MoR 02 - Eine Krone aus Gras
Auge behalten. Er hat zuviel Gallierblut in den Adern.
Als Lupus merkte, wie raffiniert man ihn hinters Licht geführt hatte, verlangte er eine der beiden Veteranenlegionen des Lucius Caesar Lucius Caesar lehnte natürlich ab und verwies darauf, daß Lupus sich nicht beim ersten Konsul beklagen solle, wenn er die eigenen Legaten nicht unter Kontrolle habe. Leider läßt es Lupus jetzt an Marius und Caepio aus: Er treibt sie an, damit sie mit den Aushebungen und der Ausbildung der Soldaten doppelt so rasch vorankommen. Er selbst sitzt in seinem Schmollwinkel in Carseoli.
Coelius und Sertorius in Gallia Cisalpina versetzen Berge, wenn es darum geht, Waffen, Rüstungen und Truppen aufzutreiben, und jede kleine Waage und Gießerei auf römischem Boden irgendwo auf der Welt hat mehr zu tun als ein Sarde, der allein einen ganzen Konvoi überfällt. Deshalb meine ich auch, daß es überhaupt nicht wichtig ist, daß Caepios Städte die ganzen Jahre für die Italiker gearbeitet haben. Wir wären gar nicht klug genug gewesen, um für sie Arbeit zu finden. Jetzt arbeiten sie für uns, und mehr darf man nicht hoffen.
Irgendwie müssen wir bis Mai sechzehn Legionen ins Feld führen können. Das heißt, es fehlen im Augenblick zehn Legionen, die wir noch auftreiben müssen. Sicher, wir werden es schaffen! Wenn es etwas gibt, worin Rom besonders glänzt, dann ist es die Bewältigung von unlösbaren Aufgaben. Die Freiwilligen kommen von überallher und aus allen Klassen, und die Männer, die latini- sches Bürgerrecht besitzen, zeigen sich uns gegenüber loyal. Wegen der Eile war es unmöglich, die latinischen von den römischen Freiwilligen zu trennen, es sieht also so aus, als ob wir unfreiwillig eine Art Vorherrschaft ausüben müßten. Ich möchte damit nur sagen, daß es in diesem Krieg keine Hilfstruppen geben wird. Alle sind als Römer eingestuft und gezählt.
Lucius Julius Caesar und ich brechen Anfang April in die Campania auf, ungefähr acht Reisetage entfernt. Quintus Lutatius Catulus Caesar hat sich bereits als Kommandant in Capua eingerichtet, und ich glaube, daß er seine Aufgabe gut machen wird. Ich bin sehr froh, daß er kein Heer führt. Unsere Legion aus unerfahrenen Rekruten wird aufgeteilt in zwei Einheiten zu je fünfKohorten — Lucius Caesar und ich sind der Ansicht, daß wir sowohl in Nola als auch in Aesernia Garnisonen stationieren müssen. Das ist eine Aufgabe, die die Neulinge bewältigen können, dafür müssen sie keinen Kranz errungen haben. Aesernia ist ein richtiger Außenposten im Feindesland, gewiß, aber es bleibt uns treu, darauf können wir uns verlassen. Scipio Asiagenes und Lucius Acilius — beide zweite Legaten (und beide von eher dürftigen Qualitäten) — führen fünf Kohorten sofort nach Aesernia. Die anderen fünf führt der Prätor Lucius Postumius nach Nola. Für einen Postumius ist er ganz in Ordnung. Ich mag ihn. Meinst Du, daß es daher kommt, daß er kein Albinus ist?
Dies, lieber Publius Rutilius, soll für den Augenblick genügen. Gleich klopft Scaurus’ Bote an die Tür. Ich schreibe bei Gelegenheit wieder, fürchte aber, Du wirst Dich auf weibliche Korrespondenz verlassen müssen, wenn du regelmäßig Nachrichten bekommen willst. Julia hat versprochen, oft zu schreiben.
Mit einem Seufzer legte Sulla die Feder nieder. Der Brief war sehr lang geworden, hatte aber eine Art Katharsis bewirkt. Es hatte sich gelohnt, auch wenn ihm jetzt der Schlaf fehlte. Er war sich immer bewußt, an wen er schrieb, und doch konnte er dem Brief Dinge anvertrauen, die er Publius Rutilius nie persönlich gesagt hätte. Aber Publius Rutilius Rufus war auch zu fern, als daß er irgendwie gefährlich hätte werden können.
Sulla hatte seine plötzliche Aufwertung im Senat durch Lucius Julius Caesar nicht erwähnt. Das war noch zu neu und zu heikel. Man lief Gefahr, Fortuna zu beleidigen, wenn man darüber wie von einer abgeschlossenen Sache berichtete. Es war reiner Zufall gewesen, das wußte Sulla. Lucius Caesar mochte Gaius Marius nicht, und deshalb hatte er einen anderen gefragt. Er hätte eigentlich Titis Didius, Publius Crassus oder einen anderen Triumphator fragen müssen. Aber sein Blick war auf Sulla gefallen, und er hatte sich für ihn entschieden. Er hatte freilich nicht erwartet, daß die Situation eine solche Wendung nehmen würde, doch als er es begriffen hatte, tat Lucius Caesar etwas nicht Ungewöhnliches: Er bestimmte Sulla zu seinem hauseigenen Experten. Von einem Marius oder
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