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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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eines ist sicher — Caepios brillante Idee war es nicht!«
    »Wie geht es dir, Marcus Livius?« fragte Marius.
    »Wie es mir geht?« Drusus hatte die Lippen zusammengepreßt und schien sehr müde. »Ich weiß es nicht, Gaius Marius. Sie haben es geschickt angestellt, das ist alles.«
    »Du hättest dein Veto einlegen sollen«, sagte Marius.
    »Du hättest das an meiner Stelle bestimmt getan, und ich hätte dir keinen Vorwurf gemacht. Aber ich konnte nicht hinter das zurück, was ich am Beginn meines Tribunals gesagt habe, das mußt du verstehen. Ich habe damals versprochen, daß ich mich immer nach dem Willen des Senats richten würde.«
    »Jetzt wird es kein Bürgerrecht für Italien geben«, sagte Scaurus.
    »Warum nicht?« fragte Drusus erstaunt.
    »Marcus Livius, sie haben deine Gesetze widerrufen! Oder richtiger: Sie werden sie widerrufen!«
    »Welchen Unterschied macht das schon? Das Bürgerrechtsgesetz ist noch nicht an die Volksversammlung verwiesen worden, ich habe es bisher nur dem Senat vorgelegt. Der Senat hat entschieden, es nicht der Volksversammlung zu empfehlen. Aber ich habe dem Senat nie versprochen, daß ich der Volksversammlung ein Gesetz nur deshalb nicht vorlegen würde, weil der Senat ihm nicht zugestimmt hat! Ich habe versprochen, daß ich zuerst den Senat befragen würde. Dieses Versprechen habe ich gehalten. Ich werde nicht aufgeben, nur weil der Senat nein gesagt hat. Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen. Erst muß auch die Volksversammlung nein sagen. Und ich werde versuchen, die Volksversammlung zu einem Ja zu überreden.« Drusus lächelte.
    »Oh ihr Götter«, rief Scaurus, »Marcus Livius, du verdienst einen Sieg!«
    »Das denke ich auch«, sagte Drusus. »Würdet ihr mich jetzt bitte entschuldigen? Ich muß an meine italischen Freunde noch ein paar Briefe schreiben. Ich muß verhindern, daß sie jetzt einen Krieg anfangen, denn die Sache ist noch nicht verloren.«
    »Aber das ist unmöglich!« rief Scaevola. »Wenn die Italiker wirklich an Krieg denken, falls sie das Bürgerrecht nicht erhalten — und das glaube ich dir wirklich, Marcus Livius, sonst hätte ich mich an Philippus’ rechte Seite gestellt —, dann brauchen sie noch Jahre, bis sie dazu imstande sind!«
    »Genau in diesem Punkt hast du unrecht, Quintus Mucius. Sie haben bereits Soldaten unter Waffen. Sie sind besser vorbereitet als Rom.«

Der Senat und das Volk von Rom mußten bereits wenige Tage später erkennen, daß zumindest die Marser auf einen Krieg vorbereitet waren. In Rom traf die Nachricht ein, daß Quintus Poppaedius Silo zwei voll ausgerüstete und bewaffnete Legionen von Marsern auf der Via Valeria nach Rom führte. Der Senatsvorsitzende Scaurus berief erschrocken den Senat zu einer Dringlichkeitssitzung ein, mußte aber feststellen, daß nur wenige Senatoren bereit waren teilzunehmen. Weder Philippus noch Caepio erschienen, und sie hatten sich auch nicht entschuldigt. Auch Drusus hatte sich geweigert zu kommen. Er hatte aber mitteilen lassen, daß er nicht anwesend sein wolle, wenn die Senatoren sich mit der Bedrohung durch seinen langjährigen persönlichen Freund Quintus Poppaedius Silo befaßten.
    »Diese Kaninchen!« sagte Scaurus zu Marius, als er die leeren Sitzreihen sah. »Sie sind in ihre Bauten geflüchtet! Offenbar glauben sie, wenn sie sich nur lange genug verstecken, gehen die bösen Buben von alleine weg.«
    Aber auch Scaurus glaubte nicht, daß die Marser wirklich einen Krieg wollten. Er überzeugte seine wenigen Zuhörer, daß friedfertige Methoden der beste Weg seien, mit diesem »Überfall« fertigzuwerden.
    »Gnaeus Domitius«, sagte er zu Ahenobarbus Pontifex Maximus, »du bist ein herausragender Konsular, du warst Zensor und du bist Pontifex Maximus. Wärst du bereit, diesem Heer lediglich in Begleitung meiner Liktoren entgegenzuziehen? Du warst vor ein paar Jahren Richter des Sondergerichts, das unter der lex Licinia Mucia in Alba Fucentia eingesetzt wurde. Die Marser kennen dich also — und du stehst, wie ich erfahren habe, bei ihnen dank deiner Milde in hohem Ansehen. Du könntest erkunden, weshalb sie mit einem Heer kommen und was sie von uns wollen.«
    »Gut, Senatsvorsitzender, ich werde das tun«, sagte Ahenobarbus, »vorausgesetzt, daß du mich mit einem vollen prokonsularischen Imperium ausstattest. Sonst kann ich mich nicht so verhalten, wie es in bestimmten Situationen erforderlich sein könnte. Und ich will auch, daß die fasces mit Äxten versehen werden.«
    »Du

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