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MoR 01 - Die Macht und die Liebe

MoR 01 - Die Macht und die Liebe

Titel: MoR 01 - Die Macht und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Er hat aller Welt bewiesen, daß es seiner Familie an Mut nicht fehlt! Sein Sohn hat zwar beinahe eine römische Legion in den Untergang geführt, aber das kann jetzt niemand mehr Marcus Aemilius oder seiner Familie vorwerfen!«

    Mitte September hatten die Teutonen Arausio hinter sich gelassen und näherten sich dem Zusammenfluß von Rhône und Durance. Die Spannung im römischen Lager vor Glanum stieg von Tag zu Tag.
    »Die Stimmung ist gut«, sagte Gaius Marius bei einem Inspektionsgang durch das Lager zu Quintus Sertorius.
    »Darauf warten die Soldaten jetzt schon seit Jahren«, meinte Sertorius.
    »Sie sind vollkommen furchtlos, nicht wahr?«
    »Sie vertrauen darauf, daß du sie gut führen wirst, Gaius Marius.«
    Quintus Sertorius hatte die Nachricht von dem Fiasko bei Tridentum überbracht, nachdem er sich von den Kimbern abgesetzt und sich heimlich mit Sulla getroffen hatte. Sulla hatte ihm einen Brief für Marius mitgegeben und darin die Ereignisse anschaulich geschildert. Der Brief endete mit der Information, daß Catulus Caesars Heer vor Placentia sein Winterlager bezogen habe. Bald darauf traf ein Brief von Publius Rutilius Rufus ein, in dem die Angelegenheit aus der Sicht Roms beschrieben wurde.
    Ich vermute, daß es Deine persönliche Entscheidung war, Lucius Cornelius zu beauftragen, ein wenig auf unseren hochmütigen Freund Quintus Lutatius aufzupassen, und ich finde diese Entscheidung sehr gut. Hier in Rom laufen alle möglichen Gerüchte um, aber die Wahrheit scheint niemand genau zu kennen, nicht einmal unsere boni . Sicher hast Du von Lucius Cornelius erfahren, was sich wirklich abgespielt hat - wenn diese Angelegenheit mit den Germanen erledigt ist, werde ich als Dein Freund verlangen, daß Du mich ebenfalls ins Bild setzt. Bislang habe ich von Meuterei gehört, von Feigheit vor dem Feind, von Stümperei und von verschiedenen anderen militärischen Vergehen. Besonders bemerkenswert finde ich die Kürze und - kann ich es so nennen? - Aufrichtigkeit des Berichts von Quintus Lutatius an den Senat. Aber ist er wirklich aufrichtig? Letztlich enthält der Bericht~ lediglich ein einfaches Eingeständnis: Ihm sei bei der Begegnung mit den Kimbern klargeworden, daß Tridentum ein ungünstiger Ort für eine solche Schlacht sei, und der Rückzug sei notwendig gewesen, um das Heer zu retten, aber zuvor habe er noch die Brücke zerstören und damit das Nachsetzen der Germanen hinauszögern können. Aber da muß doch noch etwas anderes gewesen sein! Ich kann fast Dein Lächeln sehen, während Du dies liest.
    Ohne Konsuln ist Rom eine tote Stadt. Die Sache mit Marcus Aemilius hat mir sehr leid getan, ich nehme an, Du empfindest ebenso. Wie soll man sich verhalten, wenn man feststellt, daß man einen Sohn gezeugt hat, der es nicht wert ist, den Namen der Familie zu tragen? Aber der Skandal versandete sehr schnell wieder, aus zwei Gründen. Erstens wird Scaurus überall sehr geachtet, gleichgültig, ob man ihn nun persönlich mag oder nicht und ob man seine Politik schätzt oder nicht. Der zweite Grund ist entschieden sensationeller: Scaurus hat die Braut seines Sohnes geheiratet, Caecilia Metella Delmatica, das Mündel von Metellus Numidicus Schweinebacke. Ganze siebzehn Jahre, stell dir das vor! Wenn die Sache nicht so komisch wäre, müßte man eigentlich darüber weinen. Ich kenne das Mädchen zwar nicht, aber ich habe gehört, daß sie ein hübsches kleines Ding sei, sehr sanft und ausgesprochen nett. Das kann man kaum glauben, wenn man bedenkt, aus welchem Stall sie kommt, aber ich glaube es trotzdem. Du solltest Scaurus sehen - da hättest Du etwas zum Lachen! Er stolziert herum wie ein Pfau. Und ich denke allen Ernstes daran, einmal durch alle besseren Schulzimmer Roms zu schleichen - und mir ein heiratsfähiges Mädchen als neue Frau des Rutilius Rufus zu suchen!
    Im kommenden Winter werden wir vor einer ernsten Getreideknappheit stehen, erster Konsul. Ich will Dich nur an die Pflichten erinnern, die üblicherweise auch noch zu Deinem Amt gehören, um die Du Dich aber wegen der Germanen nicht kümmern kannst. Wie ich erfahren habe, wird Catulus Caesar den Oberbefehl in Placentia in Kürze Cornelius Sulla überlassen und den Winter in Rom verbringen. Das ist Dir sicherlich nichts Neues. Die Sache mit Tridentum hat Deine eigene Kandidatur in absentia für eine weitere Amtsperiode als Konsul gestärkt, aber Catulus Caesar wird keine Wahlen abhalten, bevor Du nicht auf die Germanen getroffen bist. Er dürfte

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