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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sich in einer verzwickten Situation befinden, denn um Roms willen muß er hoffen, daß Du einen großen Sieg erringst, aber um seiner selbst willen muß erhoffen, daß Du auf Deinen bäuerlichen podex fällst. Wenn Du siegst, Gaius Marius, wirst Du gewiß nächstes Jahr wieder Konsul. Übrigens war es ein kluger Zug, Manius Aquilius nach Rom zu schicken, damit er sich als Kandidat für die Konsulwahlen aufstellen lassen kann. Die Wähler waren gewaltig beeindruckt, als er sich vorstellte, seine Kandidatur anmeldete und dann sehr nachdrücklich erklärte, daß er auf jeden Fall zu Dir zurückkehren werde, um gegen die Germanen zu kämpfen, auch wenn das bedeuten sollte, daß er während der Wahlen nicht in Rom sein könnte und dadurch seine Chance verpassen würde. Wenn Du die Germanen besiegst, Gaius Marius, und Manius Aquilius anschließend sofort nach Rom zurückschickst, wirst Du einen zweiten Konsul bekommen, mit dem Du zur Abwechslung richtig arbeiten kannst.
    Gaius Servilius Glaucia, der Saufbruder Deines Quasi-Klienten Saturninus - eine unfreundliche Bemerkung, ich weiß! -, hat angekündigt, daß er sich als Volkstribun aufstellen lassen will. Er wird eine große, haarige, graue Katze unter all den Tauben sein! Wenn wir schon bei dem Namen Servilius und bei der Getreideknappheit sind: Servilius der Augur benimmt sich in Sizilien immer noch abscheulich. Wie ich Dir schon in einem früheren Brief geschrieben habe, hatte er tatsächlich damit gerechnet, daß Lucullus ihm alles überlassen würde, was er in Sizilien so mühsam aufgebaut hatte. So regelmäßig, wie ein Pflaumenesser Durchfall bekommt, empfängt der Senat jetzt an jedem Markttag einen Brief von Servilius, in dem er sich bitterlich über sein Schicksal beklagt und wiederholt, daß er Lucullus vor Gericht bringen werde, sobald er wieder in Rom sei. Der Sklaven-König ist tot - Salvius oder Tryphon, wie er sich nannte -, der asiatische Grieche Athenion wurde zum neuen König gewählt. Er ist klüger als Salvius-Tryphon. Wenn Manius Aquilius Dein zweiter Konsul wird, wäre es vielleicht kein schlechter Gedanke, ihn nach Sizilien zu schicken, damit er dort ein für allemal Ordnung schafft. Zur Zeit wird Sizilien von König Athenion beherrscht, nicht von Servilius dem Augur. Aber bei der ganzen Sache beklage ich mich am meisten über einen geistigen Diebstahl. Weißt Du, was dieser abscheuliche alte culibonia neulich im Senat zu sagen wagte? Ich meine Scaurus, möge ihm der Schwanz abfallen, wenn er ihn zu häufig gebraucht! »Sizilien«, brüllte dieser Mensch, »ist zu einer wahren Ilias des Leidens geworden!« Und nach der Versammlung rannten sie alle zu ihm und überschütteten ihn mit schleimigen Lobhudeleien, weil er so eine treffliche Sentenz geprägt habe! Wie Du aus meinem früheren Brief weißt, stammt die Sentenz von mir! Er muß sie von mir gehört haben, der geile alte Bock!
    Was ich zu den diesjährigen Volkstribunen noch sagen wollte: Sie sind ein wirklich armseliger und einfallsloser Haufen - ein Grund, warum ich froh bin, daß sich Glaucia bewirbt; selbst wenn ich bei diesem Gedanken schaudere. Rom ist wirklich langweilig, wenn in den Komitien nicht ab und zu kräftig gestritten wird. Gerade vor kurzem hatten wir wieder ein denkwürdiges Ereignis mit den Tribunen, die Gerüchteküche kochte wieder einmal über.
    Ungefähr vor einem Monat trafen zwölf oder dreizehn Männer in Rom ein. Sie waren höchst wunderlich gekleidet - Umhänge in leuchtenden Farben und mit purem Gold durchwirkt; Juwelen in Bärte und Haupthaar geflochten, Ringe an den Ohren, und um die Köpfe hatten sie wunderbare, gestickte Schals gewickelt. Ich rieb mir die Augen und fragte mich, ob ich wohl in einen Festzug geraten war! Sie bezeichneten sich als Gesandte und wollten den Senat zu einer Sondersitzung einberufen lassen. Doch unser verehrter, wundersam verjüngter Phrasendieb Scaurus überprüfte ohne jeden Respekt ihre Empfehlungsschreiben und verweigerte ihnen dann die Anhörung im Senat mit der Begründung, sie hätten keinen offiziellen Gesandtenstatus. Sie behaupteten, sie kämen vom Heiligtum der Großen Göttin in Pessinus im anatolischen Phrygien und seien von der Göttin selbst nach Rom gesandt worden, um den Römern für den Kampf gegen die Germanen Glück zu wünschen! Und warum, höre ich Dich fragen, sollte sich die anatolische Große Göttin für die Germanen interessieren? Darauf weiß hier niemand eine Antwort. Ich bin sicher daß Scaurus aus genau

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