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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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begriffen, daß in der Gewalt unsere einzige Chance liegt, das Bürgerrecht zu bekom- men.< Seine Worte machten mich natürlich besorgt, Senatoren. Ich schlug die Hände zusammen und rief: >Quintus Poppaedius, ich versichere dir, die Zeit ist sehr nahe! Bitte entlasse deine Truppen, stecke dein Schwert ein und kehre nach Hause in das Land der Marser zurück! Ich gebe dir mein feierliches Versprechen, daß der Senat und das Volk von Rom jedem Italiker das römische Bürgerrecht gewähren werden!< Er sah mich lange Zeit an, ohne zu sprechen. Dann sagte er: >Gut, Gnaeus Domitius, ich werde mit meinem Heer wieder abziehen — aber nur ein Stück weit und nur so lange, bis ich sehe, daß du die Wahrheit sprichst. Denn ich sage dir geradeheraus und offen, Pontifex Maximus: Wenn der Senat und das Volk von Rom Italien nicht das volle römische Bürgerrecht noch in der Amtszeit der jetzigen Volkstribunen gewähren, werde ich wieder gegen Rom marschieren. Und ganz Italien wird mit mir marschieren. Denke daran! Ganz Italien wird sich vereinigen, um Rom zu vernichten.< Nach diesen Worten drehte er sich um und ging weg. Seine Legionen wendeten, wobei sie mir zeigten, wie gut sie ausgebildet waren, und marschierten ab. Ich kehrte nach Rom zurück. Und ich habe die ganze Nacht nachgedacht, Senatoren. Ihr kennt mich gut, und ihr kennt mich seit langem. Ich stehe nicht in dem Ruf, ein geduldiger oder besonders vernünftiger Mann zu sein. Aber ich bin vollkommen fähig, zwischen einer Kuh und einem Stier zu unterscheiden. Und ich sage euch, Senatoren, daß ich gestern einen Stier sah. Einen Stier, dem Heu in den Hörnern hing und der Feuer aus seinen Nüstern blies. Ich habe Quintus Poppaedius Silo kein leeres Versprechen gegeben! Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um zu erreichen, daß der Senat und das Volk von Rom ganz Italien das Bürgerrecht gewähren.«
    Im Senat war Unruhe entstanden, und viele Senatoren starrten Ahenobarbus Pontifex Maximus verwundert an. Sie hatten gemerkt, wie sehr der Mann sich verändert hatte, dessen Unberechenbarkeit und Intoleranz allgemein bekannt waren.
    »Wir werden uns morgen wieder versammeln«, sagte Sextus Caesar, der erfreut schien. »Es ist höchste Zeit, daß wir uns noch einmal mit dieser Frage befassen. Die beiden Prätoren, die auf Anregung von Lucius Marcius« — Sextus Caesar verbeugte sich gemessen vor Philippus’ leerem Stuhl — »durch Italien gereist sind, haben uns bisher keine Antwort vorgelegt. Wenn wir erneut über diese Frage sprechen, will ich auch die Männer hier sehen, die sich in letzter Zeit nicht die Mühe gemacht haben, hier zu erscheinen — vor allem meinen Mitkonsul sowie den Prätor Quintus Servilius Caepio.«
    Die beiden erschienen am nächsten Morgen, und offenbar wußten sie bereits, was Ahenobarbus am Vortag berichtet hatte. Aber Drusus, Scaurus und die anderen, die Philippus und Caepio endlich am Boden sehen wollten, hatten den Eindruck, daß der Bericht des Pontifex Maximus sie nicht sonderlich bekümmerte. Gaius Marius, der zutiefst besorgt war, ließ seinen Blick über die Anwesenden gleiten. Sulla hatte bisher noch keine Sitzung versäumt, seit Drusus Volkstribun geworden war, aber er beteiligte sich nicht aktiv an der Diskussion. Seit dem Tod seines Sohnes hatte er jeden Kontakt mit anderen Männern vermieden, auch mit Quintus Pompeius Rufus, mit dem er doch als Konsul kandidieren wollte. Sulla saß nur da und hörte mit undurchdringlichem Gesicht zu. Er verließ das Senatsgebäude, sobald die Sitzungen zu Ende waren, und schien dann wie vom Erdboden verschwunden. Aber er hatte dafür gestimmt, daß die Gesetze weiter gelten sollten, deshalb nahm Marius an, daß er noch immer auf ihrer Seite stand. Aber niemand konnte sich mit ihm unterhalten. Catulus Caesar schien sich heute unbehaglich zu fühlen, wahrscheinlich aufgrund der Tatsache, daß sein bester Freund, Ahenobarbus Pontifex Maximus, zur anderen Seite übergelaufen war.
    Unruhe kam auf, und Marius wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Vorgängen auf dem Podium zu. Philippus war im Oktober Inhaber der fasces, deshalb leitete er heute die Sitzung und nicht Sextus Caesar. Er hatte ein Dokument vor sich liegen. Als die Eröffnungsformalitäten beendet waren, erhob er sich, um als erster zu sprechen.
    »Marcus Livius Drusus«, sagte Philippus klar und kalt, »ich will dem Haus etwas vorlesen, das viel wichtiger ist als der sogenannte Überfall deines besten Freundes Quintus Poppaedius

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