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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Herbst ein trockenes Bett. Inmitten der Ebene, unweit des Meeres, ragte jäh ein zerklüfteter Vulkanberg von tausend Fuß Höhe auf, und hoch oben, am Gipfel dieses Berges, hatte Jugurtha eine Festung errichtet. In dieser Festung, so wurde Marius von seinen Kundschaftern berichtet, befand sich ein riesiges Vermögen, denn die Festung war Jugurthas westliches Hauptquartier.
    Die römischen Soldaten erreichten die Ebene und marschierten bis zu den steilen Ufern, die der Fluß gegraben hatte. Dort schlugen sie ihr Hauptlager auf, so nah an der Festung wie möglich. Dann studierten Marius, Sulla, Sertorius, Aulus Manlius und andere hohe Offiziere in aller Ruhe die scheinbar uneinnehmbare Zitadelle.
    »Einen Frontalangriff können wir vergessen«, sagte Marius. »Und ich für meinen Teil sehe auch keine Möglichkeit, sie zu belagern.«
    »Es gibt keine Möglichkeit, sie zu belagern«, bestätigte der junge Sertorius. Er hatte den Berggipfel mehrmals gründlich von allen Seiten untersucht.
    Sulla hob den Kopf, damit er die Bergspitze unter seiner Hutkrempe zu sehen bekam. »Ich glaube, wir werden hier unten sitzen und niemals da hinauf gelangen«, bemerkte er grinsend. »Selbst wenn wir ein riesiges Holzpferd konstruieren würden, könnten wir es nie bis zu den Toren dort oben schaffen.«
    »Genausowenig können wir einen Belagerungsturm hinaufschaffen«, überlegte Aulus Manlius.
    »Nun, wir haben ungefähr einen Monat Zeit, dann müssen wir wieder nach Osten«, sagte Marius schließlich. »Ich schlage vor, wir bleiben solange hier. Wir werden den Männern den Aufenthalt so schmackhaft wie möglich machen - Lucius Cornelius, überlege, wo du das Trinkwasser herbekommen willst, und dann weise die tieferen Wasserlöcher stromabwärts zum Schwimmen aus. Aulus Manlius, du kannst Angelausflüge ans Meer organisieren, es soll nur zehn Meilen entfernt sein, sagen unsere Kundschafter. Wir beide werden morgen gemeinsam zur Küste reiten und die Gegend ein wenig erforschen. Sie werden auf keinen Fall das Risiko eingehen, ihre Festung zu verlassen, um uns zu überfallen, unsere Männer sollen also ruhig ihr Vergnügen haben. Quintus Sertorius, du kümmerst dich um die Beschaffung von Obst und Gemüse.«
    »Weißt du«, sagte Sulla später, als er mit Marius allein im Generalstabszelt saß, »dieser ganze Feldzug war bis jetzt eine einzige Vergnügungsreise. Wann werde ich endlich einmal verwundet werden?«
    »Du hättest in Capsa dabeisein sollen, die Stadt hat sich kampflos ergeben.« Marius warf einen prüfenden Blick auf seinen Quästor. »Wird es dir langsam langweilig, Lucius Cornelius?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete Sulla und runzelte die Stirn. »Ich hätte nie gedacht, wie interessant das Leben beim Militär sein kann. Immer gibt es etwas Interessantes zu tun, interessante Probleme zu lösen. Sogar die Buchführung macht mir nichts aus! Es ist nur, daß ich endlich einmal verwundet werden möchte. Schau dich an. Als du so alt warst wie ich, hattest du schon Dutzende von Schlachten hinter dir. Aber ich - nichts, keine Schlacht, keine Verwundung.«
    »Dir wird sich schon noch eine Gelegenheit bieten, Lucius Cornelius, und hoffentlich recht bald.«
    »Wie?«
    »Aber sicher. Was meinst du, warum wir hier sind, fern von allen Städten und Siedlungen?«
    »Warte, laß mich nachdenken!« erwiderte Sulla schnell. »Du bist hier, weil... weil du hoffst, daß du König Bocchus so einschüchtern kannst, daß er sich mit Jugurtha verbündet... Und wenn sich Bochus mit Jugurtha verbündet, fühlt sich Jugurtha stark genug, uns anzugreifen.«
    »Sehr gut!« sagte Marius lächelnd. »Dieses Land ist so riesengroß daß wir problemlos zehn Jahre hier herummarschieren können, ohne Jugurtha auch nur einmal zu Gesicht zu bekommen. Hätte er seine Gaetuler nicht, würde es ausreichen, wenn wir die festen Siedlungen zerstören und damit seinen Widerstand brechen, aber so nützt uns das nichts. Doch er ist zu stolz, als daß er tatenlos mit ansehen kann, wie eine römische Armee seine Städte und Dörfer verwüstet. Und überdies wird er die Auswirkungen unserer Raubzüge spüren, vor allem bei der Getreideversorgung. Aber er ist schlau, er wird sich nie auf eine offene Schlacht mit mir einlassen. Außer wir bringen Bocchus dazu, daß er ihn unterstützt. Die Mauren können mindestens zwanzigtausend Mann auf die Beine stellen, dazu noch fünftausend Mann beste Kavallerie. Wenn Bocchus dazustößt, wird Jugurtha uns mit ziemlicher

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