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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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jetzt achtundzwanzig oder wenig jünger. Sie hat Scaurus mit siebzehn geheiratet, soweit ich noch weiß am Anfang des Jahres, als wir die Kimbern schlugen. Sie hat ein Mädchen von zehn und einen Buben von fünf. Beide ohne jeden Zweifel von .Scaurus, denn ich habe die armen Würmchen gesehen: so häßlich wie ein Gehöft von Cato dem Zensor. Scaurus spricht schon davon, das Mädchen mit dem Sohn von Manius Acilius Glabrio, dem Busenfreund des Auguren Scaevola, zu verheiraten. Obwohl die Familie so viele Konsularen hervorgebracht hat, daß man sie sicher nicht als Emporkömmlinge beschimpfen kann, ist sie nicht der Abstammung wegen begehrt, sondern eher wegen des Geldes. Die Familie dürfte fast so reich sein wie die des Servilius Caepio. Aber ich selbst kümmere mich nicht um die Familie Acilius Glabrio, auch wenn der Großpapa dieses Manius Acilius Glabrio Partei für Gaius Gracchus ergriffen hat. Es hat ihn das Leben gekostet wie die anderen, die für Gracchus Partei ergriffen haben! Doch damit genug. Dies war doch ein schönes Stück Klatsch, meinst Du nicht? Nein? Dann soll Dich Lamia holen!
    Delmatica ist eine schöne Frau. Wie hat sie mir den Kopf verdreht, damals, als ich unbedingt Prätor werden wollte! Weißt Du noch? Merkwürdig, es ist schon zehn Jahre her. Ich bin fünfzig geworden, Publius Rutilius — und mir scheint, ich bin dem Titel des Konsuls nicht näher als damals in den Tagen der Subura. Man ist versucht zu spekulieren, was Scaurus mit ihr wegen der Eseleien vor neun Jahren angestellt hat. Aber sie läßt sich nichts anmerken. Als wir uns im Eßzimmer trafen, bekam ich bloß einen kühlen Gruß und ein frostiges Lächeln. Meinem Blick ist sie ausgewichen. Ich werfe ihr das nicht vor. Wahrscheinlich hat sie Angst gehabt, Scaurus könne an ihrem Benehmen Anstoß nehmen und sie tadeln. Er fand gewiß nichts zu beanstanden, denn nach dem Grüßen setzte sie sich mit dem Rücken zu mir auf den Stuhl und drehte sich nicht wieder um. Was ich von unserer liebsten, süßesten Aurelia nicht sagen kann; mit ihren Drehungen und Windungen hielt sie uns alle in Atem. Sie ist jetzt ja wieder zufrieden, denn Gaius Julius bricht in Kürze wieder zu einer Exkursion auf. Sein Bruder Setäus Julius will in der Provinz Africa und in Gallia Transalpina Reitersoldaten für Rom anwerben, und Gaius Julius begleitet ihn.
    Ich bin nicht gehässig, auch wenn ich — weit verbreitet und zu Recht — diesen Ruf habe. Wir kennen Aurelia beide sehr gut, und ich sagte Dir nichts, was Dich überraschen könnte. Sie und ihr Mann lieben sich zweifellos, aber diese Liebe ist weder glücklich noch bequem. Sie darf sich bei ihm nicht entfalten, und das nimmt sie ihm übel. In dem Bewußtsein, daß er für einige Wochen fort sein würde, ist sie letzte Nacht wieder aufgelebt, hat gelacht und sich über ihr sonst so farbloses Wesen erhoben. Ihre gute Laune ist Gaius Julius, der neben mir aufdem Sofa saß, nicht entgangen! Denn wenn Aurelia in Schwung kommt, Publius Rutilius, steht die gesamte Männerwelt Kopf. Helena von Troja hätte ihr nicht das Wasser reichen können. Stell Dir bloß vor, daß sich der Senatsvorsitzende wie ein alberner Jüngling aufführt! Ganz zu schweigen von Scaevola oder gar Gaius Marius. Eine solche Wirkung hat sie. Keine der übrigen Frauen war reizlos, einige waren sogar ausgesprochen schön. Aber selbst Julia und Delmatica konnten bei ihr nicht mit, Gaius Julius hat das schnell gemerkt. Ich könnte schwören, daß sie sich zu Hause wieder gestritten haben.
    Ja, das war in der Tat ein seltsames und unangenehmes Festmahl. Ich höre Dich fragen, warum es überhaupt stattfand. Ich bin nicht sicher, aber ich habe den Eindruck, daß Gaius Marius von einer bösen Vorahnung gestreift wurde, in dem Sinne, daß wir, die geladenen Gäste, uns nie wieder unter ähnlichen Umständen begegnen würden. Er sprach traurig von Dir und klagte, daß wir ohne Dich nicht vollständig seien. Er sprach traurig von sich und traurig von Scaurus. Und, wie mir auffiel, sogar von seinem Sohn! Was mich angeht, so galt mir der Löwenanteil seiner Traurigkeit. Obwohl wir uns doch seit Julillas Tod immer weiter voneinander entfernt haben. Das verstehe ich nicht an ihm. Wir sehen einem Krieg entgegen, den wir meines Erachtens nur sehr schwer gewinnen können, was bedeutet, daß Gaius Marius und ich wieder so einvernehmlich zusammenwirken müssen wie früher. Aus all dem kann ich nur schließen, daß er um sich selbst Angst hat. Angst, daß

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