht sogar ein bisschen weniger Arbeit für dich! Eine Assistentin wird hier das Telefon betreuen und sich um alle administrativen Aufgaben kümmern, so dass ich mich auf Akquise und Kalkulation konzentrieren kann. So etwas nennt man Effizienzsteigerung, falls du das Wort schon mal gehört hast.«
»Mhmm.«
»Irgendwelche Einwände?«, fragte Georgia, die merkte, wie Antonellas Widerstand schrumpfte.
»Nö, im Moment nicht«, meinte diese schlicht. »Dann lass mal die Bewerbungen sehen.«
Georgia schob ihr den Stapel mit den Projektleitern hin und durchforstete selbst stirnrunzelnd die Sekretariats-Aspirantinnen. Sie war nicht gerade begeistert von der Ausbeute, wollte aber in den nächsten Tagen doch einige Kandidatinnen zu einem Gespräch einladen. Auch Antonella war unzufrieden. Es hatten sich immerhin acht Leute als Projektleiter beworben, aber keiner schien ihr so recht zu gefallen.
»Dann müssen wir eben noch eine Anzeige schalten«, sagte Georgia resigniert. »Weihnachten war wohl nicht der beste Zeitpunkt. Schreib mal zusammen, was unser zukünftiger Projektleiter deiner Meinung nach alles können müsste.«
»Ist gut«, sagte Antonella nachdenklich im Rausgehen, blieb aber wie angewurzelt im Türrahmen stehen und verkündete mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck: »Wart mal, ich hab da eine ganz brillante Idee!«
»Ach ja?«
»Na, Giovanni natürlich – der wäre perfekt!« Antonella war von ihrer unvermittelten Eingebung restlos begeistert. »Das löst sein und unser Problem!«
»Da wäre ich mir jetzt nicht so sicher.« Georgia war etwas zurückhaltender, weniger weil sie an Giovannis Kompetenz zweifelte, sondern weil sie einer derartigen De-Anna-Übermacht im Unternehmen spontan nicht allzu viel abgewinnen konnte.
Doch Antonella ließ sich nicht bremsen und rief sofort ihren Bruder an, um ihn ebenfalls mit ihrem Geistesblitz zu überfahren. Allerdings zeigte auch Giovanni sich skeptisch, wenn auch aus anderen Gründen. Bodenständig wie er war, konnte er sich nicht vorstellen, dass seine kleine Schwester und das hübsche, reiche Töchterchen, mit dem sie zusammenwohnte, ein wirklich solides Unternehmen aufgezogen haben sollten.
»Sprich mal mit Georgia, die kann dir alles viel besser erklären!« Antonella drückte ihrer unwilligen und leicht genervten Freundin den Hörer in die Hand.
»Okay, tun wir deiner Schwester den Gefallen und treffen uns. Sonst gibt sie ja doch keine Ruhe. Kannst du nächste Woche mal vorbeikommen? Am Donnerstag? Prima!« Georgia seufzte und sagte zu Antonella: »Jetzt bist du hoffentlich zufrieden!«
In den nächsten Tagen führte Georgia ihre Bewerbungsgespräche. Sie sah sich sechs Kandidatinnen an, doch keine schien ihren hohen Ansprüchen zu genügen. »Es ist so frustrierend«, jammerte sie Antonella vor, »die einzig kompetente Bewerberin können wir uns nicht leisten, und alle anderen sind definitiv nicht professionell genug.«
»Georgia, also wirklich! Das ist hier keine Unternehmensberatung. Wir brauchen niemanden, der im Ausland gelebt hat und fünf Sprachen
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