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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Legion wußte, wo sie hingehörte, jede Kohorte jeder Legion, jede Hundertschaft jeder Kohorte. Niemand stolperte über den anderen, niemand stand am falschen Ort, niemand belegte zuviel Raum. Die Maultiere, die das Gepäck trugen, wurden an ihren Platz getrieben, die nichtkämpfenden Mannschaften jeder Zenturie kümmerten sich um die Maultiere und um die Wagen, von denen jede Hundertschaft einen besaß. Die Zugführer sorgten dafür, daß Tiere und Wagen untergebracht wurden. Mit Grabwerkzeugen und Palisadenpfosten aus ihren Rucksäcken ausgerüstet, marschierten die Soldaten, immer noch in voller Bewaffnung, zu dem Stück Umzäunung, für das sie zuständig waren. Sie arbeiteten in ihren Kettenhemden, mit Schwertern und Dolchen im Gurt. Ihre Speere waren fest in den Boden gerammt, daran lehnten ihre Schilde, die Helme hatten sie an den Kinngurten um die Speere und über die Schilde gehängt, so daß der Wind den Aufbau nicht umwerfen konnte. Auf diese Weise waren Helm, Schild und Speer auch bei der Arbeit stets griffbereit.
    Die Kundschafter spürten den Feind nicht auf - nach ihren Berichten war alles ruhig - und halfen beim Ausheben der Gräben und beim Aufrichten von Palisaden. Die Sonne war untergegangen. In der kurzen, schimmernden Dämmerung, bevor die Nacht hereinbrach, strömten die numidischen und maurischen Truppen hinter einem nahegelegenen Hügelkamm hervor und überfielen das halbfertige Lager.
    Die Schlacht fand in tiefster Finsternis statt, ein verzweifelter Kampf, und mehrere Stunden sah es nach einer Niederlage für die Römer aus. Schließlich wies Quintus Sertorius alle nichtkämpfenden Männer an, Fackeln anzuzünden, bis das Schlachtfeld so weit erleuchtet war, daß Marius sich einen Überblick verschaffen konnte, und von da an besserte sich die Lage der Römer. Sulla tat sich in der Schlacht besonders hervor. Er ermutigte die Truppen, die Müdigkeit zeigten oder in Panik gerieten, und tauchte überall dort auf, wo man ihn brauchte - es schien wie ein Wunder, war aber in Wirklichkeit seinem angeborenen Blick für militärische Situationen zu verdanken. Er erkannte stets im voraus, wo sich die nächste Schwachstelle bilden würde. Mit blutigem Schwert und blutüberströmt warf er sich in den Kampf wie ein erfahrener Soldat - mutig im Angriff, vorsichtig in der Verteidigung, glänzend in jeder schwierigen Situation.
    Und nach acht Stunden nächtlichen Kampfes errangen die Römer den Sieg. Die numidischen und mauretanischen Truppen zogen sich einigermaßen geordnet zurück, aber mehrere Tausend ihrer Soldaten blieben auf dem Schlachtfeld liegen, während Marius überraschend wenig Männer verloren hatte.
    Am nächsten Morgen zog die römische Armee weiter, denn Marius hatte beschlossen, daß eine Ruhepause für seine Männer nicht in Frage komme. Die Toten des eigenen Heeres wurden verbrannt, wie es Sitte war, die Toten des Feindes überließ man den Geiern. Diesmal marschierten die Legionen im Karree, mit Reitern am Anfang und am Ende der dichtgefügten Kolonne und den Maultieren und Gepäckzügen genau in der Mitte. Sollte unterwegs ein weiterer Angriff erfolgen, brauchten die Soldaten nur die Außenseite des Karrees zu verstärken, die Kavallerie bildete bereits die Flügel. Alle trugen jetzt ihre Helme auf dem Kopf, mit dem buntgefärbten Busch aus Roßhaar an der Spitze. Die Schilde steckten nicht mehr in den Lederhüllen, jeder hielt seine beiden Speere in der Hand. Bis Cirta war höchste Wachsamkeit geboten.
    Am vierten Tag - Cirta lag noch einen Tagesmarsch entfernt - schlugen die beiden Könige erneut zu. Dieses Mal war Marius vorbereitet. Die Legionen formten sich zu Karrees, von denen jedes einen Teil eines größeren bildete, das Gepäck in der Mitte, und dann stellten sich die Soldaten jedes Karrees in Reih und Glied auf, so daß die dem Feind zugewandte Seite doppelt stark war. Wie immer verließ sich Jugurtha auf seine vielen tausend numidischen Pferde, um die vordersten Linien der Römer zu durchbrechen. Die Numider waren großartige Reiter, sie benutzten weder Sattel noch Zaumzeug und trugen keine Rüstungen, sie vertrauten allein ihrer Zahl, ihrem Mut und der tödlichen Genauigkeit, mit der sie Speere und Langschwerter handhabten. Aber weder Jugurthas noch Bocchus’ Reitertruppen konnten in die Mitte der römischen Karrees einbrechen. Ihre Infanterie stieß auf eine undurchdringliche Mauer aus römischen Legionären, die weder vor Pferden noch vor Fußsoldaten

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