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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Marius waren die Überlebenden aus Lupus’ Heer, etwa fünf Kohorten, zugeteilt worden, und zudem zwei Drittel der sechstausend Männer, die am westlichen Paß Praesenteius entkommen waren und die er neu ausgerüstet hatte. Damit hatte er insgesamt drei überdurchschnittlich starke Legionen. Er werde sich keinen Zoll vom Fleck rühren, teilte er brieflich mit, bevor seine Männer nicht so gut ausgebildet seien, wie er es für richtig halte. Und in diesem Punkt lasse er sich von keinem ahnungslosen Schwachkopf etwas sagen.
    Caepio verfügte über etwa eineinhalb Legionen, die er zu zwei schwachen Einheiten umverteilt hatte. Er wagte nicht, mit ihnen loszumarschieren. Vor Wut schäumend saß er in Varia fest, während Marius Meilen entfernt im Nordosten seine Männer ausbildete. Als der Juni vergangen und der Quintilis gekommen war, bildete Marius seine Männer noch immer aus, und noch immer saß Caepio wutschäumend in Varia. Wie Lupus verbrachte er einen Großteil seiner Zeit damit, Beschwerdebriefe an den Senat zu schicken. Scaurus, der Pontifex Maximus Ahenobarbus, Quintus Mucius Scaevola und andere Getreue boten dem geifernden Lucius Marcius Philippus dann jedesmal Paroli, wenn er die Ablösung des Gaius Marius verlangte.
    Ungefähr Mitte Quintilis bekam Caepio Besuch. Der Besucher war kein anderer als der Marser Quintus Poppaedius Silo.
    Silo erschien mit einem verstört blickenden Sklavenpaar, einem schwer beladenen Esel und zwei Säuglingen, offensichtlich Zwillingen, in Caepios Lager. Caepio wurde gerufen und trat ins Forum des Lagers hinaus. Dort erwartete ihn Silo in voller Rüstung mit seinem kleinen Gefolge. Die Säuglinge in den Armen der Sklavin waren in purpurne, mit Gold bestickte Decken gehüllt.
    Als Caepio erschien, hellte sich Silos Gesicht auf. »Quintus Servilius, wie schön, dich zu sehen!« rief er und schritt mit der ausgestreckten Rechten auf Caepio zu.
    Caepio, der wußte, daß er von allen Seiten beobachtet wurde, richtete sich stolz auf und beachtete die hingestreckte Hand nicht.
    »Was willst du?« fragte er herablassend.
    Silo ließ wie selbstverständlich und ohne an Würde zu verlieren die Hand sinken. »Ich bitte Rom um Obdach und Schutz«, sagte er, »und Marcus Livius Drusus zuliebe ergebe ich mich lieber dir als Gaius Marius.«
    Die Antwort hatte Caepio etwas besänftigt und sehr neugierig gemacht, aber er zögerte noch. »Warum brauchst du Roms Schutz?« Er blickte von Silo zu den Säuglingen in Purpur hinüber und dann zu dem Sklaven, der den überladenen Esel führte.
    »Du weißt, Quintus Servilius, daß die Marser Rom förmlich den Krieg erklärt haben«, sagte Silo. »Hingegen weißt du noch nicht, daß es Rom den Marsern verdankt, wenn das italische Volk seinen Angriff nach der Kriegserklärung so lange hinausgezögert hat. Ich habe mich in der Stadt Corfinium, die jetzt Italica heißt, in den Räten für einen Aufschub eingesetzt und im stillen gehofft, daß keine Gewalt angewendet würde. Ich halte diesen Krieg für sinnlos, schrecklich und verderblich. Italien kann Rom nicht schlagen! Einige im Rat warfen mir schließlich vor, ich würde die Sache Roms vertreten, und ich bestritt es energisch. Dann kehrte Publius Vettius Scato — mein eigener Prätor! — nach Corfinium zurück, nachdem er mit dem Konsul Lupus und dann mit Gaius Marius eine Schlacht geschlagen hatte. Damit war der Siedepunkt erreicht. Scato beschuldigte mich, ich hätte mich mit Gaius Marius verabredet, und alle glaubten ihm. Seither bin ich ausgestoßen. Daß man mich in Corfinium nicht getötet hat, verdanke ich der Tatsache, daß so viele Geschworene über mein Schicksal zu befinden hatten: alle fünfhundert italischen Räte. Ich habe mich während ihrer Verhandlungen aus der Stadt geschlichen und bin in meine Heimatstadt Marruvium geeilt, die ich, von den Verfolgern noch unbehelligt, erreichte. Da Scato aber die Front gegen mich anführte, war ich ich bei den Marsern nicht sicher. Deshalb nahm ich meine Zwillinge Italicus und Marsicus und machte mich auf den Weg nach Rom, um dort um Schutz zu bitten.«
    »Wie kommst du darauf, daß wir dich schützen werden?« fragte Caepio. Er glaubte einen seltsamen Geruch wahrzunehmen und blähte die Nüstern. »Du hast Rom keinen Dienst erwiesen.«
    »Ganz gewiß habe ich das, Quintus Servilius!« rief Silo und zeigte auf den Esel. »Ich habe den Schatz der Marser gestohlen und möchte ihn Rom schenken. Ein Teil ist dort auf dem Esel. Nur ein kleiner Teil!

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