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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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diesem Grunde nichts mit den wunderlich herausgeputzten Burschen zu tun haben wollte.
    Bis jetzt konnte noch niemand herausfinden, was sie eigentlich vorhaben. Normalerweise sind die Orientalen ganz gerissen, wenn sie jemandes Vertrauen erschleichen wollen. Jeder halbwegs vernünftige Römer näht seine Börse zu und versteckt sie unter seiner linken Achsel, wenn ein Orientale in der Nähe ist. Aber diese Leute sind ganz anders! Sie spazieren in Rom herum und werfen mit Geschenken nur so um sich, als ob ihre Börsen unerschöpflich wären. Ihr Anführer ist ein besonders auffälliger Mensch namens Battaces. Jedes Auge beginnt bei seinem Anblick zu glänzen, denn er ist von Kopf bis Fuß in echten Goldbrokat gekleidet und trägt eine riesige Krone aus massivem Gold auf dem Kopf Ich habe schon von Goldbrokat gehört, aber nie geglaubt, daß ich diesen Stoff jemals zu sehen bekommen würde, es sei denn, ich würde König Ptolemaios oder den König der Parther besuchen.
    Die Frauen dieser unserer törichten Stadt wurden schier wild, als sie Battaces und seine Begleiter zu Gesicht bekamen, und geblendet vom Anblick des Goldes streckten sie gierig ihre kleinen Hände nach Perlen oder Edelsteinen aus, die vielleicht aus einem Bart fallen könnten oder vom... Laß es besser ungesagt, Publius Rutilius! Ich will nur mit äußerster Feinfühligkeit hinzufügen, daß Battaces und seine Leute keine - ich wiederhole: keine! - Eunuchen sind.
    Der Volkstribun Aulus Pompeius stieg auf die Rednerbühne und beschuldigte Battaces und die übrigen Priester, Scharlatane und Betrüger zu sein. Welchen Grund Pompeius auch haben mochte - weil seine Frau zu den geblendeten römischen Damen gehörte oder weil er selbst gewisse altruistische Motive hatte -, er beantragte jedenfalls die zwangsweise Ausweisung der Orientalen aus unserer Stadt, und zwar rückwärts auf Eseln sitzend und geteert und gefedert! Battaces fühlte sich von Aulus Pompeius’ Schmährede so beleidigt, daß er umgehend beim Senat eine Beschwerde einreichte. Aber ein paar Ehefrauen unserer Senatoren waren offenbar bereits mit einer gewissen Zuneigung zu diesen Botschaftern infiziert - vielleicht auch injiziert - worden, denn der Senat befahl prompt dem Aulus Pompeius, damit aufzuhören und diese wichtigen Persönlichkeiten nicht weiter zu belästigen. Die mehr auf Sitte und Anstand bedachten Mitglieder der patres conscripti unterstützten Aulus Pompeius, mit der Begründung, der Senat sei gar nicht befugt, einen Volkstribunen für sein Verhalten in den Komitien abzumahnen. Dann entbrannte ein heftiger Streit über die Frage, ob Battaces und seine Bande Botschafter seien oder nicht, obwohl hier Scaurus sein Urteil bereits gesprochen hatte. Weil aber Scaurus unauffindbar war - vermutlich suchte er gerade in meinen alten Reden nach weiteren Sentenzen oder unter dem Rock seiner jungen Frau nach Epidermen -, blieb die Frage unbeantwortet.
    Pompeius brüllte weiterhin wie ein Löwe von der Rostra herab und warf den römischen Damen Fleischeslüste und Unkeuschheit vor. Und dann kam plötzlich Battaces höchstpersönlich mit einem Gefolge prächtiger Priester und prächtiger römischer Damen hereinspaziert, die ihm hinterherliefen wie Katzen einem Fischhändler. Zufällig war ich anwesend - Du weißt ja, wie so etwas in Rom läuft! Jemand hatte mir einen Tip gegeben, ohnehin wußte die halbe Stadt, daß etwas passieren würde -, und ich durfte eine schier unglaubliche Posse miterleben. Kein Theater könnte Sulla ein solches Spektakel bieten! Aulus Pompeius und Battaces gingen sofort aufeinander los, leider nur verbal, aber schneller als bei Plautus. Unser edler Volkstribun bezeichnete seinen Gegner als Marktschreier, und Battaces erklärte, Aulus Pompeius spiele mit dem Feuer, denn die Große Göttin dulde nicht, daß ihre Priester beleidigt würden. Die Szene endete damit, daß Battaces einen Todesfluch auf Aulus Pompeius hinabschleuderte, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ - auf Griechisch, damit jeder es verstehen konnte. Ich hätte gedacht, die Große Göttin wollte auf Phrygisch angerufen werden.
    Und jetzt kommt der Höhepunkt der Geschichte, Gaius Marius! Kaum war der Fluch ausgesprochen, begann Aulus Pompeius zu husten und zu würgen. Er taumelte von der Rednertribüne und mußte nach Hause gebracht werden, legte sich ins Bett und wurde immer kränker. Und nach drei Tagen - war er tot! Gab einfach den Geist auf. Du kannst Dir sicherlich vorstellen, welche

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