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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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und Bolzen, sondern richtige Widerlager! Die Brücke ist fest mit den Pfeilern verbunden. Ich kann sie nicht einfach auseinanderreißen, jedenfalls nicht ohne einen größeren Kran. Den haben wir aber nicht, und wir hätten auch gar keine Zeit mehr, ihn zusammenzubauen. Nein, es bleibt uns nur noch die schwere Lösung, und das heißt, fürchte ich, daß die Brücke ein wenig wackeln wird, wenn die letzten Soldaten darüberziehen.«
    Sulla runzelte die Stirn. »Was meinst du damit?«
    »Wir müssen die Hauptverstrebungen und Stützen durchsägen.«
    »Dann tu das! Ich schicke dir hundert Ochsen, die ein wenig daran ziehen dürfen. Reicht das?«
    »Sie müssen reichen«, sagte der Anführer der Ingenieure und ging, um den Fortgang der Arbeit an einer anderen Stelle zu überprüfen.
    Die Reiterei der Kimbern kam schreiend und brüllend das Tal herunter und setzte ohne Schwierigkeiten über die verlassenen Wälle der Lager von fünf römischen Legionen hinweg. Es waren nur einfache Wälle und Gräben, für bessere Befestigungen hatte die Zeit nicht ausgereicht. Nur die samnitische Legion stand noch am jenseitigen Brückenkopf und war gerade im Begriff, ihr Lager durch das Haupttor zu verlassen, als die Kimbern heranstürmten und sie von der Brücke abschnitten. Die Samniten stellten sich in Kampfordnung auf und bereiteten sich auf den Angriff vor, die Speere kampfbereit, die Mienen entschlossen.
    Sulla stand hilflos auf der anderen Seite der Brücke und beobachtete, wie der erste Ansturm der Reiter an der Legion vorbeifegte, wie sie ihre Pferde zügelten und herumrissen, um zu sehen, was der Kommandant wohl tun würde. Die Samniten führte der junge Scaurus, und Sulla machte sich bittere Vorwürfe, daß er diesen furchtsamen Sohn eines furchtlosen Vaters nicht abgelöst und selbst das Kommando übernommen hatte. Aber dafür war es jetzt zu spät, und er konnte auch nicht mehr zurück über die Brücke. Überdies traute er Catulus Caesar nicht zu, den Rückzug allein zu befehligen, deshalb mußte er, Sulla, am Leben bleiben. Und er wollte die Aufmerksamkeit der Kimbern nicht auf die Brücke lenken, denn wenn sie erst einmal ihre Barbarenaugen darauf gerichtet hätten, würden sie sofort fünf römische Legionen und ihren Versorgungstroß erspähen, die förmlich zur Verfolgung einluden. Sulla beschloß, schlimmstenfalls die Ochsen antreiben zu lassen und die angesägte Brücke zum Einsturz zu bringen, aber er wußte, daß damit die samnitische Legion rettungslos verloren wäre.
    »Einen Ausfall, Scaurus, einen Ausfall nach Norden!« hörte er sich murmeln. »Roll sie auf und bring deine Leute zur Brücke!«
    Die kimbrische Reiterei hatte inzwischen gewendet, die ersten Reihen waren weit am samnitischen Lager vorbeigedonnert. Die letzten Reihen wichen ein Stück zurück, um den vorderen Reihen Platz für das Wendemanöver und den Rückgalopp zu schaffen. Gleich würden sie mit vollem Druck das samnitische Lager bestürmen, mit ihren Pferden über die Wälle setzen und alles niedertrampeln. Horden von Fußsoldaten würden die Sache dann zu Ende bringen. Die Kavallerie würde in einem großen Bogen umdrehen und die samnitische Legion direkt in die Arme der kimbrischen Fußsoldaten treiben.
    Die Samniten hatten nur noch eine Chance: Sie mußten sich hinter die ersten Reihen der Reiter werfen, sie vom Rest der kimbrischen Kavallerie abschneiden und dann mit ihren Speeren die Pferde rechts und links töten, während ein Teil der samnitischen Legion auf die Brücke zustürmte. Aber wo war der junge Scaurus? Warum tat er das nicht? In wenigen Augenblicken würde es zu spät sein!
    Noch bevor Sulla diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, hörte er das Hurragebrüll der drei Hundertschaften, die um ihn herum standen. Sulla hatte die ganze Zeit nach einem berittenen Militärtribunen Ausschau gehalten, der Ausfall wurde jedoch von einem Fußsoldaten angeführt, von Gnaeus Petreius, dem samnitischen primipilus .
    Sulla schrie nun mit seinen Männern, hüpfte und tanzte von einem Bein auf das andere, während die nicht in Kämpfe verwickelten Samniten in rasender Geschwindigkeit über die Brücke stürmten. Sie blieben so eng beieinander, daß die Kimbern keinen Raum fanden, ihnen ein zweites Mal den Weg abzuschneiden. Die vorderen Reihen der kimbrischen Pferde fielen zu Hunderten unter den samnitischen Speeren, die Krieger versuchten, unter ihren Tieren hervorzukommen, und gerieten dabei in ein immer dichteres Gewühl, während die

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