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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zu bekennen. Das wäre beim momentanen Klima nicht gut für dich gewesen.«
    »Dann kann ich ja von Glück reden, daß sie anscheinend nicht mehr bei Verstand sind.«
    Der Zensor Marcus Antonius Orator war durch das Los zum Präsidenten des Gerichts in Rom bestimmt worden. Er war darüber erfreut, denn er wußte, daß die falschen Bürger in Rom viel schwieriger auszumachen sein würden als die Massen von Falschbürgern auf dem Land, und solch knifflige Angelegenheiten reizten ihn. Außerdem konnte er sicher sein, dank der Angaben von Spitzeln, die bereits mit langen Namenslisten aufwarteten, Millionen von Sesterzen an Strafgeldern einzunehmen.
    Die Zahl der dingfest gemachten Falschbürger schwankte von Ort zu Ort erheblich. Catulus Caesar hatte mit Aesernia keine Freude.
    Die Stadt lag inmitten des Landes der Samniten, und Mutilus hatte fast alle falschen Bürger zum Verlassen der Stadt überreden können. Die römischen Bürger und die latinischen Einwohner konnten den Behörden gegenüber keine Angaben machen, und die Samniten selbst waren durch keine noch so hohe Geldsumme dazu zu bewegen, ihre Stammesbrüder preiszugeben. An denen, die in der Stadt geblieben waren, wurde freilich ein Exempel statuiert (so zumindest sah es Catulus Caesar). Der Gerichtspräsident hatte einen besonders brutalen Kerl aus seiner Schutztruppe beauftragt, die Prügelstrafe an den Überführten zu vollziehen. Die Schuldigen zu finden, war eine langweilige und langwierige Prozedur, denn jeder neue Name auf den Bürgerlisten mußte verlesen werden. Dann verging wieder einige Zeit, bis klar war, ob der Verlesene überhaupt noch in Aesernia wohnte. Höchstens alle drei bis vier Tage konnte anhand der Listen ein Falschbürger ausfindig gemacht werden, und darauf freute sich Catulus Caesar immer besonders. Mutig wie er war, ignorierte er die Empörung, das wütende Grollen und die Flüche, die ihn überall in der Stadt verfolgten. Er und die beiden ihm beigeordneten Richter, die Schreiber und Liktoren, ja sogar die Soldaten seiner Eskorte kamen nicht zur Ruhe, da sich immer mehr kleine und hinterhältige Sabotageakte ereigneten. So waren einmal die Gurte ihrer Sättel durchtrennt, so daß die Reiter vom Pferd fielen. Ihr Wasser roch aufgrund mysteriöser Umstände immer faulig, jedes Insekt und jede Spinne Italiens schien auf wundersame Weise den Weg in ihr Quartier zu finden, und Schlangen krochen aus Kommoden und Schränken und aus den Laken. Überall tauchten kleine, in Togen gehüllte, über und über mit Blut beschmierte und gefederte Puppen auf, ebenso tote Gockel und Katzen. Das Essen war so oft vergiftet, daß der Gerichtspräsident sich schließlich gezwungen sah, Sklaven als Vorkoster einzustellen und die Küche bewachen zu lassen.
    Der Pontifex Maximus Gnaeus Ahenobarbus in Alba Fucentia erwies sich überraschenderweise als milder Präsident. Wie in Aesernia hatten sich die meisten der Gesetzesübertreter längst aus dem Staub gemacht, so daß das Gericht volle sechs Tage brauchte, bis das erste Opfer ausfindig gemacht war. Der Mann war nicht von einem Spitzel verpfiffen worden, hatte aber genug Geld, um die Strafe zu bezahlen. Er stand hocherhobenen Hauptes vor Ahenobarbus, als dieser die sofortige Konfiskation seines gesamten Vermögens in Alba Fucentia anordnete. Der Soldat, der dazu abgeordnet war, die Prügelstrafe an ihm zu vollziehen, genoß seine Aufgabe offensichtlich sehr. Im Umkreis von zehn Schritten um das Opfer wurden alle Anwesenden mit Blut bespritzt, und der Gerichtspräsident befahl ihm sofort mit bleichem Gesicht, innezuhalten. Beim nächsten Opfer übernahm ein anderer Soldat die Peitsche. Er ging dabei so vorsichtig zu Werk, daß der Rücken des Opfers hinterher kaum irgendwelche Spuren aufwies. Ahenobarbus stellte außerdem eine unerwartete Abneigung gegenüber Spitzeln an sich fest. Zwar gab es in Alba Fucentia nicht viele, aber die wenigen, die es gab, waren vielleicht gerade deshalb besonders abstoßend. Ahenobarbus mußte ihnen wohl oder übel die ausgesetzte Belohnung bezahlen, er unterzog jedoch sie selbst einer so ausführlichen und unangenehmen Befragung über ihren Bürgerrechtsstatus, daß sich schließlich keine Spitzel mehr bei ihm meldeten. Bei einem der gemeldeten Falschbürger handelte es sich um einen Mann mit drei geistig behinderten Kindern. Ahenobarbus bezahlte die Strafe insgeheim selbst und verhinderte die Ausweisung des Mannes aus der Stadt, denn in der Stadt konnten seine armen Kinder

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