MoR 02 - Eine Krone aus Gras
wirst beides erhalten«, sagte Scaurus.
Marius grinste. »Die Marser werden morgen vor Rom eintreffen. Ich hoffe, ihr wißt, welcher Tag morgen ist?«
Ahenobarbus nickte. »Morgen ist der Tag vor den Nonen des Oktober — der Jahrestag der Schlacht von Arausio, bei der die Marser eine ganze Legion verloren.«
»Das haben sie mit Absicht so gelegt«, sagte Sextus Caesar, der die Sitzung trotz der düsteren Atmosphäre genoß. Kein Philippus, kein Caepio, sondern nur die Senatoren, die er insgeheim für die echten Patrioten hielt.
»Deshalb glaube ich auch nicht«, sagte Scaurus, »daß sie wirklich einen Krieg planen, Senatoren.«
»Senatsdiener, geh und rufe die Liktoren der dreißig Kurien zusammen«, befahl Sextus Caesar. »Gnaeus Domitius, du erhältst dein prokonsularisches Imperium, sobald die Liktoren der Kurien hier eintreffen. Bist du bereit, uns übermorgen in einer Sondersitzung zu berichten?«
»An den Nonen?« fragte Ahenobarbus ungläubig.
»In einer solchen Notlage, Gnaeus Domitius, versammeln wir uns auch an den Nonen«, sagte Sextus Caesar fest. »Ich hoffe, daß diese Sondersitzung dann besser besucht ist! Wie tief ist Rom gesunken, wenn selbst in einer so ernsten Situation nur eine Handvoll besorgter Männer im Senat erscheint!«
»Ich weiß schon, warum sie nicht gekommen sind, Sextus Julius«, sagte Marius. »Sie glauben nicht, daß eine Sitzung notwendig ist. Sie sind überzeugt, daß es sich um eine künstlich aufgebauschte Krise handelt.«
An den Nonen des Oktober war der Senat besser besucht, aber keineswegs voll. Drusus war anwesend, aber Philippus und Caepio fehlten. Sie glaubten, durch ihre Abwesenheit den Senatoren klarmachen zu können, was sie von dem »Überfall« hielten.
»Berichte uns von deiner Mission, Gnaeus Domitius«, begann Sextus Caesar, der einzige anwesende Konsul.
»Nun, ich traf nicht weit vor der Porta Collina mit Quintus Poppaedius Silo zusammen«, begann Ahenobarbus Pontifex Maximus. »Er ist der Anführer des Heeres. Es handelt sich ungefähr um zwei Legionen — mindestens zehntausend Soldaten und eine entsprechende Anzahl nichtkämpfender Männer, ferner eine Schwadron Reiter und acht große Wurfmaschinen. Silo und seine Offiziere waren zu Fuß. Ich konnte keinen Gepäckzug sehen, deshalb glaube ich, daß seine Männer nur eine leichte Marschausrüstung haben.« Er seufzte. »Sie boten einen prächtigen Anblick, Senatoren! Hervorragend ausgerüstet, im besten Zustand, sehr diszipliniert. Während ich mit Silo verhandelte, standen sie geordnet und bewegungslos in der Sonne, kein einziger scherte aus der Reihe.«
»Konntest du erkennen, ob ihre Brustpanzer und sonstigen Waffen neu waren, Pontifex Maximus?« fragte Drusus besorgt.
»Ja, Marcus Livius, das war nicht schwer. Alles war neu, und zwar von höchster Qualität.«
»Danke.«
»Wir standen uns in Rufweite gegenüber, ich und meine Liktoren und Quintus Poppaedius Silo und das Heer. Dann gingen Silo und ich aufeinander zu, um miteinander zu reden, ohne daß jemand anders zuhören konnte.
>Was soll der kriegerische Aufzug, Quintus Poppaedius?< fragte ich höflich und ruhig.
>Wir sind nach Rom gekommen, weil uns die Volkstribunen gerufen haben<, sagte Silo ebenfalls sehr höflich.
>Die Volkstribunen?< fragte ich. >Nicht ein bestimmter Volkstribun? Etwa Marcus Livius Drusus?< >Nein, die Volkstribunen.< >Alle Volkstribunen?< fragte ich, denn ich wollte ganz sicher gehen.
>Alle.< >Warum sollten euch die Volkstribunen rufen?< fragte ich weiter.
>Um unseren Anspruch auf das römische Bürgerrecht zu demonstrieren und um sicherzustellen, daß jeder Italiker das römische Bürgerrecht erhält.< Ich trat etwas zurück und hob die Augenbrauen. Gleichzeitig betrachtete ich über ihn hinweg seine Legionen. >Mit Waffenge- walt?< fragte ich.
>Notfalls ja<, antwortete er.
An dieser Stelle machte ich von meinem prokonsularischen Imperium Gebrauch. Ich sagte etwas, das ich ohne mein Imperium angesichts des Tenors der letzten Senatssitzungen nicht hätte sagen können, das ich aber in dieser Situation für erforderlich hielt. Ich sagte zu Silo: > Waffengebrauch wird nicht notwendig sein, Quintus Poppaedius.< Er lachte verächtlich und sagte: >Das erzählst du mir nicht, Gnaeus Domitius! Erwartest du wirklich, daß ich das glaube? Wir Italiker haben viele Generationen lang friedlich auf das Bürgerrecht gewartet. Unsere Geduld hat nur dazu geführt, daß es uns weiterhin vorenthalten wird! Jetzt haben wir
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