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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mich beauftragt hatte, die Konsulwahlen durchzuführen, mußte ich dieser Aufforderung natürlich nachkommen.
    Sogleich nachdem die Versammlung der Plebs ihre Beschlüsse gefaßt hatte, versuchte Gnaeus Domitius Ahenobarbus, von der Rednertribüne gegen das plebiscitum zu sprechen, das Dich in absentia zur Konsulwahl zuläßt. Da er sich als Gründer von Gallia Transalpina betrachtet, meinte er wohl, er hätte ein besonderes Recht, sich zu dieser Sache zu äußern. Nun, Du weißt ja, wie jähzornig die Mitglieder dieser arroganten, stets schlecht gelaunten Familie sind, jeder einzelne von ihnen! Gnaeus Domitius geiferte vor Wut, im wahrsten Sinne des Wortes! Die Menge hatte bald genug von ihm und begann, ihn niederzuschreien. Doch da drehte er den Spieß um und versuchte, die Menge niederzubrüllen. Und als ein Gnaeus Domitius hatte er auch ganz gute Chancen, daß ihm das gelingen würde. Aber irgend etwas in seinem Kopf oder in seinem Herzen platzte, er klappte zusammen und starb, mitten auf der Rednertribüne des Forum Romanum. Das dämpfte die Stimmung natürlich, und die Menge zerstreute sich. Die wichtigsten Beschlüsse waren ohnehin gefaßt.
    Am nächsten Morgen wurden alle Beschlüsse der Versammlung der Plebs offiziell verabschiedet, ohne eine einzige Gegenstimme. Mir wurde aufgetragen, die Konsulwahlen vorzubereiten. Ich muß Dir nicht sagen, daß ich keine Zeit verstreichen ließ, sondern mich sofort ans Werk machte. Eine höfliche Anfrage bei den Volkstribunen brachte die Sache ins Rollen. Die neuen Volkstribunen waren innerhalb weniger Tage gewählt, und es scheinen mir sehr ansehnliche und fähige Männer darunter zu sein. Es ging ja schließlich auch um die Wahl eines Oberbefehlshabers in einem wichtigen Krieg. Der älteste Sohn des betrauerten Gnaeus Domitius Ahenobarbus ist dabei, der älteste Sohn des ebenfalls verstorbenen Lucius Cassius Longinus. Ich glaube, Cassius war darauf aus zu beweisen, daß seine Familie nicht nur aus unverantwortlichen Männern besteht, die römische Soldaten in den Tod führen. Auch Lucius Marcius Philippus wurde aufgestellt, und - hört! hört! - ein Clodius aus dem riesigen Claudius-Clodius-Clan. Ihr Götter, sie vermehren sich wie die Kaninchen!
    Die Zenturienversammlung wählte gestern die beiden neuen Konsuln, mit dem Ergebnis - ich habe es einige Spalten weiter oben schon geschrieben -, daß Gaius Marius von jeder Hundertschaft der Ersten Klasse zum ersten Konsul gewählt wurde. Ebenso geschlossen stimmten die Hundertschaften der Zweiten Klasse für ihn, soweit ihre Stimmen für seine Wahl noch benötigt wurden. Einige Senatoren hätten Deine Wahl zum Konsul liebend gerne verhindert, aber Du bist zu bekannt als aufrechter patronus und als ehrlicher Förderer des Geschäftslebens, vor allem seitdem Du in Africa all Deine Versprechen eingelöst hast. Die abstimmenden Ritter scherten sich keinen Deut um solch spitzfindige Fragen wie die, ob eine zweite Kandidatur innerhalb von drei Jahren und eine Wahl in absentia erlaubt sei.
     
    Marius blickte triumphierend von der Schriftrolle auf. »Was sagst du zu diesem Vertrauensbeweis des römischen Volkes, Lucius Cornelius? Ein zweites Mal zum Konsul gewählt, während ich nicht das geringste davon ahnte!« Er streckte die Arme hoch, als wollte er nach den Sternen greifen. »Ich werde die Prophetin Martha mit nach Rom nehmen. Sie soll meinen Triumphzug und meine Amtseinführung als Konsul an ein und demselben Tag miterleben, Lucius Cornelius! Ich habe mich gerade dazu entschlossen, meinen Triumphzug am ersten Tag des neuen Jahres durchzuführen.«
    »Und wir werden nach Gallien ziehen«, fügte Sulla hinzu, den dieser Aspekt der Ereignisse am meisten begeisterte. »Das heißt, Gaius Marius, falls Du mich mitnimmst.«
    »Mein lieber Freund, ich könnte ohne dich überhaupt nicht auskommen! Und auch nicht ohne Quintus Sertorius!«
    »Lies doch weiter«, bat Sulla. Er brauchte noch etwas mehr Zeit, um die atemberaubenden Neuigkeiten zu verdauen, bevor er sie ausführlich mit Gaius Marius besprechen konnte.
    Wenn ich Dich das nächste Mal treffe, Gaius Marius, wird es sein, um Dir die Amtsabzeichen des Konsuls zu übergeben. Ich wünschte, ich könnte mich ohne Einschränkung darüber freuen. Für Roms Heil ist es unerläßlich, daß Du den Oberbefehl gegen die Germanen erhältst, aber ich wünschte sehr, es wäre unter weniger ungewöhnlichen Bedingungen geschehen! Ich denke daran, wie viele neue Feinde jetzt zu denen

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