Mopsküsse: Roman (German Edition)
dass ich es auch nicht fair finde, aufgrund einer einzigen Bemerkung in eine merkwürdige Art von Sippenhaft genommen zu werden.
Wie auch immer – Du hast mir durch Dein Benehmen unmissverständlich klargemacht, dass Du mit mir nichts mehr zu tun haben willst. Selbstverständlich werde ich Deinen Wunsch akzeptieren und Dich von nun an in Ruhe lassen. Wenn Hausangelegenheiten zu klären sind, werde ich Dich schriftlich über Deine Büroadresse kontaktieren.
Alles Gute, Dein Adrian
Antonella liefen die Tränen hinunter, als sie den Brief zum zweiten Mal las. Ernsthafte Gefühle? Sippenhaft? In Ruhe lassen?
Eine halbe Stunde später kam sie regennass und mit vom Weinen verlaufener Wimperntusche im Loft an. »Jetzt habe ich es schwarz auf weiß«, schluchzte sie aufgelöst, »der Vater meines Kindes schreibt, dass alles keinen Sinn hat!« Sie hielt Georgia den Brief unter die Nase.
»Was hat Adrian gemacht?« Georgia war völlig verdattert, zog Antonella aber rasch in ihr Büro und schloss die Tür.
Wie bitte? Adrian Stern war der Vater von Antonellas Baby und hatte ihr eine rüde Abfuhr erteilt? Das war ja eine Katastrophe! Alarmiert sprang Jenny von ihrem Schreibtisch auf und lief hinunter zu Giovanni in die Werkstatt. Der reagierte auf die Geschichte erwartungsgemäß mit südländischem Temperament: »Den mach ich fertig!« Er stellte noch schnell seine Maschinen ab und rauschte dann zu Adrians Kanzlei. Dort mähte er erst eine ziemlich entsetzte Frau Haubrock um, die dem furiosen Italiener nichts entgegenzusetzen hatte, und polterte direkt in Adrians Büro. »Du elendiges Dreckschwein, was fällt dir eigentlich ein?«, brüllte er auf Italienisch. »Erst schwängerst du meine kleine Schwester, und dann lässt du sie sitzen! » Er ballte wütend die Fäuste.
»Es freut mich wirklich außerordentlich zu hören, dass wenigstens ein De Anna Italienisch spricht!«, antwortete Adrian, ebenfalls auf Italienisch – und konnte es gleichzeitig nicht fassen, dass er zu Scherzen aufgelegt war. Was hatte der Wahnsinnige da gerade gesagt?
»Und jetzt auch noch dumme Witze machen, was?« Giovanni kam bedrohlich näher.
»Moment«, Adrian wich zurück, »ich verstehe gerade wirklich nicht, was hier los ist. Antonella ist schwanger? Von mir? Und ich soll sie verlassen haben?« So langsam wurde auch der Anwalt wütend. »Ist der Irrsinn in eurer Familie eigentlich erblich?«
»Alles faule Ausreden! Meine Schwester ist im vierten Monat, tu bloß nicht so, als wüsstest du von nichts! Antonella ist heute weinend ins Büro gekommen und hat Georgia einen Brief gezeigt, in dem steht, dass du nichts mehr von ihr wissen willst.« Giovanni klang siegesgewiss.
»Ich glaube es nicht!« Adrian schüttelte den Kopf. »Sie ist schwanger und erzählt mir davon mit keiner Silbe. Sie weigert sich seit Wochen, überhaupt mit mir zu sprechen.«
»Ach ja? Na, sie wird schon ihre Gründe dafür haben!« Giovanni klang eine Spur defensiver.
»Mal ganz langsam, erst hörst du mir mal zu«, schnaubte Adrian, »und dann werde ich mir Antonella vorknöpfen! Die ist offensichtlich von allen guten Geistern verlassen.«
»Jetzt beruhige dich erst mal!« Georgia drückte Antonella in einen Sessel, nahm den Brief, las ihn und starrte ihre Freundin dann sehr erstaunt an. »Ich will jetzt ganz genau wissen, was im Juli passiert ist. Die Sache mit der Gehirnerschütterung nehme ich dir keine Sekunde länger ab. Das hört sich eher nach einer ganz schweren Herzenserschütterung an.«
Antonella sträubte sich erst, erzählte Georgia dann aber doch von »den schönsten Wochen in meinem Leben«. Wie wunderbar alles gewesen war, wie anders als mit allen anderen Männern zuvor, wie romantisch, und wie sehr sie jede Minute mit Adrian genossen hatte. »Aber dann passiert diese blöde Bankengeschichte – und du hattest schon Recht, natürlich war ich abgelenkt und hätte in den Vertrag reinschauen müssen, bevor ich mit der Arbeit anfange. Aber ich war mir so sicher, dass wir uns mit den Degenhardts auf meinen Lieblingsentwurf geeinigt hatten – der Junior war ja auch völlig begeistert. Und dann kommt Adrian ins Büro und sagt, wie enttäuscht er von mir ist, und erklärt mir praktisch, dass er mich für eine dumme Kuh ohne Grips hält, die nichts als Ärger macht.« Schon wieder liefen Tränen über ihre Wangen.
»Du armes Häschen«, Georgia tätschelte Antonellas Hand, »warum glaubst du eigentlich immer, dass dich alle für dumm halten?
Weitere Kostenlose Bücher