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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Markttag ist alles wieder beim alten. Hast du jemals gehört, daß Menschen ihre Häuser aufgeben, weil es in ihrer Heimat dauernd Erdbeben gibt oder weil vor ihrer Haustür ein Vulkan zu spucken anfangen könnte?«
    »Das stimmt, sie bleiben, jedenfalls so lange, bis das Dach einstürzt und die Großmutter erschlägt oder ein Mädchen in einen Lavastrom fällt«, stimmte Scaurus zu. Er war froh, daß er ein normales Gespräch führen konnte und dabei sogar ein wenig lächeln durfte.
    »Wir werden es überleben, Marcus, keine Angst.« Metellus Numidicus schluckte und fügte dann mutig hinzu: »Gaius Marius wartet noch immer auf seine Abteilung der Germanen. Erst wenn er geschlagen wird, müssen wir uns Sorgen machen. Denn wenn Gaius Marius die Germanen nicht besiegen kann, dann kann es niemand.«
    Scaurus schloß für einen Moment die Augen. Er hielt es für besser, nicht direkt zu antworten, denn Metellus Numidicus’ Geste, hier in aller Öffentlichkeit mit ihm zu reden, war geradezu heroisch. Außerdem mußte er für alle Zeiten vergessen, daß Metellus Numidicus jemals zugegeben hatte, daß Gaius Marius Roms bester Feldherr war - und Roms einzige Chance.
    »Quintus, etwas muß ich dir noch über meinen Sohn mitteilen, dann können wir dieses Kapitel vergessen«, sagte Scaurus.
    »Und was wäre das?«
    »Es betrifft deine Nichte - dein Mündel, Metella Delmatica. Durch diese unglückselige Episode habt ihr - du und sie - große Unannehmlichkeiten bekommen. Sag ihr, daß sie noch einmal glimpflich davongekommen ist. Es wäre für eine Caecilia Metella nicht gut gewesen, einen Feigling zu heiraten«, sagte Scaurus mürrisch.
    Plötzlich wurde ihm bewußt, daß er vollkommen allein war. Er drehte sich um und sah Metellus Numidicus an, der wie vom Donner gerührt dastand.
    »Quintus? Quintus! Was ist los mit dir?« fragte Scaurus und ging zu seinem Freund zurück.
    »Was soll schon los sein!« Metellus Numidicus’ Erstarrung wich. »Oh guter Gott Amor! Nichts ist los, nichts. Mein lieber, lieber Marcus! Ich hatte gerade einen wunderbaren Gedanken!«
    »Das kommt vor«, sagte Scaurus trocken.
    »Warum heiratest nicht du meine Nichte Delmatica?«
    Scaurus starrte ihn entgeistert an. »Ich?«
    »Ja, du! Du bist seit vielen Jahren Witwer und hast jetzt auch keinen Sohn mehr, der deinen Namen und dein Vermögen erben könnte. Das ist eine Tragödie, Marcus!« sagte Metellus Numidicus sehr eindringlich. »Sie ist ein reizendes Mädchen, und so hübsch! Komm, Marcus, vergiß die Vergangenheit und fang noch einmal von vorne an! Außerdem ist sie sehr reich!«
    »Ich wäre dann um keinen Deut besser als der geile alte Cato der Zensor«, widersprach Scaurus. Doch der leise Zweifel in seiner Stimme verriet Metellus Numidicus, daß Scaurus für die Idee gewonnen werden konnte, wenn sie nur ernsthaft genug vorgetragen wurde. »Quintus, ich bin fünfundfünfzig Jahre alt!«
    »Du lebst bestimmt noch einmal fünfundfünfzig Jahre!«
    »Schau mich an! Komm, schau mich an! Ich bin kahl, habe einen Bauch und mehr Falten als Hannibals Elefanten! Ich werde allmählich buckelig, habe Rheuma und Hämorrhoiden - nein, Quintus, kommt nicht in Frage!«
    »Delmatica ist noch so jung, daß sie sich einen Großvater als idealen Ehemann vorstellt«, sagte Metellus Numidicus. »Oh, Marcus, ich würde mich darüber freuen! Komm schon, was sagst du dazu?«
    Scaurus griff sich an den kahlen Kopf und schnappte nach Luft, aber er spürte auch, wie neue Lebenskräfte in ihm erwachten. »Glaubst du wirklich, daß das gutgehen könnte?« fragte er. »Glaubst du, daß ich noch einmal eine Familie gründen sollte? Ich werde sterben, bevor die Kinder erwachsen sind!«
    »Warum glaubst du, daß du so bald stirbst? Du kommst mir vor wie eines dieser ägyptischen Dinger - so gut präpariert, daß sie tausend Jahre überdauern. Wenn du stirbst, Marcus Aemilius, wird Rom in seinen Grundfesten erschüttert.«
    Sie gingen über das Forum auf die Vesta-Treppe zu, tief in ihr Gespräch versunken und heftig mit den Händen gestikulierend.
    »Schau dir nur einmal die zwei da drüben an!« sagte Saturninus zu Glaucia. »Sicherlich planen sie wieder einmal den Sturz aller Demagogen.«
    »Ein kaltherziger alter Knochen, dieser Scaurus«, meinte Glaucia. »Wie kann er sich nur hinstellen und so über seinen Sohn reden?«
    Saturninus zuckte die Schultern. »Der Ruf der Familie ist eben wichtiger als ihre einzelnen Mitglieder. Aber Scaurus ist ein hervorragender Taktiker.

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