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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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aufstehen, wenn ich dir helfe? Hinten bei meiner Legion liegt ein Kamerad, der mich braucht. Entweder du bleibst hier und kommst nach, sobald du kannst, oder du kommst jetzt mit, auf deinen eigenen Beinen.« In diesem Augenblick wehte der Wind eine Haarsträhne auf seine breiige Stirnwunde, und er schrie auf vor Schmerz.
    Quintus Poppaedius Silo wog die Möglichkeiten ab. »In deinem Zustand wirst du es mit mir kaum schaffen«, entschied er. »Wenn du mir meinen Dolch geben kannst, werde ich ein Stück von meiner Tunika abschneiden und die Wunde verbinden. Kann’s mir nicht leisten, hier in diesem Tartarus noch weiter zu bluten.«
    Drusus reichte ihm den Dolch und wollte sich mit seinem Esel auf den Weg machen.
    »Wo kann ich dich finden?« fragte Silo.
    »Dort drüben, eine Legion weiter unten«, antwortete Drusus.
    Sertorius war immer noch bei Bewußtsein. Dankbar stillte er seinen Durst, dann setzte er sich mühsam auf. Er hatte von allen dreien die schlimmsten Wunden davongetragen, und es war klar, daß Drusus allein ihn nicht fortschaffen konnte. Sie mußten auf die Hilfe von Silo warten. Drusus sank neben Sertorius zu Boden und ruhte sich aus. Erst eine Stunde später, als Silo auftauchte, bewegte er sich wieder. Die Sonne stieg, und es wurde heiß.
    »Wir beide werden Quintus Sertorius ein Stück von den Leichen wegbringen. Wenn er hier bleibt, entzündet sich sein Bein sofort«, sagte Silo. »Und dann sollten wir einen Schutz gegen die Sonne für ihn aufbauen, schlage ich vor. Und nach weiteren Überlebenden suchen.«
    All dies geschah sehr langsam und unter starken Schmerzen, doch schließlich war Sertorius so bequem wie möglich untergebracht. Silo und Drusus machten sich auf die Suche nach anderen Verwundeten. Sie waren noch nicht weit gekommen, als Drusus von Übelkeit überwältigt wurde. Er sank würgend auf den zerstampften, staubigen Boden, bei jedem Krampf, der ihn schüttelte, schrie er vor Schmerz wild auf. Silo, dem es nicht viel besser ging, lag neben ihm, und der Esel, immer noch an Drusus’ Gürtel festgebunden, wartete geduldig.
    Nachdem die Krämpfe abgeklungen waren, rollte sich Silo ächzend herum und untersuchte Drusus’ Kopfwunde. »Wenn du meinst, daß du es aushalten kannst, Marcus Livius, könnte ich die Schwellung mit meinem Messer öffnen. Wenn ein Teil der Flüssigkeit herauskommt, wird es nicht mehr so weh tun, glaube ich. Einverstanden?«
    »Ich würde mit einem vielköpfigen Monster kämpfen, wenn es helfen würde!« keuchte Drusus.
    Bevor er die Spitze seines Dolches auf die Schwellung setzte, murmelte Silo einen Zauber oder eine Beschwörung in einer alten Sprache, die Drusus nicht verstand. Es war nicht Oskisch, das beherrschte er gut. Ein Schlangenzauber, das ist es, dachte Drusus und fühlte sich seltsam beruhigt. Der Schmerz war unerträglich, Drusus verlor das Bewußtsein. Während er ohnmächtig dalag, drückte Silo so viel von dem geronnenen Blut und der Flüssigkeit aus der Wunde, wie er konnte. Dann riß er ein Stück von Drusus’ Tunika ab und wischte ihm die Stirn damit. Als Drusus sich wieder regte, schnitt er ein weiteres Stück Stoff ab.
    »Fühlst du dich besser?« fragte Silo.
    »Viel besser«, antwortete Drusus.
    »Wenn ich die Wunde verbinden würde, hättest du noch mehr Schmerzen. Nimm diesen Stoffetzen und wisch dir das Zeug ab, wenn es dir in die Augen läuft. Früher oder später wird es aufhören.« Silo schaute hoch zur Sonne, die unbarmherzig vom Himmel brannte. »Wir müssen in den Schatten, sonst halten wir nicht mehr lange durch. Und das wäre auch das Ende des jungen Sertorius.« Mühsam erhob er sich.
    Je näher sie dem Fluß kamen, desto häufiger bemerkten sie Lebenszeichen unter den Leichenbergen - schwache Schreie, Bewegungen, Stöhnen.
    »Das Ganze ist eine Beleidigung der Götter«, sagte Silo grimmig. »Keine Schlacht wurde je so schlecht vorbereitet. Man hat uns dem Feind regelrecht zum Fraß vorgeworfen! Ich verfluche Gnaeus Mallius Maximus! Möge sich die Große Schlange, die das Licht gebiert, selbst um Gnaeus Mallius’ Träume winden!«
    »Du hast recht, es war ein Gemetzel, und wir wurden nicht besser befehligt als Cassius’ Männer in der Schlacht von Burdigala. Aber du solltest die Schuld gerecht zuweisen, Quintus Poppaedius. Wenn Gnaeus Mallius schuldig ist, um wieviel mehr dann Quintus Servilius Caepio?« Oh, es schmerzte, das aussprechen zu müssen! Der Vater seiner Frau.
    »Caepio? Was hatte der denn damit zu tun?« fragte

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