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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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nur Waffen, holzgeschnitzte Gottheiten, Horngefäße und Teller aus gebranntem Ton. König Copillus hatte sehr bescheiden gelebt, und hinter der schlichten Steintäfelung der Säle gab es nicht einmal versteckte Lagerräume.
    Nach einer Weile kam Caepio auf die glorreiche Idee, seine Soldaten die Parkanlagen um die Tempel umgraben zu lassen. Umsonst. Nirgendwo, nicht einmal im tiefsten Erdloch, schimmerte auch nur eine Goldmünze. Die Wahrsager schwangen ihre Wünschelruten, ohne auch nur das leiseste Kribbeln in den Händen zu spüren, ganz zu schweigen davon, daß ihre zweizinkigen Zauberstäbe mit Macht nach unten gezeigt hätten. Nach den Tempelanlagen kamen die Felder und die Straßen an die Reihe. Noch immer nichts. Die Umgebung von Tolosa ähnelte bald einem riesigen, unwirklichen Maulwurfshügel, und Caepio lief grübelnd darauf hin und her.

    In der Garonne tummelten sich zahlreiche Fischarten, darunter auch Salme und verschiedene Karpfensorten, und da der Fluß die Seen in den Tempelanlagen speiste, waren auch sie reich an Fischen. Die Legionäre gingen zum Angeln lieber an die Seen, denn der Fluß war breit, sehr tief und reißend. Wenn Caepio seine Runden machte, traf er viele Soldaten, die mit Weidenruten und Fliegenködern angelten. Bei einer seiner Runden kam er an den größten See des Parks. Gedankenverloren stand er am Ufer und beobachtete das Spiel der Sonne auf den Schuppen der flinken Fische, das plötzliche Aufblitzen, das Glitzern zwischen den Wasserpflanzen. Meistens war es ein silbriges Glitzern, doch wenn dann und wann ein seltener Karpfen vorbeiglitt, erhaschte er einen goldenen Schimmer.
    Langsam sickerte eine Idee in sein Bewußtsein. Und dann schlug sie ein, explodierte förmlich in seinem Kopf. Er schickte nach seinen Ingenieuren und befahl ihnen, die Seen trockenzulegen - eine nicht sehr komplizierte, dafür aber überaus lohnende Aufgabe. Da lag der Schatz von Tolosa, versenkt auf den Grund der heiligen Wasser, verborgen von Schlamm, Schlingpflanzen und den natürlichen Ablagerungen vieler Jahrzehnte.
    Als der letzte Goldbarren gespült und verstaut war, kam Caepio und begutachtete den Fund. Er war starr vor Staunen. Aus einer Laune heraus hatte er der Bergung nicht beigewohnt, er wollte sich die Überraschung nicht verderben. Und überrascht war er, geradezu erschüttert: 50 000 Goldbarren lagen vor ihm, jeder etwa 15 Pfund schwer, das waren zusammen 15 000 Talente; dann 10 000 Silberbarren von je 20 Pfund, zusammen 3000 Talente in Silber. Und in den Seen lag noch mehr Silber. Es stellte sich heraus, daß die Tektosagen ihren Reichtum darauf verwendet hatten, Mühlsteine aus Silber herzustellen. Einmal im Monat hoben sie ihre silbernen Mühlsteine an Land, um Getreide zu mahlen.
    »Ausgezeichnet«, sagte Caepio voller Tatendrang. »Wie viele Wagen können wir entbehren, um den Schatz nach Narbo zu schaffen?« Die Frage war an Marcus Furius gerichtet, seinen praefectus fabrum , der für den Nachschub zuständig war und für den Transport von Material, Geräten, Viehfutter und sonstigem, was eine Armee im Feld benötigte.
    »Nun, Quintus Servilius, wir haben etwa tausend Wagen für den Gepäcktransport. Im Moment ist ungefähr ein Drittel davon leer. Sagen wir dreihundertfünfzig, wenn ich ein wenig umschichte. Sofern jeder Wagen mit etwa fünfunddreißig Talenten beladen wird das ist viel, aber nicht zuviel -, brauchen wir etwa dreihundertfünfzig Wagen allein für das Silber und noch einmal vierhundertfünfzig Wagen für das Gold«, antwortete Marcus Furius. Er gehörte nicht der bekannten Familie Furius an, sondern war der Urenkel eines Sklaven aus dem Hause Furius, und inzwischen war er Bankier und Caepios Klient.
    »Dann schlage ich vor, daß wir zuerst das Silber auf dreihundertfünfzig Wagen laden, verschiffen, in Narbo löschen und die Wagen nach Tolosa zurückbringen, damit wir anschließend das Gold transportieren können«, sagte Caepio. »In der Zwischenzeit werde ich hier hundert Wagen entladen lassen, so daß wir das ganze Gold auf einen Schub wegbringen können.«
    Am Ende des Monats Quintilis war das Silber entlang der Küste verschifft, gelöscht, und die leeren Wagen waren nach Tolosa zurückgebracht worden. Caepio hatte in der Zwischenzeit, wie angekündigt, hundert weitere Wagen entladen lassen.
    Während das Gold verladen wurde, lief Caepio wie im Delirium von einem Goldhaufen zum anderen, immer wieder streichelte er im Vorübergehen ein paar Goldbarren. Er nagte

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