MoR 02 - Eine Krone aus Gras
sein, das wird Rom bald merken!«
Erneut toste Beifall. Silo wartete mit grimmigem Lächeln auf der Rednertribüne, bis wieder Ruhe einkehrte.
»Rom wird uns nicht getrennt sehen!« rief er. »Das schwöre ich jedem Mann hier und im ganzen freien Italia. Wir werden alle unsere Mittel zusammenlegen, ob Menschen, Geld, Essen oder Besitz! Und die Heerführer, die im Namen Italias Krieg gegen Rom führen, werden sich enger zusammenschließen als alle Heerführer in der Geschichte des Krieges! Schon in wenigen Tagen können wir hunderttausend Soldaten ins Feld führen, und noch mehr werden dazukommen, viel mehr!« Er machte eine Pause und lachte laut. »In zwei Jahren, Italiker, das versichere ich euch, bettelt Rom darum, das Bürgerrecht von Italia zu bekommen!«
Weil es sich um eine gerechte und verdienstvolle Sache handelte, an deren Notwendigkeit und Dringlichkeit keiner zweifelte, ging die Besetzung der wichtigsten Stellen ohne Streit und Mißgunst vonstatten. Noch am selben Tag bildete sich der Rat der Fünfhundert und nahm seine Tätigkeit auf, und der kleinere Kriegsrat begann mit der Planung des Krieges.
Die Magistraten des Kriegsrates wurden wie bei den Griechen durch einfaches Handzeichen gewählt. Man wählte auch je einen Prätor für die Lukaner und die Venusiner, die sich Italia noch gar nicht angeschlossen hatten; die Wähler waren überzeugt, daß die beiden Stämme noch zu ihnen stoßen würden.
Zu Konsuln wurden der Samnite Gaius Papius Mutilus und der Marser Quintus Poppaedius Silo gewählt. Prätoren waren der Marrukiner Herius Asinius, der Marser Publius Vettius Scato, der Paeligner Publius Praesenteius, der Picenter Gaius Vidacilius, der Samniter Marius Egnatius, der Vestiner Titus Lafrenius, der Picenter Titus Herennius, der Frentaner Gaius Pontidius, der Venusiner Lucius Afranius und der Lukaner Marcus Lamponius.
Auch der Kriegsrat, der in der kleinen Versammlungshalle von Corfinium — oder Italica — tagte, machte sich sofort an die Arbeit. »Wir müssen die Etrusker und Umbrer gewinnen«, warnte Mutilus. »Wenn sie sich uns nicht anschließen, können wir Rom nicht den Weg nach Norden abschneiden. Und wenn uns das nicht gelingt, bekommt Rom weiterhin Hilfe aus Gallia Cisalpina.«
»Die Etrusker und Umbrer sind seltsame Menschen«, gab der Marser Scato zu bedenken. »Sie haben sich nie als Italiker betrachtet wie wir — oder wie Rom — diese Toren!«
»Sie sind in Massen losmarschiert, um gegen die Auflösung des ager publicus zu protestieren«, sagte Herius Asinius. »Das zeigt doch, daß sie auf unserer Seite stehen.«
»Ich glaube eher das Gegenteil.« Silo runzelte die Stirn. »Die Etrusker sind von den italischen Stämmen die engsten Verbündeten Roms, und die Umbrer folgen blind den Etruskern. Kennen wir vielleicht einen Etrusker oder Umbrer mit Namen? Nicht einen! Das liegt daran, daß sie durch den Apennin immer von uns im Osten abgeschottet waren. Im Norden von ihnen liegt Gallia Cisalpina, im Süden Rom und Latium. Sie verkaufen ihr Holz und ihre Schweine nach Rom, nicht an die anderen italischen Stämme.«
»Das mit dem Holz verstehe ich, aber was bedeuten schon ein paar Schweine?« fragte der Picenter Vidacilius.
Silo grinste. »Es gibt solche Schweine und solche Schweine, Gaius Vidacilius! Manche Schweine grunzen nur, aus anderen macht man prachtvolle Panzerhemden.«
»Pisae und Populonia!« rief Vidacilius. »Jetzt geht mir ein Licht auf.«
»Gut, Etruna und Umbria müssen also noch gewonnen werden«, sagte Marius Egnatius. »Ich schlage vor, wir wählen aus unserem Rat der Fünfhundert einige aus, die gut reden können, und schicken sie zu den Anführern der Etrusker und Umbrer, während wir uns an unser eigentliches Geschäft machen, den Krieg. Wie fangen wir an?«
»Was meinst du, Quintus Poppaedius?« fragte Mutilus.
»Wir rufen die Soldaten zu den Waffen. Aber ich schlage vor, zugleich Rom in Sicherheit zu wiegen und eine Abordnung zum Senat zu schicken, die noch einmal um das Bürgerrecht für uns bitten soll.«
»Sollen sie doch mit ihrem Bürgerrecht machen, was ein Grieche mit einem schönen Knaben macht!« schnaubte Marius Egnatius.
»Ja natürlich«, lachte Silo. »Aber das brauchen sie erst zu wissen, wenn wir es ihnen mit dem Heer deutlich machen können. Wir sind zwar bereit, aber wir brauchen noch mindestens einen Monat, bis wir richtig losschlagen können. Ich weiß, daß in Rom fast alle glauben, wir brauchten noch Jahre, bevor wir marschieren
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