MoR 01 - Die Macht und die Liebe
Lucius Cornelius Sulla, aber auf keinen Fall weiter als bis Icosium - und zwar jetzt, Prinz Bogud, nicht im Frühjahr.«
»Unmöglich!« schrie Bogud auf. »Der König ist in Tingis!«
»Quatsch!« erwiderte Marius verächtlich. »Der König ist mit eingezogenem Schwanz auf dem Weg zurück nach Mauretanien. Wenn du einen schnellen Reiter hinter ihm her schickst, dann garantiere ich dir, daß Bocchus ohne Schwierigkeiten zu dem Zeitpunkt in Icosium sein kann, wenn meine Legaten dort eintreffen.« Starr blickte er Bogud an. »Das ist mein bestes - und mein letztes! - Angebot. Tu, was du willst.«
Bogud nahm das Angebot an. Als sich die Gesandtschaft zwei Tage später einschiffte, gingen auch Aulus Manlius und Sulla an Bord und segelten mit nach Icosium. Ein schneller Reiter sollte die demoralisierten Überreste der mauretanischen Armee einholen.
»Wie du gesagt hast, er hat uns erwartet, als wir einliefen«, berichtete Sulla einen Monat später bei seiner Rückkehr.
»Wo ist Aulus Manlius?« fragte Marius.
Sullas Augen glitzerten. »Es geht Aulus Manlius nicht gut, er hat beschlossen, den Landweg zu nehmen.«
»Etwas Ernsthaftes?«
»Einen so schlechten Seemann habe ich noch nie gesehen«, meinte Sulla.
»Was, das wußte ich gar nicht!« sagte Marius belustigt. »So hast vor allem du genau hingehört, nicht Aulus Manlius?«
»Ja«, grinste Sulla. »Er ist ein ulkiger kleiner Mann, dieser König Bocchus. Kugelrund, weil er dauernd Süßigkeiten in sich hineinstopft. Nach außen sehr wichtigtuerisch, darunter geradezu schüchtern.«
»Das paßt zusammen«, sagte Marius.
»Tja, er hat natürlich Angst vor Jugurtha, ich glaube nicht, daß das eine Lüge ist. Und wenn wir ihm garantieren, daß wir ihm die Herrschaft über Mauretanien lassen, dann wird er meines Erachtens liebend gern Roms Interessen vertreten. Aber Jugurtha beschwatzt ihn, du weißt schon.«
»Jugurtha versucht überall, die Leute zu beschwatzen. Hast du dich an Bocchus’ Regel gehalten und nichts gesagt, oder hast du etwas dazu geäußert?«
»Nun, ich habe ihn zuerst ausreden lassen«, sagte Sulla, »aber dann habe ich mich zu Wort gemeldet. Er wollte ganz majestätisch werden und mich wegschicken. Da habe ich ihm gesagt, daß seine Abmachung einseitig war, daß deine Vertreter von dir aus nicht gebunden seien.«
»Was hattest du zu sagen?« fragte Marius.
»Daß er, wenn er ein kluger kleiner König sei, besser nicht auf Jugurtha hören, sondern sich an Rom halten solle.«
»Wie hat er es aufgenommen?«
»Ziemlich gut. Er war in recht nachdenklicher Stimmung, als ich ihn verließ.«
»Dann warten wir ab und sehen, was als nächstes geschieht«, beschloß Marius.
»Ich habe außerdem herausgefunden«, fuhr Sulla fort, »daß Jugurtha wohl keine neuen Männer mehr rekrutieren kann. Selbst die Gaetuler wollen ihm keine Soldaten mehr geben. Die Numider haben den Krieg satt, und kaum jemand im ganzen Königreich, weder die Siedler in den bewohnten Gebieten noch die Nomaden im Inneren des Landes, glauben noch an einen Sieg.«
»Aber werden sie Jugurtha ausliefern?«
Sulla schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich werden sie ihn nicht ausliefern!«
»Sei’s drum.« Marius fletschte die Zähne. »Nächstes Jahr, Lucius Cornelius! Nächstes Jahr kriegen wir ihn.«
Kurz bevor das alte Jahr zu Ende ging, erhielt Gaius Marius einen Brief von Publius Rutilius Rufus, der nach einer Serie schwerer Stürme mit großer Verzögerung eintraf.
Ich weiß es schon, Gaius Marius, Du möchtest gerne, daß ich mit Dir zusammen für das Konsulat kandidiere - aber mir hat sich eine Gelegenheit geboten, die ich unmöglich abschlagen kann. Ja, ich will nächstes Jahr als Konsul kandidieren, morgen werde ich meinen Namen eintragen lassen. Unsere Quellen scheinen zeitweilig versiegt zu sein, weißt Du. Niemand von Bedeutung kandidiert. Ich höre Dich schon fragen: Was, Quintus Lutatius Catulus Caesar wieder nicht? Nein, er ist gerade ziemlich am Boden, er gehört allzu offensichtlich der Fraktion an, die alle die Konsuln verteidigt, die verantwortlich sind für den Tod von so vielen Soldaten. Bisher ist der beste Kandidat ein Emporkömmling - nämlich Gnaeus Mallius Maximus. Er ist kein schlechter Kerl, mit ihm könnte ich sicherlich arbeiten - aber wenn er das beste Pferd im Rennen ist, habe ich sicher gewonnen. Dein Kommando ist für das nächste Jahr verlängert, wie Du sicherlich schon weißt.
Rom ist im Augenblick ein ziemlich langweiliger Ort, ich
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