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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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unter Druck stand. Er durfte Cirta nicht den Verführungskünsten des Königs überlassen. Sulla blieb in Utika, um die römische Provinz zu regieren, während Aulus Manlius vom Dienst befreit wurde und die Erlaubnis erhielt, nach Hause zu reisen. Er nahm die beiden Söhne von Gaius Julius Caesar mit nach Rom, obwohl keiner der beiden Africa verlassen wollte. Der Brief von Rutilius Rufus hatte Marius beunruhigt, und er hielt es für besser, die Söhne zu ihrem Vater zurückzuschicken.

    Zu Beginn des neuen Jahres fällte König Bocchus von Mauretanien endlich eine Entscheidung. Trotz seiner Bluts- und Verwandtschaftsbande zu Jugurtha wollte er sich mit den Römern verbünden - sofern Rom bereit wäre, ihn als Verbündeten zu akzeptieren. Aus diesem Grund begab er sich von Iol nach Icosium, an den Ort, wo er zwei Monate zuvor mit Sulla und dem seekranken Manlius verhandelt hatte. Es kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, daß Marius überall, nur nicht in Utika überwintern würde, und so zog die kleine Gesandtschaft, die er zu Verhandlungen mit Marius schickte, nördlich an Cirta vorbei in Richtung Utika. Die Gesandtschaft bestand aus fünf maurischen Botschaftern, darunter dem jüngeren Bruder des Königs, Prinz Bogud, und einem seiner Söhne. Sie reisten mit wenig Aufwand und ohne militärische Eskorte, denn Bocchus wollte Marius auf keinen Fall provozieren, und ebensowenig wollte er die Aufmerksamkeit Jugurthas auf sich ziehen. Die kleine Reisegesellschaft wirkte wie eine Gruppe wohlhabender Händler, die sich nach einer ertragreichen Saison mit ihrem Gewinn auf der Heimreise befand, und das lockte natürlich Banditen an, die ihren Vorteil aus der verworrenen Situation in Numidien zu ziehen wußten. Als die Gesandten nicht weit südlich von Hippo Regius den Fluß Ubus überqueren wollten, gerieten sie in einen Hinterhalt und wurden ausgeplündert bis auf die Kleidung, die sie am Leibe trugen. Die Banditen nahmen ihre Sklaven und Diener gefangen, um sie später auf einem fernen Markt zu verkaufen.
    Quintus Sertorius und seine ausgezeichnet geschulten Offiziere hatten Marius nach Cirta begleitet, und das bedeutete, daß Sulla mit dem weniger gut geschulten Rest des Stabes zurechtkommen mußte. Er machte es sich zur Gewohnheit, selbst ein Auge auf alle Vorgänge an den Toren des Regierungspalastes in Utika zu haben, und so kam es, daß er als erster den Haufen zerlumpter Wanderer vor dem Tor erblickte, die vergebens Einlaß begehrten.
    »Wir müssen unbedingt mit Gaius Marius sprechen!« beharrte Prinz Bogud. »Wir sind Gesandte des König Bocchus von Mauretanien, so glaub uns doch!«
    Sulla erkannte einige der Gesandten und schlenderte hinüber.
    »Laß sie hinein, Idiot«, befahl er dem diensthabenden Wachsoldaten. Er nahm Boguds Arm und stützte ihn, denn es war offensichtlich, daß seine wunden Füße bei jedem Schritt schmerzten. »Nein, für Erklärungen haben wir später Zeit, Prinz«, schnitt Sulla ihm das Wort ab. »Jetzt brauchst du erst ein Bad, frische Kleidung, etwas zu essen und Ruhe.«
    Einige Stunden später hörte er sich Boguds Bericht an.
    »Wir waren viel länger unterwegs, als wir gedacht hatten«, schloß Bogud, »und ich fürchte, der König, mein Bruder, hat inzwischen alle Hoffnung aufgegeben. Können wir Gaius Marius sprechen?«
    »Gaius Marius ist in Cirta«, meinte Sulla leichthin. »Ich gebe euch den Rat , sagt mir, was euer König will, und überlaßt es mir, die Botschaft nach Cirta weiterzuleiten, sonst könnte es noch mehr Verzögerungen geben.«
    »Wir sind alle Blutsverwandte des Königs, und der König bittet Gaius Marius, er möge uns nach Rom senden, damit wir persönlich den Senat ersuchen können, den König wieder als Verbündeten anzunehmen.«
    »Ich verstehe.« Sulla erhob sich. »Bitte, Prinz Bogud, mach es dir bequem und warte. Ich werde sofort eine Botschaft an Gaius Marius schicken, aber es wird eine Welle dauern, bis wir Antwort erhalten.«
    Marius’ Antwort traf vier Tage später in Utika ein:
    Gut, sehr gut! Das kann sehr nützlich sein, Lucius Cornelius. Aber ich muß äußerst vorsichtig sein. Der neue erste Konsul, Publius Rutilius Rufus, hat mir mitgeteilt, daß unser lieber Freund Metellus Schweinebacke Numidicus jedem, der es hören will, erzählt, er werde mich wegen Unterschlagung und Korruption während meiner Verwaltung der Provinz anklagen. Ich darf ihm keine Angriffsfläche bieten. Zum Glück muß er sich seine Beweise selbst basteln, denn Unterschlagung

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