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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gesteckt worden, als sie seine hohe Geburt anordneten, und sozusagen auf Abruf vorhanden. Aber du weißt, daß es nicht so einfach ist.«
    »Ja, das weiß ich«, gab Sulla zu.
    »Wenn Boiorix und Catulus Caesar aufeinanderstoßen, bevor ich das italische Gallien erreicht habe, wird Catulus Caesar irgendeinen katastrophalen militärischen Fehler machen und sein Heer verlieren. Und wenn wir das zulassen, können wir nicht mehr gewinnen. Die Kimbern stellen die bestgeführte und zahlenmäßig stärkste der drei germanischen Abteilungen. Außerdem kenne ich das Land im italischen Gallien nördlich des Po nicht. Wenn ich hier die Teutonen mit weniger als vierzigtausend Mann schlagen kann, dann nur deshalb, weil ich das Land so gut kenne.«
    Sulla starrte seinen Befehlshaber an, um ihn aus der Fassung zu bringen, aber gegen dessen Blick unter seinen buschigen Augenbrauen kam er nicht an. »Und was erwartest du von mir?« fragte er. »Catulus Caesar trägt den Feldherrenmantel, nicht Cornelius Sulla. Was also kannst du von mir erwarten?«
    Marius streckte die Hand aus und packte Sullas Handgelenk »Wenn ich das wüßte, könnte ich Catulus Caesar von hier aus kontrollieren«, sagte er. »Tatsache ist, Lucius Cornelius, daß du ein Jahr lang bei diesen Barbaren gelebt und überlebt hast und von ihnen akzeptiert wurdest. Dein Verstand ist so scharf wie dein Schwert, und beides setzt du sehr wirkungsvoll ein. Ich habe keinen Zweifel, daß du tun wirst, was nötig ist, um Catulus Caesar vor sich selbst zu schützen.«
    Sulla atmete tief ein. »Mein Befehl lautet also, sein Heer zu retten, koste es, was es wolle?«
    »Richtig.«
    »Auch auf Kosten von Catulus Caesar?«
    »Auch auf Kosten von Catulus Caesar.«

    Der Frühling neigte sich mit reicher Blütenpracht seinem Ende zu, der Sommer zog ein und legte sich heiß und trocken über das Land. Teutobod und seine Teutonen setzten ihren Marsch durch das Land der Häduer und in das Land der Allobrogen fort, die das ganze Gebiet zwischen der oberen Rhône, der Isère und viele Meilen in südlicher Richtung beherrschten. Die Allobrogen waren ein kriegerisches Volk und empfanden gegenüber Rom und den Römern einen unversöhnlichen Haß. Doch die germanischen Haufen waren schon vor drei Jahren einmal durch ihr Land gezogen, und die Allobrogen wollten nicht von den Germanen beherrscht werden. Es fanden also heftige Kämpfe statt, die Teutonen kamen langsamer voran. Marius lief gereizt in seinem Hauptquartier auf und ab und fragte sich, wie es wohl Sulla ergehen mochte, der jetzt in Catulus Caesars Heer diente, das am Po im italischen Gallien lag. Catulus Caesar war Ende Juni an der Spitze von sechs Legionen die Via Flaminia hinaufgezogen. Seine Legionen erreichten nicht ihre Sollstärke, denn es gab so wenig wehrfähige Männer, daß er nicht genug Rekruten gefunden hatte. Von Bononia an der Via Aemilia zog er über die Via Annia zu der großen Gewerbestadt Patavium, die zwar weit östlich vom Gardasee lag, aber an einer Route, die für einen Heerzug besser geeignet war als die Seitenstraßen und ausgefahrenen Wege im italischen Gallien. Von Patavium marschierte er über eine dieser vernachlässigten Seitenstraßen nach Verona und schlug dort sein Hauptlager auf. Sulla hatte bis zu diesem Zeitpunkt an Catulus Caesars Entscheidungen nichts auszusetzen, aber er verstand nun besser, warum Marius ihn in das italische Gallien geschickt hatte - eine Anordnung, die er, Sulla, zunächst als nicht so wichtig empfunden hatte. Militärisch betrachtet mochte dies zutreffen - doch Marius hatte seinen zweiten Konsul vollkommen richtig eingeschätzt, dachte Sulla. Catulus Caesar war durch und durch aristokratisch, arrogant, geradezu vermessen, er erinnerte Sulla lebhaft an Metellus Numidicus. Das Problem war jedoch, daß Catulus Caesar ein viel gefährlicheres Kriegsschauspiel und ein viel gefährlicherer Feind bevorstand als damals dem Metellus Numidicus in Africa. Außerdem hatten Metellus Numidicus seinerzeit Gaius Marius und Publius Rutilius Rufus als Legaten zur Seite gestanden, ganz abgesehen von den überaus heilsamen Erfahrungen, die Numidicus einst in einem Schweinestall in Numantia gemacht hatte. Dem Catulus Caesar hingegen war bei seinem Aufstieg zum Feldherrn niemals ein Gaius Marius begegnet. Er hatte seine Ausbildung als Offiziersanwärter erhalten und war dann Militärtribun unter zweitrangigen Feldherren in zweitrangigen Kriegen geworden, in Makedonien, in Spanien. An einem großen

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