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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Feldzug hatte er nie teilgenommen.
    Catulus Caesar empfing Sulla nicht gerade begeistert, denn er hatte seine Legaten bereits vor dem Abmarsch aus Rom ernannt. Als er in Bononia ankam, wartete dort Sulla mit einer Nachricht des Oberbefehlshabers Gaius Marius auf ihn, die besagte, daß Lucius Cornelius Sulla zum ersten Legaten und stellvertretenden Befehlshaber ernannt worden sei. Gaius Marius’ Vorgehensweise war zwar zweifelhaft und überheblich, aber er hatte natürlich keine andere Wahl gehabt. Catulus Caesar behandelte Sulla eisig und behinderte ihn, wo er konnte. In seinen Augen sprach nur eines für Sulla, das war seine edle Abstammung, und selbst die war durch die Verarmung seiner Familie beschädigt. Catulus Caesar empfand auch ein wenig Neid, denn Sulla war ein Mann, der nicht nur an großen und wichtigen Feldzügen teilgenommen, sondern sich auch wagemutig als Spion bei den Germanen ausgezeichnet hatte. Hätte er gewußt, welche Rolle der Spion Sulla bei den Germanen gespielt hatte, wäre er ihm gegenüber gewiß noch mißtrauischer gewesen.
    Marius hatte jedoch wieder einmal, wie gewohnt, einen guten Griff getan, als er Sulla und nicht Manius Aquilius abkommandierte, der als Aufpasser und Beschützer wohl auch geeignet gewesen wäre. Sulla brachte es fertig, Catulus Caesar zu reizen, denn ständig tat er, als sehe er am Rande seines Blickfeldes einen Schatten, sobald er aber hinschaute, war der Schatten verschwunden. Kein erster Legat hatte sich jemals hilfreicher gezeigt, kein erster Legat hatte je seinem Feldherrn die Last der täglichen Verwaltungsarbeit und die Kontrolle des Heeres williger von den Schultern genommen. Und doch, und doch - Catulus Caesar wußte, daß etwas nicht stimmte. Warum hatte Gaius Marius diesen Burschen überhaupt abkommandiert, wenn er nicht irgend etwas im Schilde führte?
    Sulla hatte nicht vor, Catulus Caesar zu beruhigen, seine Ängste und seinen Verdacht zu zerstreuen. Ganz im Gegenteil: Sulla wollte sogar, daß Catulus Caesars Furcht und Mißtrauen erhalten blieben, um ihn auf diese Weise geistig zu beherrschen, ihm überlegen zu sein, wenn es darauf ankam. In der Zwischenzeit bemühte sich Sulla, jeden Militärtribunen und Zenturio im Heer und möglichst viele einfache Soldaten kennenzulernen. Sobald das Lager in der Nähe von Verona aufgeschlagen war, überließ Catulus Caesar die Routineübungen und den Drill seinem ersten Legaten, und bald kannte jeder den ersten Legaten, respektierte ihn und vertraute ihm. Darauf legte Sulla größten Wert, für den Fall, daß er Catulus Caesar würde ausschalten müssen.
    Sulla plante nicht ernsthaft, Catulus Caesar zu töten oder zu verletzen, er war immerhin Patrizier und insofern eher geneigt, andere Adlige zu schützen, wenn nötig auch vor sich selbst. Gegenüber Catulus Caesar verspürte er keine Zuneigung, wohl aber gegenüber seiner Klasse.

    Die Kimbern waren unter der Führung von Boiorix gut vorangekommen. Er hatte seine eigene Abteilung und die von Getorix bis zum Zusammenfluß von Donau und Inn geführt, dort trennten sie sich. Getorix hatte nunmehr nur noch eine relativ kurze Wegstrecke vor sich, während die Kimbern in südlicher Richtung am Inn entlangzogen. Bald erreichten sie die Alpen und durchquerten ein Land, in dem der Keltenstamm der Brennen siedelte, die ihren Namen vom ersten Brennus ableiteten. Sie kontrollierten den Brenner-Paß, den niedrigsten der Alpenpässe, die in das italische Gallien führten, doch sie waren nicht in der Lage, Boiorix und seinen Kimbern den Durchzug zu versperren.
    Gegen Ende des Kalendermonats Quintilis erreichten die Kimbern die Etsch an der Stelle, wo sie mit dem Eisack zusammenfloß, dem sie seit dem Brenner-Paß gefolgt waren. Hier, auf den saftigen grünen Alpenwiesen, ließen sie sich nieder und betrachteten die Gipfel der Berge, die in den tiefblauen, wolkenlosen Himmel ragten. Und hier wurden sie von den Kundschaftern entdeckt, die Sulla ihnen entgegengeschickt hatte.
    Sulla hatte geglaubt, daß er für jede unvorhergesehene Situation gerüstet wäre, doch was jetzt passierte, hätte er sich nicht einmal im Traum vorgestellt. Er kannte Catulus Caesar noch nicht gut genug, um zu ahnen, wie dieser auf die Nachricht reagieren würde, daß die Kimbern am Eingang des Etschtals standen und im Begriff waren, in das italische Gallien einzufallen.
    »Solange ich lebe, wird kein germanischer Fuß italienischen Boden berühren!« erklärte Catulus Caesar pathetisch bei der

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