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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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könne. Sie haben nie den Versuch gemacht, die Salonianer aus dem Senat zu verbannen. Salonius entstammte einer angesehenen gallischen Familie. Wenn er Grieche gewesen wäre, na ja, dann hätte die Sache ganz anders ausgesehen. Dann wäre die Heirat nicht in Frage gekommen. Mein Großvater haßte die Griechen!«
    »Hast du die Gutshöfe inzwischen verputzen lassen?« Livia Drusa drückte ihre Hüften gegen Cato.
    »Natürlich nicht.« Er atmete schwer.
    »Jetzt weiß ich auch, warum wir so gräßlichen Wein trinken müssen.«
    »Tace, Livia Drusa!« sagte Cato und drehte sie auf den Rücken.

    Wenn zwei Liebende die vollkommene Liebe entdeckt haben, bleiben Indiskretionen und gedankenlose Bemerkungen gewöhnlich nicht aus, so daß das Geheimnis schließlich entdeckt wird. Nicht so bei Livia Drusa und Cato Salonianus: Es gelang ihnen, ihre Liebe völlig geheimzuhalten. In Rom wäre das wahrscheinlich nicht möglich gewesen, aber das verschlafene Tusculum ahnte zum Glück nichts von dem schlüpfrigen Skandal, der sich in seiner Mitte abspielte.
    Schon nach vier Wochen wußte Livia Drusa, daß sie schwanger war. Sie wußte auch, daß das Kind nicht von Caepio war, denn sie hatte am Tag von Caepios Abreise ihre letzte Regel bekommen. Zwei Wochen später lag sie in den Armen von Marcus Porcius Cato Salonianus, weitere zwei Wochen später war ihre Regel ausgeblieben. Aufgrund der beiden vorausgegangenen Schwangerschaften kannte sie darüber hinaus all die anderen Anzeichen einer Schwangerschaft, die sich jetzt bei ihr einstellten. Sie erwartete ein Kind von ihrem Geliebten, nicht von ihrem Mann Caepio.
    Livia Drusa nahm die Schwangerschaft gelassen zur Kenntnis und beschloß, ihren Zustand nicht zu verbergen. Da die Schwangerschaft so kurz nach Caepios Abreise eingetreten war, würde niemand Verdacht schöpfen. Es war gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn sie erst nach ein paar Monaten schwanger geworden wäre.
    Drusus war über die Neuigkeit erfreut, ebenso Servilia Caepionis. Lilla freute sich auf einen kleinen Bruder, während Servilia wie üblich keinerlei Gefühlsregung zeigte.
    Natürlich mußte sie Cato reinen Wein einschenken. Nur, wieviel und was sollte sie ihm sagen? Erneut kam hier die kühl berechnende Livia Drusa zum Vorschein. Sie überlegte lange, was sie tun sollte. Es war schrecklich, Cato seines Kindes zu berauben, besonders wenn es ein Junge wurde. Und doch... und doch... Das Kind würde zweifellos vor Caepios Rückkehr geboren werden, und alle Welt würde davon ausgehen, daß es sein Kind war. Und wenn Catos Kind ein Junge war, würde er — wenn er den Namen Quintus Servilius Caepio trug — das Gold von Tolosa erben. Alle 15 000 Talente. Er würde der reichste Mann von Rom sein und einen klangvollen Namen tragen. Einen weit klangvolleren als Cato Salonianus.
    »Ich bekomme ein Kind, Marcus Porcius«, sagte sie zu Cato, als sie sich das nächste Mal in der kleinen Hütte mit den zwei Zimmern trafen, die Livia Drusa mittlerweile als ihr eigentliches Zuhause betrachtete.
    Er reagierte eher schockiert als erfreut und starrte sie an. »Von mir oder von deinem Mann?«
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete Livia Drusa. »Wirklich, ich habe keine Ahnung. Wahrscheinlich werde ich es nicht einmal wissen, wenn er geboren ist.«
    »Er?«
    »Ja, ich bekomme einen Sohn.«
    Cato lehnte sich an das Bettgestell, schloß die Augen und preßte den schönen Mund zusammen. »Meinen Sohn«, sagte er.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie wieder.
    »Du willst also alle Welt im Glauben lassen, daß es der Sohn deines Mannes ist.«
    »Ich habe keine andere Wahl.«
    Er machte die Augen wieder auf und sah sie traurig an. »Du hast recht, ich weiß. Ich kann es mir nicht leisten, dich zu heiraten, selbst wenn du dich scheiden lassen könntest. Und das wirst du nicht tun, es sei denn, dein Mann kommt früher als erwartet nach Hause. Aber das bezweifle ich. Das alles ist vorhergeplant. Die Götter lachen sich ins Fäustchen.«
    »Laß sie doch! Letzten Endes gewinnen doch wir Männer und Frauen aus Fleisch und Blut, und nicht die Götter!« sagte Livia Drusa. Sie richtete sich auf und gab ihm einen Kuß. »Ich liebe dich, Marcus Porcius. Ich hoffe, es ist dein Sohn!«
    »Das hoffe ich nicht«, entgegnete Cato.

    Durch Livia Drusas Zustand änderte sich nichts an ihren eingespielten Gewohnheiten. Livia Drusa machte weiterhin ihre morgendlichen Spaziergänge, und Cato Salonianus verbrachte weiterhin mehr Zeit auf dem alten Gut

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