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MoR 02 - Eine Krone aus Gras

Titel: MoR 02 - Eine Krone aus Gras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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tiefer Lucius Caesar in die Depression sank.
    Die beiden frisch gerüsteten Legionen, die auf der Straße von Aquinum auftauchten, machten auf den Samniten Duilius jedenfalls durchaus nicht den Eindruck, als könnten sie einem Überfall aus dem Hinterhalt standhalten. Am späten Nachmittag marschierte die Spitze der römischen Kolonne rasch in die Schlucht ein.
    Duilius hörte deutlich, wie Zenturionen und Tribunen ihre Soldaten anbrüllten, vor Einbruch der Dunkelheit in der Schlucht ein Lager aufzuschlagen, sonst müßten sie strafexerzieren.
    Duilius starrte finster von der Spitze des Felsens herab und kaute an den Nägeln, ohne daß es ihm bewußt wurde. War das riskante Manöver der Römer der Gipfel der Dummheit oder eine brillante Kriegslist? Als die ersten Reihen der Römer richtig in Sicht kamen, erkannte er den Anführer: Lucius Cornelius Sulla, unverkennbar unter seiner breitkrempigen Kopfbedeckung. Und Sulla stand ganz gewiß nicht in dem Ruf, dumm zu sein, auch wenn er sich bisher auf dem Schlachtfeld noch nicht besonders hervorgetan hatte. Den hastigen Bewegungen der Gestalten nach zu urteilen, gedachte Sulla ein stark befestigtes Lager zu errichten. Offenbar wollte er sich in der Schlucht festsetzen und die samnitische Garnison verjagen.
    »Das wird ihm nicht gelingen«, sagte Duilius schließlich mit immer noch finsterer Miene. »Wir tun jedenfalls heute nacht, was wir können. Für einen Angriff ist es zu spät, aber ich werde dafür sorgen, daß er sich nicht zurückziehen kann, wenn ich ihn morgen angreife. Tribun, postiere eine Legion in seinem Rücken, aber leise, verstanden?«
    Sulla stand mit seinem stellvertretenden Befehlshaber unten in der Schlucht und sah den hektisch arbeitenden Legionären zu.
    »Hoffentlich glückt es«, sagte der Stellvertreter, kein anderer als Quintus Caecilius Metellus Pius das Ferkel.
    Seit dem Tod seines Vaters Numidicus Schweinebacke war die Zuneigung des Ferkels zu Sulla eher größer als kleiner geworden. Er war mit Catulus Caesar in den Süden gezogen und hatte die ersten Kriegsmonate damit zugebracht, Capua für den Kampf zu rüsten. Das Kommando bei Sulla war sein erster richtiger Kriegseinsatz, er brannte darauf, sich hervorzutun, und wollte alles tun, daß Sulla keinen Grund hatte, sich über sein Benehmen zu beklagen. Wie die Befehle auch lauteten, er wollte sie buchstabengetreu befolgen.
    Sulla hob die feinen Brauen, die sich in diesen Tagen nicht finster zusammenzogen. »Es wird glücken«, sagte er ruhig.
    »Sollten wir nicht besser hierbleiben und die Samniten von der Schlucht vertreiben? Dann hätten wir immer freie Bahn nach Osten«, schlug Pius das Ferkel mit beflissener Miene vor.
    »Das ist aussichtslos, Quintus Caecilius. Ja, wir könnten die Schlucht freikämpfen. Aber ich habe die zwei Reservelegionen nicht, die wir brauchten, um sie auf Dauer freizuhalten. Die Samniten würden sie wieder besetzen, sobald wir abgezogen sind. Sie haben Legionen in Reserve. Wichtiger ist, wir zeigen ihnen, daß ihre vermeintlich uneinnehmbare Stellung gar nicht so uneinnehmbar ist.« Sulla grunzte zufrieden. »Gut, es ist dunkel genug. Zündet die Fackeln an und seht zu, daß es echt wirkt.«
    Metellus Pius sorgte dafür, daß es echt wirkte. Die Späher auf den Felsen hatten die ganze Nacht über den Eindruck, als werde mit rasender Geschwindigkeit an der Befestigung von Sullas Lager gearbeitet.
    »Sie haben beschlossen, uns die Schlucht abzunehmen, kein Zweifel«, sagte Duilius. »Dummköpfe! Da sitzen sie gründlich in der Falle.« Auch er klang zufrieden.
    Bei Sonnenaufgang bemerkte Duilius, daß er sich geirrt hatte. Hinter den gewaltigen Wällen aus Geröll und Erde, die an den Seiten der Felsen aufgeschüttet worden waren, hatten sich keine Soldaten verschanzt. Die römische Wölfin hatte den samnitischen Stier überlistet und sich davongemacht, und zwar nicht nach Westen, sondern nach Osten. Von seinem Aussichtspunkt konnte Duilius das Ende von Sullas Kolonne sehen, eine kleiner werdende Staubwolke auf der Staße nach Aesernia. Er konnte nichts tun: Er hatte klare Befehle, mußte die Melfa-Schlucht mit einer Garnison belegen, statt eine gefährliche kleine Streitmacht auf ungeschützter Ebene zu verfolgen. Am besten schickte er eine Warnung nach Aesernia.
    Auch das erwies sich als sinnlos. Sulla durchbrach an einer Stelle die Linien der Belagerer und zog fast unbehelligt in die Stadt ein.
    »Er ist zu gut«, lautete die nächste Botschaft, die diesmal

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