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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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viele, wie sie gerade brauchten.
    Die Krieger der Germanen, die nach einem kurzen, wenig ruhmreichen Kampf als Sieger auf dem Schlachtfeld standen, zogen durch die endlosen Reihen Tausender am Boden liegender Römer und töteten jeden, der noch ein Lebenszeichen von sich gab. Glücklicherweise gingen sie dabei achtlos und alles andere als planmäßig vor, sonst hätte keiner der vierundzwanzig Militärtribunen die Schlacht von Arausio überlebt. Drusus lag so tief bewußtlos da, daß ihn jeder Germane, der ihn ansah, für tot hielt, und Quintus Poppaedius Silo war unter einem bluttriefenden Haufen gefallener Marser begraben, wodurch er unentdeckt blieb. Quintus Sertorius konnte sich nicht bewegen, da sein Bein gelähmt war, und stellte sich tot. Und Sextus Caesar, der offen dalag, rang so schwer um Atem und war so blau im Gesicht, daß die Germanen sich nicht einmal die Mühe machten, ihn zu töten, denn sie waren sicher, daß er ohnehin bald sterben würde.
    Die beiden Söhne von Mallius Maximus waren getötet worden, als sie mit den Befehlen ihres völlig aufgelösten Vaters auf dem Schlachtfeld hin und her geritten waren. Der Sohn von Metellus Schweinebacke, Metellus das Ferkel, war aus anderem Stoff gemacht. Als er erkannt hatte, daß eine Niederlage unausweichlich war, trieb er den aufgelösten Mallius Maximus und noch einige Soldaten, die sich mit ihm auf dem Wall des Lagers befanden, vor sich her, führte die kleine Gruppe ans Flußufer hinunter und setzte sie in ein Boot. Metellus das Ferkel handelte keineswegs in erster Linie aus einem übermächtigen Selbsterhaltungstrieb heraus, er war vielmehr mutig und kämpfte mit diesem Mut um das Leben seines Befehlshabers.

    Fünf Stunden nach Tagesanbruch war alles vorüber. Die Germanen wandten sich wieder nach Norden und zogen die dreißig Meilen zum Lager des toten Aurelius zurück, wo ihre vielen tausend Wagen standen. In den Lagern von Mallius Maximus und Caepio hatten sie wahre Schätze entdeckt - riesige Vorräte an Weizen und anderen Lebensmitteln und genügend Wagen, Maultiere und Ochsen, um sie zu transportieren. Geld, Gold, Kleidung, selbst Waffen und Rüstungen interessierten die Germanen nicht im geringsten, doch die Vorräte von Mallius Maximus und Caepio waren unwiderstehlich, und so plünderten sie die Lager bis auf den letzten Schinken und den letzten Topf Honig. Auch einige hundert amphorae Wein nahmen sie mit.
    In Aurelius’ Lager hatten die Germanen einen der Dolmetscher entdeckt. Sie nahmen ihn gefangen und brachten ihn zurück zu seinen Leuten, den Kimbern. Schon nach wenigen Stunden stellte er fest, daß er zu lange bei den Römern gelebt hatte, um noch Gefallen an der barbarischen Lebensweise zu finden, und so stahl er in einem unbeobachteten Moment ein Pferd und ritt südwärts nach Arausio. Er wählte einen Weg, der ihn weit im Osten den Fluß entlang führte - er verspürte kein Bedürfnis, die Spuren der schrecklichen Niederlage der Römer zu sehen, und wollte auch nicht den Geruch der zahllosen Leichen ertragen müssen, die unbeerdigt auf dem Schlachtfeld lagen.
    Am neunten Tag im Oktober, drei Tage nach der Schlacht, führte er sein erschöpftes Pferd die gepflasterte Hauptstraße der wohlhabenden Stadt Arausio hinunter. Er blickte sich nach Leuten um, denen er berichten könnte, was geschehen war, doch es war niemand zu sehen. Anscheinend hatten sämtliche Einwohner die Stadt vor den herandrängenden Germanen Hals über Kopf verlassen. Schließlich bemerkte er am Ende der Hauptstraße das Haus des bedeutendsten Einwohners von Arausio - natürlich ein römischer Bürger -, und dort schien sich etwas zu regen.
    Arausios wichtigster Bürger war Marcus Antonius Meminius, ein Gallier aus dieser Gegend. Er hatte das begehrte römische Bürgerrecht - und damit seinen römischen Namen - vor siebzehn Jahren von Marcus Antonius erhalten, als Lohn für seine Dienste in der Armee von Gnaeus Domitius Ahenobarbus. Dank seines neuen Bürgerrechts und dank der Unterstützung der Familie Antonius war er bald eine wichtige Persönlichkeit. Er bekam Konzessionen für den Handel zwischen Gallia Transalpina und der italischen Provinz und wurde in kurzer Zeit unermeßlich reich. Inzwischen hatte er das höchste Amt im Magistrat der Stadt inne. Er hatte erfolglos versucht, die Einwohner von Arausio zum Bleiben zu bewegen, zumindest so lange, bis klar war, wie die Schlacht zwischen Römern und Germanen ausgehen würde. Die Leute hatte er nicht zum Bleiben

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