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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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geweint hatte? Aber betteln konnte Quintus Servilius Caepio nicht.
    Caepio hob das Kinn, bekam einen verschleierten Blick und starrte ins Nichts.
    »Das ist für Drusus«, sagte Silo. »Du hast ihn töten lassen.«
    »Nein«, sagte Caepio wie von weit her. »Ich hätte es getan. Aber es war nicht nötig. Das hat Quintus Varius übernommen. Und es war gut so. Wenn Drusus am Leben geblieben wäre, wären du und deine schmutzigen Kumpane Bürger von Rom geworden. Aber ihr seid es nicht. Und ihr werdet es nie sein. In Rom gibt es viele wie mich.«
    Silo hob die Hand mit dem ausgestreckten Schwert knapp über Caepios Schulter. »Für Drusus«, wiederholte er. Das Schwert sauste nieder, traf Caepios Hals und schnitt sich tief in die Schulter, ein großer Splitter des Knochens sprang aus der Wunde und zerschnitt Fraucus die Backe. Silos Schwert durchtrennte Venen, Arterien und Nerven und drang bis zum oberen Brustbein ein. Das Blut spritzte nach allen Seiten. Aber Silo war noch nicht am Ende, und Caepio stand noch immer auf den Beinen. Silo drehte sich ein wenig, hob den Arm ein zweites Mal und hieb mit dem Schwert in die andere Seite des Halses. Während Caepio zusammensackte, trennte Silo ihm mit einem dritten Schlag den Kopf endgültig vom Rumpf. Scato hob das Haupt auf und spießte es an der Kehle auf einen Speer. Als Silo wieder im Sattel saß, reichte ihm Scato den Speer. Das Heer der Marser marschierte die Straße hinab Richtung Via Valeria, angeführt von Caepios abgeschlagenem Kopf.
    Caepios Überreste und die Leichen der gefallenen Soldaten ließen die Marser liegen, es war römisches Gebiet, also sollten die Römer die Spuren des schrecklichen Gemetzels beseitigen. Jetzt galt es vor allem fortzukommen, bevor Gaius Marius entdeckte, was geschehen war. Silos Behauptung, Marius werde von zehn Legionen angegriffen, war reine Erfindung gewesen, er hatte Caepios Reaktion sehen wollen. Silo schickte Männer zum verlassenen Lager vor Varia und ließ die Sklaven und die prächtig eingewickelten Zwillinge holen, ebenso den Esel, das falsche Gold blieb zurück. Als das später in Caepios Zelt ausgegraben wurde, hielten alle es einhellig für einen Teil des Goldschatzes von Tolosa. Wo war der Rest geblieben? Dann berichtete Drusus’ Bruder Mamercus, was wirklich geschehen war. Jemand ritzte einen vermeintlichen Goldbarren an, und damit war klar, daß er die Wahrheit gesagt hatte.
    Silo hatte sich dem toten Drusus verpflichtet gefühlt, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen, und folgenden Brief an Mamercus geschrieben.
    Quintus Servilius Caepio ist tot. Gestern habe ich ihn und seine Armee an der Straße zwischen Carseoli und Sublaqueum in eine Falle gelockt. In Varia hatte ich ihm eine abenteuerliche Geschichte erzählt: Ich sei von den Marsern desertiert und hätte ihren Schatz gestohlen. Ich kam mit einem Esel in sein Lager, beladen mit Bleibarren, die von einer dünnen Goldschicht überzogen waren. Du kennst die Schwäche der Sippe Servilius Caepio! Man muß ihnen nur etwas Gold unter die Nase halten, dann vergessen sie alles andere.
    Caepios römische Soldaten sind alle tot. Caepio habe ich lebendig gefangennehmen lassen und dann eigenhändig getötet. Ich schlug ihm den Kopf ab und trug ihn auf einem Speer vor meiner Armee her. Für Drusus. Für Deinen Bruder, Mamercus Aemilius. Und für Caepios Kinder, die jetzt das Gold von Tolosa erben; der Löwenanteil geht an den kleinen Rothaarigen, das Kuckucksei in Caepios Nest. Etwas Gerechtigkeit. Wenn Caepio weitergelebt hätte, bis die Kinder groß geworden wären, hätte er bestimmt einen Weg gefunden, sie zu enterben. Wie die Sache jetzt steht, erben sie alles. Ich freue mich, daß ich Drusus diesen Gefallen tun konnte, er wäre sicher froh gewesen. Für Drusus. Möge er in der Erinnerung aller anständigen Menschen, ob Römer oder Italiker, noch lange lebendig bleiben.
    Der armen Familie blieb nichts erspart. Wenige Stunden, bevor der Brief eintraf, war Cornelia Scipionis zusammengebrochen und gestorben. Damit war das große Problem, dem sich Mamercus gegenübersah, noch größer geworden. Mit dem Tod von Cornelia Scipionis und von Quintus Servilius Caepio waren die letzten festen Bande der sechs Kinder, die in Drusus’ Haus lebten, unwiderruflich zerrissen. Sie waren jetzt Vollwaisen, die nicht einmal mehr Großeltern hatten. Ihr Onkel Mamercus war ihr letzter lebender Verwandter.
    Unter diesen Umständen hätte er sie eigentlich aufnehmen und sich um ihre weitere

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