Mopsküsse: Roman (German Edition)
jetzt als Interior Designer ausfiel. Da Georgia weder Zeit noch Lust hatte, sich alleine mit der Einrichtung der restlichen Wohnung zu beschäftigen, plante sie, einen Innenarchitekten zu beauftragen. Geschieht Antonella ganz recht, dachte sie grimmig, als sie beim Friseur saß.
»Wie immer?«, fragte Yves mit der Schere in der Hand. »Nein«, sagte Georgia entschlossen, »ich brauche einen ganz neuen Look!«
Zufrieden sah sie zu, wie lange Strähnen zu Boden fielen und der Friseur schließlich ihre nur noch knapp kinnlangen Locken akkurat mit dem Fön glatt zog. » Georgette, tu es plus belle que Catherine Deneuve!«, kommentierte Yves stolz sein Werk.
Antonella hatte schon seit Tagen keine Lust mehr, beleidigt zu sein, vor allem seit sie mit Tim noch einmal über Georgias Ausbruch gesprochen und erfahren hatte, wie unglücklich ihre Freundin tatsächlich über ihre voraussichtliche Kinderlosigkeit war. Ihre eigenen taktlosen Bemerkungen bedauerte sie inzwischen auch sehr. Deshalb hatte sie zusammen mit Tim und Giovanni eine Überraschung für ihre kratzbürstige Freundin vorbereitet. »Wow, coole Frisur!«, brach sie nun das Schweigen, als Georgia in den Loft kam.
»Danke«, sagte Georgia noch ein wenig frostig, »es war Zeit für eine Veränderung.« Auf ihrem Schreibtisch fand sie Antonellas Versöhnungsangebot, das in detailliert ausgearbeiteten Entwürfen für ihre neue Wohnung bestand: Küche und Bad waren in Ordnung, da musste nur frisch gestrichen werden, und das Ankleidezimmer sollte ohnehin aussehen wie unten. Die Ausstattung des Übungsraums war mit Tim genau abgestimmt. Zusätzlich hatte Antonella ein schlichtes Gästezimmer in Weiß mit fliederfarbenen Wänden und lila Accessoires entworfen, dazu ein ausgesprochen cooles Schlafzimmer in Schwarz, Grau und Weiß mit einer hochglanzschwarzen Wand, hellgrauem Teppich und einem schlichten weißen Bett mit breitem Rand. Die große Überraschung war allerdings das Wohnzimmer, das über dem grünen Kaminzimmer der unteren Wohnung eingerichtet werden sollte: Antonella würde Georgia und Tim die Fünfzigerjahre-Möbel von Tante Elsa schenken, die den beiden so gut gefielen. Allerdings würden sie schon wieder neu bezogen werden, diesmal das Sofa rot-weiß gestreift, dazu ein Sessel rot, der andere weiß. Außerdem käme das dunkle Sideboard mit gebogener Glastür mit nach oben. Als Essplatz hatte Antonella einen überdimensionierten Nierentisch vorgesehen, den Giovanni bauen würde und an dem weiße Panton-Stühle von Vitra stehen würden. Die Wände würden halbhoch rot, darüber weiß gestrichen werden. Das Ganze steckte professionell in einer Kundenpräsentationsmappe mit Stoff- und Farbmustern sowie detaillierten Skizzen der neuen Möbel. Georgia ging gerührt nach draußen in den Showroom: »Vielen, vielen Dank! Die Entwürfe sind ein Traum!«
Antonella lächelte. »Wenn du magst, können Giovanni und die Jungs morgen loslegen. Die haben zwischen den anderen Aufträgen immer ein bisschen Zeit, und Anfang November könnt ihr dann einziehen. Das kriegen wir auch mit den Lieferungen hin – ich habe ein bisschen Druck gemacht.« Sie stand auf und nahm Georgia in den Arm. »Haben wir uns wieder lieb?«
»Ja, natürlich! – Antonella, es tut mir leid!«
»Mir auch!« Antonella drückte Georgia erleichtert einen Kuss auf die Wange. »Und jetzt gehen wir essen!«
Ende Oktober war tatsächlich alles fertig, und wenige Tage später fand schließlich der Umzug statt. »Stell das sofort wieder hin!« Giovanni riss seiner Schwester eine Kiste aus den Händen. Antonella nervte die ganze Truppe damit, dass sie ständig irgendwelche Dinge herumschleppte und überdies laufend schlaue Kommentare zum Besten gab. »Ohne dich ginge es wirklich schneller. Geh runter und sei friedlich! Wir holen dich, wenn wir fertig sind!«
Und so verbrachte sie den Nachmittag frustriert und alleine in ihrer großen, ziemlich leeren Wohnung. Erst zum Feiern nach vollbrachter Arbeit durfte sie sich gnädigerweise der Truppe wieder anschließen. Während die Korken knallten, legte Georgia selbst Hand an und schraubte höchstpersönlich das Namensschild »Holtau-Devereaux« an die Wohnungstür. Und selbst Antonella lächelte mit einem dicken Kloß im Hals tapfer und applaudierte mit den anderen dieser großartigen handwerklichen Leistung.
KAPITEL 18
Irrwege
B ereits am nächsten Morgen war es um Antonellas Tapferkeit wieder geschehen. Um kurz nach acht klingelte sie bei Tim und
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