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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Einige Meilen hinter mir, gut versteckt in einem verborgenen Tal hinter einem Hügel, warten dreißig weitere Esel; alle sind mit mindestens ebensoviel Gold beladen wie dieser hier.«
    Gold! Caepio hatte Gold gerochen! Alle behaupteten, Gold rieche nicht, aber Caepio wußte es besser — wie vor ihm sein Vater. Jeder Quintus Servilius Caepio konnte Gold riechen.
    »Zeig her«, sagte Caepio kurz und schritt auf den Esel zu.
    Die Körbe waren gut unter einer Decke versteckt. Als Silo die Decke wegzog, kam das Gold zum Vorschein. In jedem Korb glänzten fünf gegossene runde Barren in der Sonne, jedem war die marsische Schlange aufgeprägt.
    »Ungefähr drei Talente«, sagte Silo und deckte die Körbe wieder zu, dabei blickte er sich nervös um. Nachdem er die Lederriemen über den Decken wieder festgezurrt hatte, hielt er einen Augenblick inne und starrte Caepio mit seinen auffälligen gelbgrünen Augen an. Verblüfft sah Caepio Flammen darin züngeln. »Der Esel gehört dir«, sagte Silo, »und du kannst noch zwei oder drei weitere bekommen, wenn du mich deinem persönlichen Schutz und dem Schutz Roms unterstellst.«
    »Den hast du!« Caepio lächelte habgierig. »Aber ich nehme fünf Esel.«
    »Wie du willst, Quintus Servilius.« Silo stöhnte laut. »Und ich bin so müde! Seit drei Tagen bin ich auf den Beinen.«
    »Dann ruh dich aus«, sagte Caepio. »Morgen führst du mich zu dem verborgenen Tal. Ich will das ganze Gold mit eigenen Augen sehen!«
    »Es wäre klug, die Truppen mitzunehmen«, sagte Silo, als sie auf das Zelt des Oberbefehlshabers zuschritten. Die Sklavin folgte ihnen mit den Säuglingen, die sich ganz ruhig verhielten und weder weinten noch strampelten. »Inzwischen haben sie mein Verschwinden sicher bemerkt. Wer weiß, wie viele sie mir hinterherschicken? Sie können sich wohl denken, daß ich zu den Römern gehe und um Asyl bitte.«
    »Sollen sie denken, was sie wollen!« erwiderte Caepio fröhlich. »Meine beiden Legionen nehmen es mit den Marsern auf!« Er hob die Zeltplane am Eingang hoch, ging aber vor dem Bittsteller hinein. »Ach ja, natürlich muß ich dich bitten, deine Söhne während unserer Abwesenheit im Lager zu lassen.«
    »Ich verstehe«, sagte Silo mit Würde.
    »Sie sind dir wie aus dem Gesicht geschnitten.« Caepio betrachtete die Säuglinge, die die junge Sklavin auf ein Sofa legte, um ihnen die Windeln zu wechseln. Sie sahen Silo tatsächlich sehr ähnlich, sie hatten beide Silos Augen. Caepio bebte plötzlich vor Zorn. »Laß die Kinderkacke!« fuhr er die Sklavin an. »Das ist nicht der richtige Ort! Du wartest, bis ich deinem Herren eine Unterkunft angewiesen habe. Dann kannst du tun, was du tun mußt.«
    Als Caepio am nächsten Morgen seine beiden Legionen aus dem Lager führte, blieb Silos Sklavin wie vorgesehen mit den königlich gekleideten Zwillingen zurück. Das Gold hatte er von den Eseln laden und sicher in seinem Zelt verstecken lassen.
    »Wußtest du, Quintus Servilius, das Gaius Marius augenblicklich von zehn Legionen Picenter, Paeligner und Marrukiner belagert wird?« fragte Silo.
    »Nein!« Caepio, der neben Silo an der Spitze seiner Truppen ritt, fuhr erschreckt zusammen. »Zehn Legionen? Kann er siegen?«
    »Gaius Marius siegt immer«, sagte Silo sanft.
    »Hm«, sagte Caepio.
    Sie ritten, bis die Sonne hoch am Himmel stand. Nach einem kurzen Stück waren sie von der Via Valeria abgezweigt und den Anio entlang nach Südwesten Richtung Sublaqueum geritten. Silo bestand darauf, daß sie so langsam ritten, daß die Infanterie folgen konnte. Caepio konnte es nicht erwarten, das ganze Gold zu sehen, und beklagte sich über das langsame Tempo.
    »Das Gold ist in Sicherheit und fliegt nicht davon«, beschwichtigte ihn Silo. »Mir ist es wichtiger, daß wir bei der Ankunft deine Truppen bei uns haben und daß sie nicht außer Atem sind, Quintus Servilius — in unser beider Interesse.«
    Das Land war zerklüftet, aber nicht unwegsam. Nach etlichen Meilen ließ Silo unweit von Sublaqueum Halt machen.
    »Dort!« sagte er und deutete auf einen Hügel jenseits des Anio. »Dahinter liegt das verborgene Tal. Ganz in der Nähe gibt es eine feste Brücke. Wir kommen sicher ans andere Ufer.«
    Die Brücke war tatsächlich fest, breit und aus Stein. Caepio schickte seine Armee in vollem Marsch hinüber und blieb selbst an der Spitze. Die Straße, die hier über den Anio lief, kam von Anagnia an der Via Latina herauf, führte über Sublaqueum und endete in Carseoli. Als die

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