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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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bieten lassen! Niemals!«
    Drusus hielt sich die Ohren zu und schüttelte den Kopf. »Nein, Quintus Poppaedius, sei still! Ich möchte nichts davon hören, sonst müßte ich dich noch wegen Hochverrats anklagen! Vergiß nicht, ich bin immer noch ein Römer! Ich bin nur gekommen, um dir zu helfen, so gut es geht. Also sprich nicht von Dingen, von denen ich inbrünstig hoffe, daß sie nie wahr werden! Sorgt dafür, daß die falschen Bürger überall dort weggehen, wo sie mit Sicherheit entdeckt würden. Und zwar jetzt gleich, solange sie wenigstens noch einen Teil ihrer Ersparnisse retten können. Es macht nichts, wenn alle wissen, warum sie gehen, solange sie nur weit genug weggehen, in eine Gegend, wo sie niemand vermutet. Es wird nur wenig bewaffnete Truppen geben und sie werden mit der Bewachung der Richter alle Hände voll zu tun haben und keine Zeit haben, auf dem Land nach Falschbürgern zu suchen. Auf eines kannst du dich immer verlassen — die sprichwörtliche Abneigung des römischen Senats gegen das Geldausgeben. Diese Abneigung kommt euren Interessen entgegen. Holt eure Leute raus! Und sorgt dafür, daß die Italiker die Abgaben an Rom in voller Höhe bezahlen. Laßt nicht zu, daß sich jemand unter Verweis auf seinen Status als römischer Bürger weigert, die Zahlungen zu leisten, wenn er sich diesen Status nur erschlichen hat.«
    »Wir werden das Nötige veranlassen«, entgegnete Mutilus, der als Samnite wußte, wie rücksichtslos Rom in seiner Rache sein konnte. »Wir werden unsere Leute nach Hause holen und für sie sorgen.«
    »Gut«, sagte Drusus. »Allein dadurch werden wir die Zahl der Opfer niedrig halten.« Er kaute nervös auf seiner Unterlippe. »Ich kann nicht hierbleiben. Ich muß vor Mittag weg, damit ich vor Einbruch der Nacht Casinum erreiche. Dort vermutet man einen Livius Drusus viel eher als in Bovianum. Ich habe nämlich Ländereien in Casinum.«
    »Dann geh!« sagte Silo. Auch er war nervös. »Geh! Ich möchte um keinen Preis, daß man dich wegen Hochverrats anklagt, Marcus Livius. Du warst uns ein wahrer Freund, und wir danken dir dafür.«
    »Ich werde sofort gehen.« Drusus rang sich ein Lächeln ab. »Aber versprich mir bitte, daß du erst dann zum Krieg greifst, wenn es absolut keine andere Möglichkeit mehr gibt. Ich habe die Hoffnung auf eine friedliche Lösung immer noch nicht aufgegeben, und ich habe jetzt auch einige mächtige Freunde im Senat. Gaius Marius ist wieder aus dem Ausland zurück, und mein Onkel Publius Rutilius Rufus ist ebenfalls auf eurer Seite. Ich schwöre, daß ich mich in nicht allzuferner Zukunft um das Amt des Volkstribunen bewerben und dann dafür sorgen werde, daß die Volksversammlung ganz Italien das römische Bürgerrecht verleiht. Aber jetzt geht das leider noch nicht. Wir müssen zuerst in Rom und unter unseresgleichen für Unterstützung werben. Besonders unter den Rittern. Die lex Licinia Mucia nützt euch möglicherweise mehr, als daß sie euch schadet. Wir glauben nämlich, daß viele Römer ihre Sympathien für die Sache der Italiker entdecken, wenn die Auswirkungen des Gesetzes erst bekannt werden. Es tut mir leid, daß es auf so schmerzliche Weise Märtyrer für eure Sache geben wird. Aber genau das wird eintreten, und schließlich werden die Römer angesichts eurer Not ein Einsehen haben. Das versichere ich dir.«
    Silo begleitete Drusus zu seinem Pferd, das Mutilus ihm aus seinem Stall überlassen hatte. Erst jetzt bemerkte er, daß sein Freund allein gereist war.
    »Marcus Livius, wie kannst du allein reisen! Das ist doch viel zu gefährlich!«
    »Es wäre viel gefährlicher, in Begleitung zu reisen, und wenn es nur ein Sklave wäre. Die Leute reden viel, und ich möchte nicht, daß Caepio mir unterstellt, ich sei nach Bovianum gekommen, um einen Aufstand gegen Rom zu planen.« Drusus ließ sich von Silo aufs Pferd helfen.
    »Wir Anführer der Italiker haben uns zwar nicht in die römischen Bürgerlisten eintragen lassen, aber dennoch traue ich mich nicht nach Rom«, sagte Silo. Mit zusammengekniffenen Augen sah er zu seinem Freund hinauf, dessen Kopf sich dunkel vom grellen Licht der Sonne abhob.
    »Das will ich dir auch nicht geraten haben!« Drusus schnitt eine Grimasse. »Schließlich habe ich bei mir zu Hause einen Spitzel.«
    »Beim Jupiter! Ich hoffe, du hast ihn kreuzigen lassen!«
    »Leider nicht. Ich bekomme ihn nicht so leicht los, Quintus Poppaedius. Es handelt sich um meine neunjährige Nichte Servilia, Caepios Tochter —

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