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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Marius?« Ihr war plötzlich eingefallen, daß sie das gar nicht wußte.
    Julia errötete! Aus Ärger, daß sie sich verraten hatte, klang ihre Antwort trotzig: »Natürlich liebe ich ihn! Und wenn du schon fragst: Ich vermisse ihn sehr. Das ist doch wohl nichts Schlimmes, selbst in deinen Kreisen! Liebst du Lucius Cornelius etwa nicht?«
    »Doch!« Jetzt fühlte Julilla sich angegriffen. »Aber ich sage dir eins: Ich vermisse ihn nicht, wenn er fort ist! Und er kann ruhig zwei oder drei Jahre fortbleiben. Dann bin ich wenigstens nicht gleich wieder schwanger, wenn ich dieses Kind geboren habe.« Sie schniefte. »Andauernd mit einem Talent Übergewicht herumzuwatscheln entspricht nicht meiner Vorstellung von Glück. Ich möchte wie eine Feder schweben. Ich hasse es, so schwerfällig zu sein! Seit meiner Heirat bin ich entweder schwanger oder erhole mich von einer Schwangerschaft. Igitt!«
    Julia mußte sich beherrschen. »Schwanger zu sein ist deine Aufgabe«, wies sie ihre Schwester zurecht.
    »Warum können sich Frauen nie aussuchen, was sie tun wollen?« fragte Julilla weinerlich.
    »Jetzt sei nicht albern!« brauste Julia auf.
    »Aber es ist schrecklich, so leben zu müssen«, beharrte Julilla störrisch.lte angestrengt. »Komm, hören wir auf zu streiten, Julia! Es ist schon schlimm genug, daß Mama nicht nett zu mir Endlich begann der Wein zu wirken. Mit einem Mal hellte sich ihre Miene auf, und sie läche ist.«
    Julilla hat recht, dachte Julia. Marcia hatte Julilla ihr Benehmen gegenüber Sulla nie vergeben, und keiner wußte warum. Vaters Verstimmung hatte nur wenige Tage gedauert. Dann war er wieder aufgetaut und hatte die langsam genesende Julilla mit seiner alten Zuneigung behandelt, aber Mutter war verstimmt geblieben. Arme, arme Julilla! Legte Sulla wirklich Wert darauf, daß sie morgens mit ihm Wein trank, oder war das nur eine Entschuldigung? Jetzt nannte sie ihn selbst schon Sulla! Respektlos.

    Sulla traf am Ende der ersten Septemberwoche mit den restlichen beiden Legionen und zweitausend hervorragenden keltischen Reitern aus Gallia Cisalpina in Utika ein. Marius steckte mitten in den Vorbereitungen zu einem größeren Vorstoß nach Numidien. Er begrüßte Sulla freudig und kam sofort auf die Arbeit zu sprechen
    »Jugurtha rennt vor mir davon«, erzählte er aufgeräumt, »dabei hatte ich noch gar nicht meine ganze Armee. Jetzt bist du da, Lucius Cornelius, und jetzt legen wir richtig los.«
    Sulla übergab Marius Briefe von Julia und Gaius Julius Caesar. Dann faßte er sich ein Herz und kondolierte Marius zum Tod seines zweiten Sohnes, den der Feldherr nie gesehen hatte.
    »Mein aufrichtiges Beileid zum Tod des kleinen Marcus Marius«, sagte er, etwas unsicher und fast schon verlegen, weil sich seine Tochter Cornelia Sulla so zäh und hartnäckig ans Leben klammerte.
    Ein Schatten verdüsterte Marius’ Gesicht, aber nur für einen Augenblick. »Ich danke dir, Lucius Cornelius. Kinder kann ich auch später noch zeugen, und ich habe ja den kleinen Marius. Sind er und meine Frau wohlauf?«
    »Das sind sie, und auch die anderen Mitglieder der Familie Julius Caesar.«
    »Gut!« Die übrigen privaten Angelegenheiten wurden auf später vertagt. Marius legte die Post auf einen Nebentisch und ging zum Schreibtisch, auf dem eine riesige Karte aus speziell behandeltem Kalbsleder ausgebreitet war. »Du kommst gerade recht, um Numidien aus nächster Nähe kennenzulernen. In acht Tagen marschieren wir nach Capsa.« Aufmerksam musterten seine braunen Augen Sullas Gesicht. Es war fleckig, und die Haut schälte sich in großen Flächen. »Ich schlage vor, Lucius Cornelius, du stattest zuvor den Märkten von Utika einen Besuch ab und legst dir einen stabilen Hut mit einer extrabreiten Krempe zu. Man sieht dir an, daß du den ganzen Sommer in der Sonne Italiens unterwegs warst. In Numidien scheint die Sonne noch heißer und erbarmungsloser. Ohne Hut verbrennst du hier wie Zunder.«
    Marius hatte recht. Sullas makellos weiße Haut, bisher durch ein Leben in überwiegend geschlossenen Räumen geschützt, hatte sichtbaren Schaden erlitten in den Monaten, die er durch Italien gereist war, Truppen ausgebildet und selbst heimlich gelernt hatte, was ihm noch zum Soldaten fehlte. Sein Stolz hatte Sulla nicht gestattet, sich in den Schatten zurückzuziehen, wenn die anderen in der prallen Sonne exerzierten. Und Stolz war es auch, daß er den attischen Helm getragen hatte, wie es seinem hohen Rang entsprach. Diese

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