MoR 02 - Eine Krone aus Gras
herstellen und statt dessen uns beliefern.
Rom bereitet sich auf den Krieg vor. Aber das hat etwas Unheimliches, wenn man sich überlegt, mit welchem Feind man es zu tun hat. Keinem ist wohl bei dem Gedanken, in Italien kämpfen zu müssen, auch dem Feind nicht, wie ich vermute. Er hätte schon vor drei Monaten gegen uns marschieren können, wenn ich den Berichten meiner Spione trauen darf. Ach ja, ich vergaß Dir mitzuteilen, daß ich augenblicklich sehr beschäftigt bin, ein Netz von Spionen aufzubauen — wenn nicht auf andere Art werden wir dank ihrer Hilfe mit Bestimmtheit mehr über ihre Bewegungen herausbekommen als sie über die unseren.
Übrigens habe ich diesen Abschnitt meines Briefes später geschrieben. Scaurus’ Kurier ist nicht fortgekommen.
Im Augenblick haben wir Etrurien und Umbrien gesichert.
Wohl gibt es Unruhen, aber die Unruhestifter haben nicht genug Einfluß, um die ganze Region abtrünnig zu machen. Das ist weitgehend der Latifundienwirtschaft zu verdanken. Gaius Marius reist überall herum, hebt Soldaten aus und befriedet die Gegend — der Gerechtigkeit halber muß man auch sagen, daß Caepio in Umbrien sehr aktiv geworden ist.
Die eingeschriebenen Väter gerieten schön in Aufregung, als meine .Spione meldeten, daß die Italiker schon zwanzig ausgebildete Legionen unter Waffen haben. Seit ich Beweise habe, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als mir zu glauben. Wir haben gerade sechs Legionen! Zum Glück verfügen wir wenigstens über Waffen und Rüstungen für mindestens zehn weitere. Nicht umsonst schik- ken wir Männer über die Schlachtfelder, damit sie die Ausrüstungen unserer Gefallenen und der Gefallenen des Feindes einsammeln und den Gefangenen die Waffen abnehmen. In Capua haben wir ganze Schuppen solcher Waffen. Wie wir jedoch in der verbleibenden Zeit Truppen anwerben und ausbilden sollen, vermag keiner zu sagen.
Ich muß Dir noch berichten, daß Ende Februar im Senat die Rede davon war, mit Asculum Picentum ein Exempel zu statuieren wie damals mit Numantia. Es wird neben dem zentralen also auch einen nördlichen Kriegsschauplatz geben. Den Oberbefehl im Norden hat Pompeius Strabo. Man hat ihm auch die Zielscheibe genannt: Asculum Picentum. Und man hat ihm gesagt, er solle bis Mai abmarschbereit sein. Das ist noch immer Anfang Frühling, so wie es augenblicklich um die Jahreszeiten bestellt ist. Aber wenigstens hat unser zur Verschleppung neigender Pontifex Maximus in diesem Jahr noch zwanzig Tage an den Februar angehängt. Die zweite Hälfte meines Briefes ist noch immer auf März datiert. Ich schreibe inzwischen übrigens allein, denn Scaurus behauptet, er habe keine Zeit. Als ob ich Zeit hätte! Nein, Publius Rutilius, eine lästige Pflicht ist es nicht. Oft in der Vergangenheit hast Du Dir Zeit für mich genommen, wenn ich außer Landes war. Jetzt gebe ich Dir nur zurück, was Dir gebührt.
Lupus gehört zu jener Art Befehlshabern, die nichts tun, das sie für unter ihrer Würde halten. Als ausgemacht wurde, daß er und Lucius Caesar die vier Veteranenlegionen des Titus Didius unter sich aufteilen und jeweils eine der beiden unerfahrenen Legionen dazunehmen sollten, dachte Lupus nicht daran, Carseoli (wo er sein Hauptquartier für den Feldzug auf dem zentralen Kriegsschauplatz aufgeschlagen hatte) zu verlassen, die beschwerliche Reise nach Capua anzutreten und seine Hälfte der Truppen abzuholen. Statt dessen schickte er Pompeius Strabo los. Er mag Pompeius Strabo nicht, aber wer tut das schon?
Und Pompeius Strabo zahlte es ihm heim! Als er die beiden Veteranenlegionen und die unbeleckte Legion aus Capua fortgeführt hatte, zog er gerade bis Rom. Lupus hatte ihm befohlen, die unerfahrene Legion bis Picenum im Norden mitzunehmen und die beiden Veteranenlegionen bei ihm, Lupus, in Carseoli abzuliefern. Statt dessen sorgte Pompeius .Strabo dafür, daß Scaurus eine Woche zu lachen hatte. Er schickte die unausgebildete Legion unter dem Befehl des Gaius Perperna zu Lupus nach Carseoli und zog selbst mit den beiden Veteranenlegionen rasch die Via Flaminia hinauf! Und nicht genug damit: Als Catulus Caesar nach Capua kam und den Oberbefehl über den befestigten Platz übernahm, stellte er fest, daß Pompeius Strabo die Lagerhallen geplündert und so viele Waffen und Rüstungen mitgenommen hatte, daß man mit ihnen vier Legionen hätte ausstatten können! Scaurus lacht noch immer. Ich kann allerdings nicht lachen. Was bleibt uns noch? Nichts! Man muß Pompeius .Strabo im
Weitere Kostenlose Bücher