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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sie ist ganz nach ihm geraten.« Sein Gesicht rötete sich und wurde noch dunkler. »Wir haben inzwischen herausgefunden, daß sie während deines letzten Besuchs in dein Zimmer eingedrungen ist, und deshalb konnte Caepio auch Gaius Papius als einen der Initiatoren der Masseneintragung von Italikern in die Listen angeben. Ich sage dir das nur, weil du dich vielleicht schon gewundert hast, woher er das wußte. Du kannst Gaius Papius das ruhig sagen, damit auch er weiß, daß es in Italien die unterschiedlichsten Meinungen zur Bundesgenossenfrage gibt. Die Fronten verlaufen heute nicht mehr einheitlich. Es heißt nicht mehr nur Samnium gegen Rom. Wir müssen auf eine friedliche Vereinigung aller Völker der Halbinsel hinarbeiten. Sonst gibt es weder für Rom noch für die italischen Völker eine Zukunft.«
    »Kannst du die Göre nicht zu ihrem Vater schicken?« fragte Silo.
    »Er will sie um keinen Preis. Auch jetzt nicht, nachdem sie mich als Gastgeber unmöglich gemacht hat, obwohl sie wahrscheinlich gehofft hat, ihr Vater würde sie danach zu sich holen. Ich lasse sie keinen Moment mehr aus den Augen, aber natürlich läßt sich nicht mit völliger Sicherheit verhindern, daß sie gelegentlich zu ihm entwischt. Deshalb rate ich dir, dich weder in Rom noch bei mir blicken zu lassen. Wenn du mich dringend sehen mußt, laß mir eine Nachricht zukommen, und wir treffen uns an einem anderen Ort.«
    »Einverstanden!« Silo hatte schon die Hand gehoben, um Drusus’ Pferd mit einem Klaps auf die Flanken in Trab zu setzen, als er noch einmal innehielt. »Grüße Livia Drusa, Marcus Porcius und natürlich die liebe Servilia Caepioms herzlich von mir.«
    Silo gab dem Pferd einen Klaps, und das Pferd setzte sich in Trab. Drusus’ Gesicht hatte sich verdüstert. »Meine Frau ist vor kurzem gestorben!« rief er über die Schulter zurück. »Ich vermisse sie sehr!«

    Die von der lex Licinia Mucia vorgesehenen Gerichtshöfe wurden in Rom, Spoletium, Cosa, Firmum Picenum, Aesernia, Alba Fucentia, Capua, Rhegium, Luceria, Paestum und Brundisium eingerichtet und nahmen ihre Arbeit auf. Sobald sie dort mit ihrer Arbeit fertig waren, würden sie an einen anderen Ort verlegt werden. Nur Latium bekam kein eigenes Gericht, denn das Gebiet der Marser war wichtiger, und der zehnte Gerichtshof wurde daher in Alba Fucentia eingerichtet.
    Aber die italischen Führer, die sich sieben Tage nach Drusus’ Besuch bei Silo und Mutilus in Bovianum trafen, hatten bereits die meisten Falschbürger aus diesen römischen und latinischen Kolonien herausgeholt. Einige wollten freilich nicht glauben, daß ihnen etwas geschehen würde. Andere wiederum glaubten es zwar, waren aber so fest an ihrem Wohnort verwurzelt, daß sie sich nicht zur Flucht entschließen konnten. Sie traf der volle Zorn der von den Römern eingesetzten quaestiones.
    Zu jedem Gericht gehörten außer dem Gerichtspräsidenten, einem ehemaligen Konsul, und den beiden Senatoren, die als Richter fungierten, noch ein Stab von Schreibern, zwölf Liktoren (der Gerichtspräsident war mit einem prokonsularischen Imperium ausgestattet) und eine bewaffnete Reitereskorte aus hundert Veteranen und ehemaligen Gladiatoren, die so gut ritten, daß sie ein gallopierendes Pferd wenden konnten.
    Die beiden Senatoren wurden durch das Los bestimmt. Das Los traf weder Gaius Marius noch Publius Rutilius Rufus, was niemanden überraschte. Wahrscheinlich waren die Holzkugeln mit ihren Namen gar nicht in das geschlossene Wassergefäß getan worden und konnten deshalb auch nicht aus dessen seitlicher Öffnung herausfallen, als das Gefäß wie ein Kreisel gedreht wurde.
    Quintus Lutatius Catulus Caesar wurde Richter in Aesernia, der Pontifex Maximus Gnaeus Domitius Ahenobarbus Richter in Alba Fucentia. Der Senatsvorsitzende Scaurus wurde nicht gewählt, dafür aber Gnaeus Cornelius Scipio Nasica. Er mußte nach Brundisium, was ihm überhaupt nicht paßte. Zu Richtern bestimmt wurden ferner Metellus Pius das Ferkel und Quintus Servilius Caepio, ebenso Drusus’ Schwager Marcus Porcius Cato Salonianus. Drusus selbst ging leer aus, worüber er sehr froh war, denn wäre das Los auf ihn gefallen, hätte er dem Senat erklären müssen, daß sein Gewissen ihm jede Mitwirkung an diesem Gesetz verbiete.
    »Da hat offensichtlich jemand daran gedreht«, erklärte Marius nach der Auslosung. »Wenn sie noch bei Verstand wären, hätten sie dafür gesorgt, daß du Richter wirst, und dich dadurch gezwungen, öffentlich Farbe

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