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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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er den Krieg nicht überlebt. Angst, daß wir alle zu leiden haben werden, wenn er nicht mehr unsere Stütze ist.
    Entsprechend meiner Abmachung mit Scaurus spreche ich nicht vom bevorstehenden Krieg. Trotzdem biete ich Dir einen interessanten Happen an, den Scaurus nicht hat. Ich bekam neulich Besuch von Lucius Calpurnius Piso Caesoninus, der beauftragt ist, Waffen und Ausrüstungen für unsere neuen Legionen zu organisieren. Ist er nicht mit Deiner Tocher verheiratet? Je mehr ich darüber nachdenke, desto sicherer werde ich. Er hatte jedenfalls eine seltsame Geschichte zu erzählen. Leider sind wir durch den Apennin völlig von Gallia Cisalpina abgeschnitten, vor allem von der adriatischen Seite. Höchste Zeit, daß wir aus Gallia Cisalpina eine eigene Provinz mit regulärem Statthalter machen, ebenso aus Gallia Transalpina. Für den Krieg haben wir einen Statthalter für beide Gallien mit Sitz in Gallia Cisalpina ernannt — den Prätor Gaius Coelius Caldus. Quintus Sertorius ist sein Quästor, eine Berufung, die uns alle ruhig schlafen läßt. In den Adern sämtlicher Mitglieder der Sippe Marius fließt erstaunlich viel kriegerisches Blut, davon bin ich überzeugt, und Sertorius gehört durch seine Mutter dazu. Zudem ist er Sabiner.
    Doch ich komme wieder vom Thema ab. Piso Caesoninus hat einen kurzen Abstecher in den Norden gemacht, um Waffen und Rüstungen in Auftrag zu geben. Wie in solchen Fällen üblich, besuchte er zunächst die Orte Populonia und Pisae. Allerdings hörte er dort, daß es in den Städten im Osten von Gallia Cisalpina neue Gießereien geben soll, die von einem Unternehmen mit Sitz in Placentia betrieben werden. Piso Caesoninus reiste also nach Placentia. Er kam keinen Schritt weiter! Den Betrieb fand er zwar, aber er stieß auf eine Mauer des Schweigens und auf eine Geheimniskrämerei, wie man sie sich nicht schlimmer vorstellen kann. Als er sich dann nach Osten wandte und Patavium und Aquileia besuchte, stellte er fest, daß sich in der Gegend neue Gießereien angesiedelt hatten und daß die .Städte mit den Gießereien per Exklusivvertrag fast zehn Jahre lang Waffen und Rüstungen für die italischen Bundesgenossen hergestellt hatten! Piso Caesoninus dachte sich nichts weiter dabei. Die Schmiede hatten einen Exklusivvertrag, und sie waren prompt bezahlt worden, also produzierten sie. Allerdings sind die Stahlschmieden in der Hand von einzelnen Eigentümern, während die Städte selbst, mit Ausnahme des Gewerbes, einem einzigen Grundbesitzer gehören. Ein Grundbesitzer, der, wie die Einheimischen sagen, römischer Senator ist! Und um die Angelegenheit noch obskurer zu machen: Die Schmiede glaubten, daß sie Waffen für Rom herstellten. Den Mann, der sie unter Vertrag genommen hatte, hielten sie für den praefectus fabrum . Als Piso Caesoninus sie drängte, ihm den mysteriösen Unbekannten zu beschreiben, entpuppte er sich als kein anderer als der Marser Quintus Poppaedius Silo!
    Woher hatte Silo gewußt, wo er sich Waffen beschaffen konnte, bevor wir in Rom überhaupt etwas von der neuen Stahlindustrie im Osten erfuhren? Mir fiel eine seltsame Antwort ein — und ich fürchte, ich werde sie nur schwer beweisen können. Deshalb habe ich Piso Caesoninus auch nichts gesagt. Quintus Servilius Caepio lebte jahrelang bei Marcus Livius Drusus und verließ ihn erst, als seine Frau mit Marcus Cato Salonianus durchbrannte. Um die Zeit, als ich zum ersten Mal für das Prätorat um Stimmen warb, ging Caepio auf eine längere Reise. In einem früheren Brief hast Du mir versichert, das Gold von Tolosa sei nicht mehr in Smyrna, Caepio sei nach seinem Verschwinden aus Rom in der Stadt aufgetaucht und habe es zum Leidwesen der dortigen Banken abgehoben. Silo verkehrte im Haus des Drusus und pflegte mit ihm einen freundlicheren Umgang als Drusus mit Caepio. Vielleicht hatte Silo erfahren, daß Caepio Geld in die Errichtung der Gießereistädte im östlichen Gallia Cisalpina investierte. Dann könnte Silo Rom zuvorgekommen sein und die neuen Städte verpflichtet haben, Waffen und Rüstungen für sein Volk herzustellen, so daß keiner in der Gegend hatte Kunden werben müssen.
    Ich wette, daß Caepio der römische .Senator und Grundbesitzer ist und daß ihm das Unternehmen in Placentia gehört. Allerdings bezweifle ich, daß ich es beweisen kann, Publius Rutilius. Piso Caesoninus hat die Handwerker in der Gegend jedenfalls unter Druck gesetzt, damit sie für die Italiker keine Waffen und Rüstungen mehr

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