MoR 02 - Eine Krone aus Gras
dort vergeben werden, desto mehr Schmiede werden sich dort ansiedeln. Eins muß man Quintus Servilius Caepio lassen — er hat einen guten Riecher gehabt und macht ein glänzendes Geschäft.«
»Und Caepio? Er ist schließlich kein Freund der Italiker.«
»Aber verschwiegen«, sagte Silo grinsend. »Er möchte um keinen Preis, daß seine Geschäfte in Rom bekannt werden. Er versucht nämlich, das Gold von Tolosa so verdeckt wie möglich anzulegen. Außerdem sollen seine Geschäfte bei den anderen Senatoren nicht bekannt werden. Deshalb wird er kaum mehr als die Bücher prüfen und selten persönlich erscheinen. Ich war ganz überrascht, daß er überhaupt ein Talent für derartige Geschäfte hat — denn in jeder anderen Beziehung kann seine Intelligenz nicht mit seiner Abstammung mithalten. Nein, um Quintus Servilius Caepio brauchen wir uns keine Sorgen zu machen. Solange die Sesterze in seiner Kasse klingen, wird er stillhalten.«
»Dann müssen wir uns vor allem darauf konzentrieren, wie wir mehr Geld auftreiben können.« Mutilus biß die Zähne aufeinander. »Bei unseren italischen Göttern, Quintus Poppaedius, es würde mir und den meinen eine große Genugtuung bereiten, wenn wir Rom und die Römer ein für allemal vom Erdboden verschwinden lassen könnten.«
Aber schon am folgenden Tag mußte Mutilus die Gesellschaft eines Römers erdulden, denn Marcus Livius Drusus traf auf der Suche nach Silo in Bovianum ein. Er hatte viele Neuigkeiten zu berichten.
»Der Senat zieht schon eifrig Lose, um die Richter für diese Sondergerichte zusammenzubekommen.« Drusus fühlte sich in seiner Haut keineswegs wohl, denn Bovianum war ein berüchtigter Unruheherd. Er hoffte nur, daß ihn auf der Reise niemand erkannt hatte.
»Wollen sie die Bestimmungen der lex Licinia Mucia wirklich mit aller Härte durchsetzen?« fragte Silo, der es immer noch nicht glauben wollte.
»Ja, sie sind fest dazu entschlossen«, erwiderte Drusus ernst. »Ich bin hier, um dir zu sagen, daß du ungefähr sechs Markttage Zeit hast, um den zu erwartenden Schlag etwas abzumildern. Die Gerichtshöfe werden bereits im Sommer tagen, und an jedem Ort, in dem ein solches Gericht tagt, werden öffentlich Belohnungen finanzieller und anderer Art für die ausgesetzt werden, die Falschbürger anzeigen. Es wird genügend schräge Vögel geben, die für vier-, acht- oder zwölftausend Sesterze nur zu gern bereit sind, jemanden zu verpfeifen, und einige werden damit ihr Glück machen, das kann ich dir jetzt schon prophezeien. Es ist eine Schande, da stimme ich dir zu, aber das römische Volk hat das Gesetz mehr oder weniger einstimmig verabschiedet.«
»Wo befindet sich der nächste Gerichtsort in meinem Gebiet?« fragte Mutilus. Sein Gesicht war haßerfüllt.
»In Aesernia. Die Gerichte werden nur in römischen oder latini- schen Kolonien eingerichtet.«
»Woanders würden sie sich nicht hinwagen.«
Daraufhin kehrte eine beklemmende Stille ein. Weder Mutilus noch Silo sagte etwas von Krieg, was Drusus mehr in Panik versetzte, als wenn sie offen davon gesprochen hätten. Er wußte, daß sie vor seiner Ankunft geheime Pläne geschmiedet hatten, aber er befand sich ebenfalls in einer verzwickten Lage. Er war einerseits ein loyaler Römer, und hätte deshalb, wenn er von den Plänen erfahren hätte, in Rom davon berichtet. Andererseits war er auch Silo gegenüber loyal und wollte deshalb gar nicht, daß dieser ihn in seine Pläne einweihte. Er fragte daher nicht nach und konzentrierte sich auf Bemühungen, die mit seinem Patriotismus nicht in Widerspruch standen.
»Was sollen wir also tun?« fragte Mutilus.
»Wie schon gesagt, ihr könnt eigentlich nur die Folgen etwas abmildern. Überredet diejenigen, die sich unrechtmäßig auf die römischen Bürgerlisten haben setzen lassen und die in römischen oder latinischen Kolonien und Städten wohnen, daß sie so schnell wie möglich fliehen. Sie werden das zwar nicht gern tun, aber ihr müßt sie unter allen Umständen dazu bringen. Wenn sie bleiben, drohen ihnen Prügelstrafen, Geldstrafen, der Ausschluß vom Bürgerrecht für alle Zeiten und die Ausweisung.«
»Das können sie nicht machen!« Silo ballte die Fäuste. »Marcus Livius, es gibt zu viele illegale Bürger! Rom muß doch sehen, wie viele Menschen es sich zu Feinden macht, wenn es dieses Gesetz anwendet. Man kann einen Italiker mit der Prügelstrafe belegen, aber ganze Dörfer oder Städte? Das ist doch Wahnsinn! Das werden sich die Menschen nicht
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